Am Ende der Albstraße wollen die Gemeinde und der Landkreis jeweils eine Unterkünft für Flüchtlinge bauen. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Die Gemeinde Neuhausen benötige für die Unterbringung von anerkannten Flüchtlingen dringend eine Unterkunft, betonte Bürgermeister Ingo Hacker im Gemeinderat. Das Gremium beschloss, ein Haus in Holzrahmenbauweise für etwa 60 Bewohner an der Albstraße zu errichten. Der Ausschuss für Technik und Umwelt hatte zuvor entschieden, vorsorglich gleich die Genehmigung für zwei weitere derartige Häuser zu beantragen.

Von Klaus Harter

Das Haus, das nicht nur für Flüchtlinge zur Verfügung stehen soll, sondern allgemein als Obdachlosenunterkunft, kostet 1,4 Millionen Euro. Die Firma, die sie errichtet, ging in einer europaweiten Ausschreiben des Landkreises als günstigste Bieterin hervor. Den Baubeschluss und den Antrag auf Baugenehmigung für drei Häuser fassten der Gemeinderat beziehungsweise der Ausschuss jeweils mit großer Mehrheit. Nicht zum Ausdruck kommt darin das Bauchgrimmen einiger Ratsmitglieder.

Der Standort am Ende der Albstraße am Rand des Gewerbegebiets Hungerberg liegt im Außenbereich. Dagegen gab es Einwände vor allem von umliegenden Firmen. Sie befürchten, die Wohngebäude führten zu Einschränkungen für sie und wiesen auch auf die Lärmbelästigung hin, die von Betrieben ausgeht. Bedenken haben Anlieger zudem, weil für die Unterkunft nur drei Stellplätze ausgewiesen werden sollen. Sie befürchten, dass Bewohner sich Fahrzeuge anschaffen, sobald sie Arbeit finden.

Die Gemeinde habe die Pflicht, Flüchtlinge unterzubringen, sagte Gabriele Probst (IGL). Sie sei überzeugt, „dass wir das auch leisten können“. Eine weitere Aufgabe sei ihre Integration. Die werde jedoch erschwert, wenn eine große Zahl von Flüchtlingen an einem Standort konzentriert würde. Deshalb stimme sie nur einem Haus an der Albstraße zu, drei Gebäude seien ihr zu viel. Sie sagte zwar als einzige nein, aber auch andere Ratsmitglieder hielten es für notwendig, weitere Standorte zu prüfen.

„Wir haben es uns nicht leicht gemacht, aber wir haben auch nicht viele Alternativen“, sagte Hacker zur Wahl des Bauplatzes. Es seien mehrere andere Standorte geprüft worden, aber nicht genehmigungsfähig gewesen. Die Wünsche, weitere Bauplätze für Flüchtlingsunterkünfte zu suchen, nahm er aber auf, „wohlwissend, dass jeder Standort kein guter Standort ist“. Er bestand trotzdem darauf, die Baugenehmigung für drei Häuser zu beantragen, damit die Gemeinde bei Bedarf schnell handeln könne.

Dafür plädierte auch Eckhard Römer (Freie Wähler). Der Gemeinderat habe schon ausführlich über den Standort diskutiert. Zudem dauere ein Genehmigungsverfahren vier Monate. Somit vergehe ein dreiviertel Jahr, bis ein Haus stehe, ergänzte Hacker. Er wolle vermeiden, dass die Gemeinde Hallen als Unterkunft nutzen müsse. Die Gemeinde müsse vorsorglich die Genehmigung von drei Häusern beantragen „in der Hoffnung, dass wir nur eines brauchen“, sagte Dietmar Rothmund (SPD). Zur Kritik, drei Stellplätze seien zu wenig, sagte Ortsbaumeister Gert Gaebele: „Bei den Parkplätzen sind wir noch relativ flexibel.“

Peter Schreck und Simone Gaiser (beide CDU) sorgten sich wegen der Aussicht, noch mehr Häuser, die 1,4 Millionen Euro kosten, bauen zu müssen. Schließlich müsse die Gemeinde weitere große Projekte finanzieren. Bürgermeister Hacker entgegnete, in der Nachkriegszeit habe Neuhausen schon mehrere Phasen mit Zuweisungen von Flüchtlingen und der Notwendigkeit zur Integration bewältigt.

Der Landkreis wird voraussichtlich im Oktober neben dem Haus der Gemeinde ein Gebäude für die Erstunterbringung von 130 Flüchtlingen bauen, kündigte Pressesprecher Peter Keck an. Ziel sei es, die derzeit geringeren Zuweisungen zu nutzen, „um unsere nachhaltigen Unterkünfte zu bauen“ und das bestehende Defizit abzubauen. Anschließen würden zunächst die Hallen der Kreisschulen geräumt und danach die Zelte abgebaut. Ein Zelt steht auf dem Festplatz in Neuhausen. Aber es bleibe die Ungewissheit, wie sich die Flüchtlingszahlen entwickeln. „Entspannung ist in keinster Weise angesagt.“