Devi Brandstätter Quelle: Unbekannt

„Ein Traum wurde wahr“, sagt die stellvertretende Ortsbeauftragte des THW-Ortsverbands Neuhausen, Andrea Vollrath. Der Traum trägt die Hausnummer 1 in der Otto-Lummitzsch-Straße am Ortsrand. Mitte Juli hat der Ortsverband sein neues, fast zwei Millionen Euro teures Domizil bezogen. Es ist funktional und auf die Bedürfnisse der Einsatzkräfte abgestimmt. Heute Nachmittag wird die Einweihung gefeiert.

Von Elke Eberle

Fast alles ist inzwischen eingerichtet. Die Küche wurde Anfang der Woche eingebaut, es gibt mehrere Büros, einen Funkraum, einen Seminarraum, einen Jugendraum, im Erdgeschoss den Sanitärbereich mit Umkleidemöglichkeiten, getrennt für Männer und Frauen, verschiedene Abstell- und Nebenräume, ein Materiallager, einen großen Raum für den Schirrmeister - und es gibt eine große Fahrzeughalle. Erstmals haben alle Fahrzeuge Platz. Die Fassade ist mit horizontal vorgehängten Metallelementen gestaltet. Akzente setzt die Erkennungsfarbe des THW, das kräftige Blau. Im Gebäude leuchtet ein Kunstwerk des Stuttgarter Glasgestalter Lukas Derow.

„Gleich abends nach der Baufreigabe am 14. Juli sind wir eingezogen“, erzählt Vollrath. Sie ist auch Ausbildungsbeauftragte des Ortsverbands. In diesem Jahr hat sie bereits mehr als 1000 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet. „Normalerweise sind es zehn bis 15 Stunden pro Woche“, sagt sie. Seit fünf Jahren ist Olaf de Vries Ortsbeauftragter, gerade wurde er für weitere fünf Jahre bestätigt.

Im Kreis Esslingen gibt es neben Neuhausen THW-Ortsverbände in Kirchheim und in Ostfildern. Die Neuhäuser stellen einen Fernmeldetrupp im Bereich Führung und Kommunikation, außerdem ist Beleuchtung ihr Spezialgebiet. Gerufen werden sie etwa nachts zu Unfällen, jüngst sorgten sie bei einer nächtlichen Zollkontrolle für Licht. Aber auch bei Hochwasser sind die Helfer im Einsatz - bei Bedarf im gesamten Bundesgebiet. „Wir können von hier aus und aus dem Stand heraus bundesweit Helfer entsenden. Die Zusammenarbeit mit anderen Ortsverbänden klappt problemlos, denn alle Fahrzeuge sind zum Beispiel gleich ausgestattet“, erklärt Hagen Vollrath. Er ist Jugendbetreuer im Ortsverband und in der THW-Bundesschule, die ihren Sitz in Neuhausen hat, Fachlehrer im Bereich Sprengtechnik und Motorsäge. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“

Bisher war der Ortsverband auf dem Gelände der Bundesschule am Novizenweg untergebracht. An der neuen Adresse erinnert der Straßenname an den 1962 gestorbenen Otto Lummitzsch. 1950 begann im Auftrag des Innenministeriums mit dem Wiederaufbau des Technischen Hilfswerks und er wurde zum ersten Direktor der Organisation. „Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die Straße nach ihm benannt wird, es ist die erste bundesweit“, sagt Hagen Vollrath. Bauherrin für den Neubau war die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Sie vermietet das Gebäude an das THW. 2009 gab es erste Erkundungen für ein Baugrundstück. Gesucht wurde auch in den Nachbarorten, fündig wurde das THW in Neuhausen. Als dann auch die Finanzierung gesichert war, ging es schnell: Im Februar 2015 war Baustart.

35 Männer und sechs Frauen sind im Ortsverband aktiv, im vergangenen Jahr kamen elf Aktive dazu, drei davon aus der Jugend. „Interessierte sind jederzeit willkommen, auch aus Filderstadt oder dem Aichtal. Im November startet die nächste Grundausbildung“, sagt Andrea Vollrath. Auch in der Jugendgruppe ist Zuwachs willkommen, sie trifft sich alle zwei Wochen am Samstagnachmittag. Für Andrea und Hagen Vollrath ist das THW fast schon eine zweite Heimat geworden und ihre vier Jahre alte Tochter Fleur fühlt sich in den neuen Gebäuden und auf dem Hof schon ganz zu Hause.