Was ist uns wichtig? Was wünschen wir uns? Die 10b macht sich Gedanken, was sie von der Regierung erwartet. Quelle: Unbekannt

Von Lorena Greppo und Mareike Spahlinger

Im Vorfeld der Landtagswahlen hat sich die Klasse 10b der Zollberg-Realschule mit den Wahlprogrammen der vier im Landtag vertretenen Parteien auseinandergesetzt. Die Schüler formulierten im Vorfeld ihre Wünsche an die Politik und untersuchten dann, welche davon sich in den Forderungen der Parteien wiederfinden. In geheimen Wahlen machten sie außerdem deutlich, welche Parteien sie überzeugen. Zuvor wurde aber intuitiv gewählt.

1. Vorwahlen

Bevor die Schüler ihre Wünsche an die Politik formuliert und sich intensiv mit den Wahlprogramme der Parteien auseinandergesetzt haben, fand eine Vorwahl statt, bei der jeder aus seinem bisherigen Wissen heraus wählen sollte. Das Ergebnis war sehr konservativ geprägt. Acht der insgesamt 23 Schüler wählten schwarz - also die CDU. Vier der Schüler entschieden sich für die aktuelle Regierungspartei, die Grünen. Fünf der Jugendlichen wählten deren Koalitionspartner, die SPD. Sechs Schüler der 10b wählten zu diesem Zeitpunkt die FDP.

2. Wünsche der Schüler an die Landesregierung

Wichtig ist den Jugendlichen vor allem die Gleichberechtigung - zwischen den Geschlechtern, aber auch die Gleichstellung homosexueller Paare. Das war die am häufigsten geäußerte Forderung. Gefolgt wird sie von dem Wunsch nach freiem WLAN und besseren Arbeitschancen sowie mehr Ausbildungsplätzen. Aber auch mehr Hilfe für Obdachlose liegt einigen Schülern am Herzen. Gleichbedeutend wichtig ist ihnen die Legalisierung von Cannabis und eine bessere Ausrüstung für die Polizei. Genauso oft wurden aber auch härtere Strafen für Verbrecher gefordert.

„Mehr erneuerbare Energien und mehr Hilfe für den Umweltschutz“, das stand auf den Wunschzetteln zweier Schüler. Zwei andere hätten außerdem gerne mehr Nachtbusse. Genauso gibt es auch Stimmen dafür, dass die Politik für Jugendliche interessanter und verständlicher gemacht werden sollte. Auch brachten sie den Vorschlag von Volksabstimmungen nach Schweizer Vorbild ein.

3. Wer vertritt unsere Interessen?

In sechs Gruppen beschäftigen sich die Schüler mit den Forderungen der Parteien zu den Stichpunkten: Umweltschutz, Flüchtlingspolitik, Netzpolitik, Wirtschaft, Bildung und Sozialpolitik.

Umweltschutz:

Gefunden haben die Schüler ihre Wünsche hauptsächlich im Programm der Grünen. „Ohne Umwelt könnten wir schließlich nicht existieren und darum müssen wir sie schützen“, findet die Arbeitsgruppe. „Die Grünen wollen versuchen, den Energieverbrauch zu senken, sich mehr für erneuerbare Energien einzusetzen“, argumentieren sie. Auch der Ruf nach einem Atomausstieg und der Energiewende sagt den Zehntklässlern zu. „Unsere zweite Wahl würde auf die SPD fallen, da sie ähnliche Ziele wie die Grünen verfolgen.“

Flüchtlingspolitik:

Hier siegt die SPD mit Vorschlägen wie der Einrichtung von Integrationsbeauftragten, Vorbereitungsklassen für Flüchtlinge und einer stärkeren Einbindung von Muslimen in die Flüchtlingshilfe. Mit diesen und weiteren Inhalten können sie bei den Schülern punkten. „Wir können uns gut mit ihren Interessen identifizieren“, sagen die Jugendlichen.

Netzpolitik:

Auch hier entsprechen die Grünen am ehesten den Wünschen der Schülerinnen und Schüler. Zwar stimmen die Jugendlichen auch mit der CDU und der FDP mit der Forderung nach schnellerem Internet überein. Dass die Grünen aber darüber hinaus für vernetzte Verkehrsverbindungen sorgen und sich intensiv um den Datenschutz bemühen wollen, gibt den Ausschlag. Immerhin, der SPD wird zu Gute gehalten, dass sie Kommunen bei der Umsetzung von offenem WLAN helfen will.

