Bauleiter Klaus Zarbock (hinten) und Pfarrer Markus Herb schauen sich die Beschaffenheit der Dachziegel auf dem Kirchturm an. Einzelne sind Anfang Dezember 2015 heruntergestürzt, weshalb eine Sanierung notwendig wurde. Quelle: Unbekannt

Von Katja Eisenhardt

Der Kirchturm der evangelischen Martinskirche in Hochdorf muss dringend saniert werden. An manchen Stellen ist das Dach undicht, Anfang Dezember 2015 stürzten Dachziegel herab, der Handlungsbedarf wurde akut. Bis November soll der Turm wieder in neuem Glanz erstrahlen.

Vom Kirchturm der Martinskirche sieht man derzeit nicht allzu viel, er ist komplett von einem Gerüst umschlossen. Vor drei Wochen wurde mit dem Aufbau begonnen, der jetzt nahezu abgeschlossen ist. An den beiden Seiten müssen noch Lastenabtragungstürme errichtet werden, die das das Gerüst zusätzlich stabilisieren. „Danach wird es eingenetzt“, erklärt Bauleiter Klaus Zarbock vom Roßwälder Planungs- und Restaurierungsbüro AeDis: „Die Netze sind schon deshalb notwendig, da sich der abgeschlagene Putz bei Wind ansonsten über den Ort verteilt würde.“

Als die Ziegel im Dezember 2015 zu Boden stürzten, wurde der Innenhof der Martinskirche umgehend mit einem Bauzaun gesichert. Architekt Peter Reiner von AeDis und der Hochdorfer Dachdeckermeister Gert Becker machten sich ein Bild von den Schäden am Kirchturm, erste Sicherungsarbeiten wurden durchgeführt. Aktuell steht für das Team von AeDis die umfassende Kartierung der einzelnen Schäden an: „Wir untersuchen den Turm und die Fassade dabei auf Schäden im Putz und Naturstein, schauen uns die Dachziegel genau an und ob die Blechverbindungen zwischen den einzelnen Baukörpern des Turms noch intakt sind“, erklärt Klaus Zarbock. Sind alle Schäden erfasst, kann eine genaue Kostenberechnung aufgestellt werden, dann werden die Arbeiten ausgeschrieben. Möglichst vollständig erhalten bleiben sollen im Zuge der Sanierung die Original-Ziegel des Turms. „Der Turm hat insgesamt acht Flächen, auf fünf davon findet man noch die Original-Ziegel - oder zumindest sehr alte. Teils wurden sie eventuell schon nach dem Blitzschlag von 1774 oder im Zuge der Kircheninnensanierung 1983 ersetzt. Heute könne man zu ersetzende Ziegel originalgetreu brennen lassen oder alternativ bei fertigen Rohlingen die Oberflächen entsprechend bearbeiten. Dass die Arbeiten am Dach so dringend sind, habe man vor dem Absturz der Dachziegel nicht auf dem Schirm gehabt, berichtet Pfarrer Markus Herb: „Wir hatten vielmehr die Sanierung der Fassade im Blick. Jetzt wird beides parallel gerichtet.“

Bis spätestens November dieses Jahres soll die Sanierung abgeschlossen sein, die Kirche ist während der Sanierung innen normal nutzbar. Nur die Kirchturmglocken werden während der Arbeiten am Turm nicht mehr läuten. Die Kosten dürften sich auf 340 000 Euro belaufen. „Wenn jetzt keine Überraschungen mehr kommen, dürfte das aus unseren Erfahrungswerten heraus so hinkommen“, ist Klaus Zarbock zuversichtlich. Eine unschöne Überraschung wäre es beispielsweise, wenn sich der unten drunter liegende Putz als so mürbe und brüchig herausstellt, dass der Putz komplett runter muss.

Die evangelische Kirchengemeinde muss selbst 100 000 Euro finanzieren. Dazu kommen Zuschüsse des Oberkirchenrats und des Kirchenbezirks sowie der bürgerlichen Gemeinde Hochdorf. „Darauf sind wir angewiesen, das wäre alleine nicht zu stemmen“, so Pfarrer Markus Herb. Um die notwendigen 100 000 Euro zusammenzubekommen, wurde im Sommer letzten Jahres ein Fundraising-Projekt für die Sanierung des Kirchturms gestartet: Es gab und gibt auch weiterhin verschiedene Aktionen und kulturelle Veranstaltungen, deren Erlöse in den Spendentopf fließen. „Das Team hat wirklich viele gute, kreative Ideen“, freut sich der Pfarrer. Zudem wurden Spendenkonten eingerichtet. „Bislang haben wir 37 000 Euro beisammen, das ist wirklich toll. Die Martinskirche und vor allem ihr Kirchturm scheint den Bürgern als ortsbildprägendes Gebäude einfach wichtig zu sein.“