Pfarrer Alfred Kirsch (links) und Kurt Schmied zeigen, wo der Aufzug und die Feuertreppe an das Gemeindehaus angebaut werden. Foto: urh Quelle: Unbekannt

Von Ulrike Rapp-Hirrlinger

Für die katholische Kirchengemeinde St. Johann Baptist geht ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Das Gemeindehaus erhält einen Aufzug und ein behindertengerechtes WC. Zudem sorgt eine Feuertreppe für Sicherheit im Brandfall.

Der Gemeindesaal im ersten Stock des rund 50 Jahre alten Gebäudes ist bisher nur über Treppen erreichbar. Das bereitet Gehbehinderten Schwierigkeiten, für Rollstuhlfahrer ist er gar nicht zugänglich. „Wir schließen damit bei Veranstaltungen automatisch Menschen mit Behinderung aus“, bedauert Pfarrer Alfred Kirsch. Er merkt das ganz deutlich, wenn er einmal im Jahr alle Gemeindemitglieder über 70 Jahre einlädt. Im Gemeindehaus finden viele kirchliche Angebote statt - von der Kirchenchorprobe, den Sitzungen des Kirchengemeinderats über Treffen von Kommunionskindern, Firmlingen und anderen Gruppen, aber auch Familienfeste und Begegnungstage. Auch der Kindergarten nutzt regelmäßig den Gemeindesaal. „Kirche findet nicht nur im Kirchengebäude statt, sondern auch an anderen Orten“, betont der Pfarrer. Gerade niederschwellige und offene Angebote, die nicht in der Kirche selbst stattfinden, könnten eher kirchenferne Menschen wieder an die Kirche heranführen. Zudem steht das Haus für außerkirchliche Veranstaltungen zur Verfügung.

So treffen sich dort unter anderem die Nachbarschaftshilfe und der Verein Senioren- und Altenhilfe oder die Rheumaliga. Besonders für sie wäre ein Aufzug hilfreich. „Viele ökumenische Veranstaltungen könnten dann im Wechsel stattfinden“, sieht Kirsch einen weiteren Pluspunkt. Und sollten im Kindergarten Kinder mit Handicap sein, könnten diese problemlos den Saal erreichen. „Es ist uns wichtig, damit auch zur Inklusion beizutragen“ betont Kirsch. „Die Bevölkerung wird älter, daran müssen wir bei unseren Angeboten denken“, ergänzt der langjährige Kirchengemeinderat Kurt Schmied. Mit dem Aufzug schaffe man die baulichen Voraussetzungen.

36 Prozent der Kosten gesichert

Zehn Jahre lang gebe es schon Überlegungen, einen Aufzug einzubauen, erinnert sich Schmied. „Bisher scheiterte es am Geld.“ Schließlich muss die Kirchengemeinde die kompletten Kosten selbst tragen. 263 000 Euro wurden für das Vorhaben kalkuliert. 20 Prozent müssen mindestens als Spenden eingehen, sonst erteile die Diözese Rottenburg-Stuttgart keine Genehmigung, erklärt Kirsch. Und so rührte die Gemeinde die Spendentrommel. Kuchen wurden verkauft und Adventskränze gebunden, es gab Benefizkonzerte und ein Aufzugssekt wird verkauft. Beim örtlichen Drogeriemarkt setzte sich Pfarrer Kirsch höchstpersönlich an die Kasse und durfte nach seinem Einsatz den abkassierten Betrag als Spende mitnehmen. 10 000 Euro steuerte der Verein Senioren- und Altenhilfe bei. Inzwischen ist die Spendensumme auf fast 60 000 Euro angewachsen. Kirsch und Schmied hoffen, dass es noch mehr werden. Denn den Rest muss die Gemeinde aus ihren Rücklagen und über einen Kredit finanzieren. Jüngst sagte auch die Gemeinde Denkendorf einen Zuschuss von 35 000 Euro zu. „Damit sind 36 Prozent der Kosten gesichert“, freut sich Schmied.

Im Juni kann nun mit dem Bau begonnen werden. Am rückwärtigen Teil des Gemeindehauses wird ein Aufzugsturm erstellt, aus Brandschutzgründen jedoch nicht direkt ans Haus angebaut. Der Zugang ins erste Obergeschoss erfolgt über einen Vorplatz, von dem aus auch die Feuertreppe in den Garten führt. Über den Aufzug kann auch das behindertengerechte WC erreicht werden, das aus Platzgründen im Untergeschoss eingerichtet werden muss. Ende September sollen die Baumaßnahmen fertig sein.