Die Gebäude der Firma Hammelehle sollen spätestens im August oder September abgerissen werden. An ihren Stellen entstehen mehrere Neubauten. Foto: Ait Atmane Quelle: Unbekannt

Von Katja Eisenhardt

„Ich wünsche mir Frieden überall. Ich hoffe, meine Familie nach Deutschland holen zu können, damit wir hier eine deutsche Familie werden.“ Der Wunsch, den einer der Hochdorfer „Bergdorfbewohner“ zu Beginn des Theaterabends in der Breitwiesenhalle formuliert, ist ein Wunsch, den viele Flüchtlinge teilen, die es nach Deutschland geschafft haben. Sie alle sind „Reisende“, haben ihre ganz eigene Geschichte, persönliche Hoffnungen und Träume. Zum Abschluss des integrativen Theaterprojekts der Hochdorfer Flüchtlingshilfe, das gemeinsam mit „Bergdorfbewohnern“ und der Freien Bühne Stuttgart auf die Beine gestellt wurde, erfahren die Zuschauer, welche Hoffnungen und Träume das sind.

Demba aus Gambia, der nie eine Schule besucht hat, weil er arbeiten muste, hofft auf eine bessere Zukunft. Sein Landsmann Baboucarr möchte Deutsch lernen, einen Arbeitsplatz finden und als begeisterter Fußballer „in der Bundesliga kicken“. Wie schnell die Reise aber ein jähes Ende finden kann, zeigt das Beispiel einer serbischen Mitspielerin. Die ursprünglich 13-köpfige internationale Truppe stand am Abend der Aufführung nur noch zu zwölft auf der Bühne. Sie hatte eigentlich ein Lied vorbereitet, erfährt das Publikum, dann allerdings wurden die junge Frau und ihre Familie um drei Uhr nachts abgeholt.

In den kurzen Szenen des gut einstündigen Stücks greifen die Akteure Themen und Erlebnisse auf, die für sie von besonderer Bedeutung sind: Eine junge Frau kommt mit ihrem Baby in einem für sie fremden Land an, es liegt in einer größeren Badetasche, die zu einer provisorischen Tragetascher umfunktioniert wurde. Ein anderer sammelt voller Begeisterung einen Korb voll Äpfel und teilt sie dann mit den anderen Reisenden.

Auch Kritik am System findet in dem Stück Platz: „Ich würde den großen Politikern gern einmal sagen ‚Lasst die Waffen endlich schweigen und gebt den Menschen Brot‘“, lautet ein Appell. Ein anderer schwenkt ein gut gefülltes Geldsäckchen, gibt sich zwar als „Gutmensch“ aus, allerdings auf eine sehr überhebliche Art, die bei den anderen so gar keinen Anklang findet. Teilen will er im Gegensatz zu dem Apfelsammler nicht. Auch musikalisch und tänzerisch bringen die internationalen Akteure ihre Heimat dem Hochdorfer Publikum ein Stück näher.

„Das Projekt war ein sehr ambitioniertes Vorhaben, schon allein wegen der kurzen Zeit, die uns zur Vorbereitung blieb. Wir haben das Ganze ja innerhalb von nur vier Wochen und vier gemeinsamen Proben à drei Stunden auf die Beine gestellt“, erzählt Jenny Sprenger-Müller (Gesang/Stimmcoach) von der Freien Bühne Stuttgart. Gemeinsam mit Ismene Schell, die für die Regie zuständig war, hat sie das Stück mit der internationalen Hochdorfer Gruppe erarbeitet.

„Eine Vorgabe war, dass es ein gemeinsames Lied geben soll, das alle verbindet. Als erstes galt es also die ganz unterschiedlichen Stimmen kennenzulernen, zu klären, wer sich wie zeigen und bewegen möchte. Für die restlichen Szenen gab es erstmal eine Art Brainstorming bei dem jeder das einbringen durfte, was ihm zum Thema Reise besonders wichtig ist, oder was er oder sie besonders gut kann“, erzählt Sprenger-Müller. Das konnte Gesang ebenso sein wie Tanz. Der Spaß an der Sache stand dabei im Vordergrund: „Es geht gerade auch für die Flüchtlinge darum, eine Abwechslung zum Alltag zu haben, mitwirken zu können und wenigstens für eine kurze Zeit die Sorgen vergessen zu können.“

Für das Projekt gab es Fördermittel des Landes, den Kontakt zum Team der Freien Bühne Stuttgart stellte Susanne Weber-Mosdorf her, wie Bürgermeister Gerhard Kuttler zu Beginn erläuterte.