Ein starkes Team sind Fabian (links) und Michael Stollsteimer mit der Trainerin Gaetana Trombetta. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Aufgeregt ist Fabian Stollsteimer schon vor den Deutschen Meisterschaften im Gardetanz, die am Wochenende in Oberhausen stattfinden. Und das, obwohl er mit seiner Partnerin Fabienne Dittrich bereits vier Titel im Paartanz bei Deutschen Meisterschaften gewonnen hat. „Es ist jedes Mal eine neue Herausforderung“, findet der 16-Jährige, der die 10. Klasse des Mörike-Gymnasiums in Esslingen besucht. Seit Monaten bereiten er und seine Partnerin sich auf den großen Auftritt vor.

An Erfahrung mangelt es den beiden wahrlich nicht. Bei Fernsehprunkfestsitzungen standen sie ebenso vor der Kamera wie beim Tigerentenclub des Ersten Deutschen Fernsehens. Für den Gymnasiasten, der im Alltag gerne Sweatshirts trägt und ziemlich cool wirkt, war das ein besonderes Erlebnis. „Wir haben vor den Kindern getanzt, denen das richtig gefallen hat.“ Sein Vater Michael Stollsteimer unterstützt den erfolgreichen Gardetänzer ebenso wie Filderer-Trainerin Gaetana Trombetta.

„Er hat schon mit fünf Jahren in der Sporthalle das Rad geschlagen“, erinnert sich die Altbacherin, deren Stieftochter Fabienne Dittrich ist. Mit ihrem Trainerteam bereitet sie die Tänzerinnen und Tänzer der Filderer auf die Wettkämpfe vor. Die Jungen und Mädchen zu motivieren, fällt der temperamentvollen Sport- und Gymnastiklehrerin mit italienischen Wurzeln nicht schwer. Man müsse schon sehr beweglich und diszipliniert sein, um so weit zu kommen, ist die erfahrene Gardetänzerin überzeugt.

Erfolgreiche Tanzgarden

Sie ist stolz darauf, dass die Filderer, die in Leinfelden-Echterdingen zuhause sind, so erfolgreich sind. Bei den Württembergischen Meisterschaften, die im Januar in Neuhausen stattfanden, haben die Sportlerinnen und Sportler kräftig abgesahnt. In 8 von 13 Disziplinen landeten ihre Starter auf Platz eins, dazu viermal Platz zwei und zwei dritte Plätze. Was ist das Erfolgsgeheimnis der Trainerin? „Eine gute Nachwuchsarbeit ist das A und O“, findet sie. Schon mit den Kleinsten trainiert sie intensiv, bereitet sie auf Wettkämpfe vor. „Aber es muss auch Spaß machen.“ In den Übungsstunden wird sehr viel gelacht. Ihren eigenen Sohn Robin habe sie allerdings nicht für den Tanzsport begeistern können, sagt die Mutter und lacht. Dafür freut sich die Familie umso mehr über die Erfolge von Tochter Fabienne, die in Fabian Stollsteimer einen idealen Tanzpartner gefunden hat. „Wir nennen sie einfach die Fabis“, sagt Michael Stollsteimer, der für die Filderer die Öffentlichkeitsarbeit macht. Jungen im Gardetanz sind in vielen Vereinen Mangelware. Bei den Filderern sind zurzeit gleich mehrere Tänzer am Start. „Fabian hat viele mit seiner Begeisterung und mit seinem Können angesteckt“, sagt Gaetana Trombetta. Sie findet es wichtig, dass Gardetanz nicht alleine eine Frauendomäne ist. „Manche Gardetänzerwerden immer noch dumm angequatscht, weil das angeblich nichts für Jungs sei“, ärgert sich auch Michael Stollsteimer, der seinen Sohn bei seinem Hobby nach Kräften unterstützt. Er ist stolz darauf, dass Fabian so erfolgreich ist. Obwohl Tochter Lena selbst keine Gardetänzerin ist, begleitet sie ihren Bruder zu den Deutschen Meisterschaften nach Oberhausen.

Wie stehen Fabians Mitschüler zu seinem ungewöhnlichen Leistungssport? „Die wissen natürlich Bescheid, und wenn wir im Fernsehen kommen, schauen viele zu“, sagt der 16-Jährige. Zwar kämen die Mitschüler in aller Regel nicht mit zu den Wettkämpfen, aber dafür sind die Mitglieder der Filderer umso aktiver dabei. „Wir fahren am Wochenende mit drei Bussen nach Oberhausen“, sagt Gaetana Trombetta. Die Fans unterstützen die Starter von den Fildern in der großen Wettkampfhalle, die 13 000 Besucher fasst.

Fußball wäre für Fabian Stollsteimer keine Alternative. Ihm mache es einfach Spaß, sich zur Musik zu bewegen. Der Paartanz ist für den Schüler besonders spannend, weil ihn die Hebefiguren faszinieren. Um sich an der Spitze der deutschen Gardetänzer zu etablieren, trainiert der drahtige Jugendliche fast täglich. Meist geht es nach der Schule noch nach Leinfelden-Echterdingen oder nach Steinenbronn in die Trainingshallen der Filderer. „Um so etwas leisten zu können, muss man gut in der Schule sein“, weiß Trainerin Trombetta. Aber da habe Fabian keine Probleme.

Tanz bleibt Freizeitvergnügen

Würde den Gymnasiasten eine Karriere als Profitänzer, zum Beispiel im Ballett, reizen? Da schüttelt er energisch den Kopf. Obwohl er noch keinen Traumberuf im Auge hat, ist das für ihn keine Perspektive. „Im Leistungssport, zumal als Tänzer, lässt sich kaum Geld verdienen“, sagt Michael Stollsteimer. Für die Leidenschaft seines Sohnes muss er einiges investieren, denn die Fahrtkosten und die Ausstattung zahlten die Familien selbst. „Das machen wir gerne, wenn wir seine Erfolge sehen.“ In Oberhausen wird er mit seinem Sohn und den anderen Gardetänzern bibbern, dass möglichst viele Top-Platzierungen herausspringen. „Die Konkurrenz ist groß“, weiß Gaetana Trombetta.