Von Elisabeth Maier

Startende und landende Flugzeuge zu beobachten, ist für Kinder wie für Erwachsene ein Erlebnis. Mit einer großen Besucherterrasse bietet der Flughafen Stuttgart da beste Möglichkeiten, aufs Vorfeld zu schauen. Allerdings nutzt die Flughafengesellschaft (FSG) die attraktive Fläche mit dem spektakulären Blick fast nur noch als Aussichtsplattform. Ein Bistro oder zumindest einen Kiosk mit Kaffee und frischen Snacks suchen die zahlreichen Gäste vergeblich. Inzwischen gibt es dort nur noch Automaten.

Dass es auch anders geht, hat die FSG bis vor fünf Jahren selbst gezeigt. Da betreuten die Flugzeugmodell-Experten Günter Kloft und Peter Postner als Pächter die beliebte Terrasse. Wer sich an den großen Maschinen satt gesehen hatte, durfte ihre liebevoll restaurierten Flugzeugmodelle bewundern. Oft waren die leidenschaftlichen Tüftler selbst in Stuttgart, um ihre Modelle zu reinigen oder zu reparieren. Wer Glück hatte, traf die zwei umtriebigen Senioren im Arbeits-Overall und durfte mit ihnen über die Fliegerei fachsimpeln. Zwar stehen einige Modelle noch auf der Terrasse, die die FSG jüngst runderneuern ließ. Aber im Vergleich zu früher wirkt alles trist.

Imagewerbung für den Flughafen

Für kurze Zeit betrieb die Stuttgarter „Hafenbar“ 2010 ein Bistro auf der Besucherterrasse. Der Barbetrieb im schön dekoriertem Urlaubs-Ambiente kam bei Besuchern bestens an, rechnete sich aber offenbar für die Betreiber nicht. Danach fand sich kein weiterer Pächter für die attraktive Lage, deren Vorteile auf der Hand liegen. Ein Publikumsmagnet waren früher die sonntäglichen Terrassenkonzerte, die in regelmäßigen Abständen stattfanden. Vor der besonderen Kulisse spielten Musikvereine aus benachbarten Kommunen, dazu gab es Weißwürste und Getränke. Das war eine Imagewerbung für den Flughafen. Und die Freizeitmusiker schätzten das Podium.

Immer wieder war bei der FSG die Rede von einem Nutzungskonzept für die Besucherterrasse, doch bis jetzt ist nichts passiert. „Es gibt nichts Neues“, sagt Flughafensprecherin Beate Schleicher auf Nachfrage. Mehr ist vom Flughafen nicht zu erfahren. Genaue Besucherstatistiken liegen Schleicher nicht vor, aber es seien „viele Tausende“ im Jahr. Bei Eintrittspreisen von 2,50 Euro für einen Erwachsenen und 1 Euro pro Kind ist das eine beachtliche Einnahmequelle. Gerade für Fluggäste mit Kindern, die Wartezeiten überbrücken müssen, ist die Terrasse ideal. Im Kassenraum gibt es Puzzles und Flugzeugmodelle zu kaufen, was bei den Kleinen gut ankommt. Allerdings ließe sich die Terrasse noch viel besser mit weiteren Angeboten bespielen.

Von frischen Ideen für die Attraktion ist längst nicht mehr die Rede. Einerseits mausert sich der gemeinsame Campus von Flughafen und Messe immer mehr zum Anziehungspunkt. Mit den Gebäuden der Airport City setzen die Planer städtebauliche Akzente. Was die Besucherterrasse angeht, stagniert das Angebot seit Jahren. Die „Erlebniswelt Flughafen“, auf der Homepage vollmundig angekündigt, wird da nicht weiterentwickelt. Das ist umso bedauerlicher, als die Betreiber mit dem „Nachhaltigkeits-Parcours“ und mit dem bestens ausbalancierten Angebot an Geschäften dazu beigetragen haben, den Flughafen auch für Tagesbesucher aus der Region attraktiv zu machen. Zwar lockt die Terrasse Spotter (deutsch: Flugzeugbeobachter) und andere Zaungäste auch ohne Zusatzangebote. Dennoch vertut die FSG eine Chance, den Flughafen zum Erlebnis- und Verweilort für Besucher nicht nur aus Anrainerkommunen zu machen.

Die Besucherterrasse hat von Oktober bis März von 9 bis 19 Uhr geöffnet; ab April bis 20.30 Uhr. Der Eintritt für Erwachsene (ab 16 Jahren) kostet 2,50 Euro; Kinder ab 6 bis 16 Jahren zahlen 1 Euro. Eine Familienkarte kostet 6 Euro für zwei Erwachsene mit allen Kindern; Jahreskarten sind für 35 Euro (ermäßigt 15 Euro) zu haben. Kinder unter 6 Jahren sind frei.

www.flughafen-stuttgart.de