Nicht als Diplomaten sieht Landrat Heinz Einiger (rechts) den Reichenbacher Bürgermeister Richter. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Mit einer Zustimmung von 97,1 Prozent hatte Bernhard Richter am 16. Oktober 2016 die Bürgermeisterwahl in Reichenbach gewonnen. Dass er weitere acht Jahre gewissenhaft die Geschicke der 8200 Einwohner zählenden Gemeinde lenken wird, hat er nun am Dienstag in der Brühlhalle beeidigt. Rund 350 Zuschauer folgten der Amtseinsetzung im Rahmen einer Gemeinderatssitzung mit Feierstunde.

Von Greta Gramberg

In den ersten Reihen saßen neben den Gemeinderatsmitgliedern und Bürgermeistern der Nachbarkommunen auch Landtagsabgeordneter Peter Hofelich und Landrat Heinz Eininger. Richter habe mit dem guten Wahlergebnis einen Knaller gelandet, sagte dieser, was nur davon getoppt werde, dass er bei den Wähler in zwei Wahlkreisen sogar hundert Prozent Zustimmung erhielt. „Das sind sozialistische Verhältnisse in Reichenbach“, scherzte der Landrat.

Während Wolfgang Baumann, stellvertretender Bürgermeister Reichenbachs und SPD-Gemeinderat, Bernhard Richter als guten Moderator charakterisierte, der auch strittige Themen so angehe, dass es eine Entscheidung mit breiter Mehrheit gebe, zeichnete Einiger ein anderes Bild. Er sei ein dynamischer Bürgermeister. „Aber ich möchte es ganz offen sagen: Er ist kein Diplomat“, sagte der Landrat. Er sei einer, an dessen Positionen man sich reiben könne, sagte Eininger über Richter, mit dem er oft in dessen Funktion als Fraktionssprecher der Freien Wähler im Kreistag zu tun hat. Doch es sei nicht schlecht, wenn einer voran gehe. „In unseren unruhigen Zeiten muss es darum gehen, Richtung zu geben“, so Eininger. In seiner Amtszeit habe Richter die Weichen richtig gestellt, Projekte mit Bedacht auf Nachhaltigkeit angegangen.

„Die Reichenbacher haben mit der Wiederwahl von Bernhard Richter ein gutes Geschäft gemacht“, fand auch Plochingens Bürgermeister Frank Buß, der dem Kollegen im Namen des Städte- und Gemeindetages, der Freien Wähler im Kreistag und den Bürgermeistern des Umlandes gratulierte. Denn das durchschnittliche Wochenpensum eines Rathauschefs betrage 62,29 Stunden, die Regelarbeitszeit nur 41 Stunden, zitierte Buß aus einer Studienarbeit. Im ernsteren Teil seines Grußwortes mahnte der Plochinger Rathauschef an, dass die interkommunale Zusammenarbeit wichtiger denn je sei, wenn die Kommunen ihren Wohlstand erhalten wollten. In diesem Zusammenhang konnte sich Buß am Ende eine Anspielung auf den Konflikt um die Mitfinanzierung der Sanierung des Plochinger Gymnasiums nicht verkneifen: Er schenkte Richter einen Gutschein für eine Stadtführung in Plochingen, zu der er auch die Reichenbacher Gemeinderäte einlud: Die Gruppe habe die Wahl, ob sie eine typische Stadtführung oder gleich das Gymnasium angucken wolle.

Bernhard Richter ließ sich davon nicht den Wind aus den Segeln nehmen. Der Hauptakteur des Abends trat zuletzt aufs Podium und zeigte sich gewohnt selbstbewusst. Seine vierte Amtszeit wolle er unter das neue Motto „Gutes sichern und Neues wagen“, stellen, sagte der 52-Jährige, der seit 24 Jahren auf dem Chefsessel im Rathaus sitzt. Die Kommunen stünden natürlich auch alle in Konkurrenz zueinander im Kampf um neue Einwohner. Richter zählte die Entwicklung seiner Gemeinde in Bereichen wie Kinderbetreuung, Bildung, Einkaufsoptionen und städtebaulicher Entwicklung auf. „Wenn diese Schlagworte Gradmesser sind, stehen wir in Reichenbach gut da“, sagte der Bürgermeister und lobte auch den mutigen Gemeinderat und seine starke Verwaltung.

Aber auch auf die Kommentare zu seinem Charakter ließ Richter nicht unbeantwortet. „In mir haben Sie noch nie einen gehabt, der nur um der Wahl willen etwas gesagt oder getan hat, was Sie wollen“, sagte er in Richtung seiner Bürger. Er habe immer gesagt: „Ich bin so, wie ich bin. Entweder nehmen Sie mich so oder einen anderen.“