Frischer Sound: Die Profis von Echoes of Swing mischten sich unter die Nachwuchsjazzer der Bigband des Gymnasiums Plochingen und der Musikschulband Jazztasy. Foto: Kellmayer Quelle: Unbekannt

Von Rainer Kellmayer

Das Jazzkonzert in der Plochinger Stadthalle endete mit einer fulminanten Jam-Session: Die Profis von Echoes of Swing mischten sich unter die Nachwuchsjazzer der Bigband des Gymnasiums Plochingen und der Musikschulband Jazztasy. Bei Night Train und dem Herbie Hancock-Hit Cantaloupe Island funktionierte das Miteinander bestens, wobei Soli von Trompete und Saxofon dem Ganzen die Krone aufsetzten. Die Improvisationskunst von Colin Dawson und Chris Hopkins hatte man schon zuvor bewundern können, etwa im Hipsters Hop oder dem lateinamerikanisch angehauchten Diplomata. Perfektes Zusammenspiel, begeisternde Chorusse und stringenter Drive: Hier zeigte sich die ganze Erfahrung von Echoes of Swing, einer Formation, die seit 20 Jahren in unveränderter Besetzung zusammenspielt. Dabei wirkte nichts angestaubt oder in Routine eingeschliffen - der frische Sound begeisterte, wobei die Band jedem Titel einen eigenen Stempel aufdrückte. Und wenn Bernd Lhotzky kühne Akkordfolgen aus dem Flügel hämmerte, der Trompeter Colin Dawson sich in höchste bläserische Sphären empor jubelte, das Saxofon von Chris Hopkins schmeichlerische Töne von sich gab oder Oliver Mewes am Schlagzeug für virtuose Breaks sorgte - dann spürte man, dass hier Jazzer von internationaler Klasse am Werk waren. Neben fetzigen Titel wie

Ragtime Dance überzeugten insbesondere die in kammermusikalischer Durchsichtigkeit vorgetragenen Partien. Ballet of the Dunes bewegte sich auf meditativer Klangspur, und als Colin Dawson mit schmuseweicher Stimme Cole Porters Dream Dancing anstimmte, blieb kein Auge trocken. „Ich bin sicher, dass das Folgende Frédéric Chopin nicht gefallen würde“ kündigte Bernd Lhotzky seine Bearbeitung der Schmetterlings-Etüde des polnischen Großmeisters der Klaviermusik an. Doch das Publikum nahm die virtuose, äußerst farbige und dynamisch durchgestaltete Jazzversion des Klassikers begeistert auf - kein Wunder, angesichts der technischen Perfektion und des blinden Verständnisses der Musiker untereinander. Ein besonderes Schmankerl war die Duofassung von Henri Mancinis Moon River aus dem Film Frühstück bei Tiffany: Hier ergänzten sich der filigrane Klavierklang und die mit flexiblem Ton gezauberten Saxofonlinien aufs Beste. Dann nahmen Echoes of Swing wieder in Quartettbesetzung Fahrt auf, sorgten für ordentlichen Drive und begeisterten die Hörer ein ums andere Mal mit ihren frischen, perfekt umgesetzten Interpretationen.

Eingangs hatte Jazztasy von der Musikschule Plochingen unter der Leitung von Rainer Frank mit Titel wie „Blues is my favorite Color“ oder dem Smokey Robinson-Hit „Get ready“ begeistert. Eine gute Visitenkarte gab auch die Bigband des Gymnasiums ab. Angefeuert von Burkhard Wolf hörte man neben Tenor Madness von Sonny Rollins den schwungvollen Duke Ellington-Titel Caravan. Einen besonderen Farbtupfer setzte Annabelle Nüssle, die stilsicher und mit strahlkräftigem Organ Leslie Bricusses „feeling good“ sang.