Wirtschaft:

„Hier überzeugt uns die CDU gefolgt von der SPD“, ist der Tenor der Jugendlichen. Sie wünschen sich vor allem Erleichterungen für junge Unternehmensgründer und die Unterstützung bei betrieblichen Weiterbildungen sowie den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel. Diese Wünsche sehen sie bei der CDU erfüllt.

Die SPD überzeugt mit der Hilfe bei der Arbeitssuche für Jugendliche, Langzeitarbeitslose, Migranten und Alleinerziehende. „Auch das Festhalten am Mindestlohn und die Ausbildungsgarantie für junge Menschen überzeugen uns“, argumentieren sie. Jedoch gefalle ihnen bei der CDU manches nicht. So etwa, „dass man keine Maßstäbe bei der Freihandelspartnerschaft mit den USA setzen will.“ Des Weiteren fehlt den Schülern der Aspekt des Umweltschutzes.

Sozialpolitik:

„Am ehesten vertritt die SPD hier unsere Wünsche, da sie sich um das Ganztagesangebot für Kinder und Jugendliche kümmern will“, sagt die Arbeitsgruppe. Ihnen gefällt zudem deren Forderung nach mehr Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen, sowie die Gleichstellung homosexueller Paare. „Diesen Punkt finden wir gut, weil jeder Mensch gleich behandelt werden sollte und jeder die gleichen Rechte haben sollte“, macht die 10b klar.

Im sozialen Bereich finden die Jugendlichen außerdem viele Aspekte, die alle Parteien im Wahlprogramm haben, wichtig und gut. So etwa Mehrgenerationenhäuser, die flächendeckende Versorgung von Kindertagesstätten, die Barrierefreiheit öffentlicher Einrichtungen, die Steigerung der Attraktivität von Pflegeberufen, gezielte Prävention in der Gesundheitspolitik oder auch die finanzielle Unterstützung von Alleinerziehenden.

Jedoch gibt es auch einige Aspekte, die den Schülern fehlen. „Wir vermissen die finanzielle Unterstützung von Suppenküchen.“ Außerdem fehlt einem Teil der Schüler der Ruf nach einem schärferen Abschiebungsgesetz.

Bildung:

In Sachen Bildung punktet die SPD mit der Forderung nach einem islamischen Religionsunterricht, die FDP mit der Forderung nach einem Ethikunterricht ab der ersten Klasse. Die Grünen hingegen mit ihrer Wahlfreiheit der Eltern und Kinder bezüglich weiterführender Schulen. Auch andere Wünsche finden die Schüler in den Parteiprogrammen wieder: „Freies WLAN, Legalisierung von Cannabis, sowie strengere Einwanderungsgesetzte“, erklären die Jugendlichen.

Unterm Strich:

Zwar haben die Schüler manche ihrer Wünsche in den Parteiprogrammen wiedergefunden, jedoch bleiben auch Vorbehalte. Einige der Schüler folgerten: „Eine ideale Partei können wir nicht finden, da zwar viele gute Standpunkte vertreten, oft aber die Nachteile überwiegen.“

4. Abschlusswahlen

Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler genau überlegt hatten, was sie sich von ihrer Landesregierung wünschen und nachdem sie sich informiert hatten, für welche Forderungen die vier Parteien stehen, ging es eine Woche später erneut an die Wahlurnen. Im Vergleich zur Vorwahl fiel das Ergebnis deutlich anders aus. Während die CDU bei der Vorwahl auf acht Stimmen kam, überzeugte sie am Ende nur noch drei der Jugendlichen. Die Grünen konnten ihr Ergebnis im Vergleich zur ersten Wahl verdoppeln und bekamen acht Stimmen von den Schülern der Zollberg-Realschule.

Der Koalitionspartner SPD legte ebenfalls deutlich zu und schaffte es, mit dem Parteiprogramm zehn Jugendliche von sich zu überzeugen. Das Wahlprogramm der FDP enttäuschte dagegen sichtlich. Lediglich eine Stimme bekamen die Liberalen noch. In der ersten Wahl waren sie noch auf sechs Stimmen gekommen.

Damit zeichnet sich ein klarer Stimmungswechsel ab. Während in der Vorwahl noch die CDU und FDP klar vorne lagen, wäre die gewählte Regierung der Klasse 10b eine Koalition aus SPD und Grünen - die SPD würde damit den Ministerpräsidenten stellen. Beide Parteien konnten die Schüler überzeugen und entsprechen am ehesten den Wünschen der Jugendlichen.

Die Ergebnisse der Landtagswahl finden Sie am 13. März ab 18 Uhr in unserem Wahlspecial