Ein Besuch in Deweys Gallery in der Esslinger Webergasse ist wie eine Reise in die Glitzer- und Glamourwelt des Showgeschäfts – und keiner dieser Schätze ist unverkäuflich. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Von Alexander Maier

Wer sich in Deweys Gallery in der Esslinger Webergasse umschaut, sollte viel Zeit mitbringen, denn der Galerist Joachim Penno kann stundenlang erzählen. Große Namen wie Freddie Mercury und Queen, die Beatles und die Rolling Stones, Nina Hagen, Supertramp, Frank Zappa, AC/DC, Van Halen, Abba, Guns ’n’ Roses, Pierce Brosnan, Daniel Craig oder die Backstreet Boys gehen dem 47-jährigen Altbacher ganz selbstverständlich über die Lippen. Andere schauen ehrfürchtig zu Heroen der Pop-, Rock- und Filmgeschichte auf – Penno ist vielen von ihnen auf Augenhöhe begegnet.

Und weil sie spürten, dass er ein bisschen anders ist als viele, die sich gerne im schönen Schein des Showbiz sonnen, hat er im Lauf der Jahre zahllose sehr persönliche Erinnerungen zusammengetragen, an denen er auch andere teilhaben lässt: In Deweys Gallery bietet er Raritäten aus dem Schatzkästlein jener Glitzerwelt an. Und die sind so reizvoll, dass selbst „James Bond“-Darsteller Roger Moore schon zu Gast war und sich prompt ein Knöllchen für falsches Parken in der Webergasse einhandelte. Er nahm’s gelassen, weil ihn Pennos Schätze versöhnt haben . . .

Goldene Schallplatten von Metallica, Queen oder den Rolling Stones, eine Gitarre von Peter Maffay, Original-Requisiten aus den „Star Wars“-Filmen, ein Trommelfell samt -stöcken von Ringo Starr, eine Skulptur von Helge Schneider, künstlerische Originale von Bob Dylan sowie Ron Wood oder eine hocherotische und sehr persönliche Lithografie von John Lennon – wer Deweys Gallery besucht, mag seinen Augen ob der Fülle rarer Sammlerstücke kaum trauen. Kenner wissen, dass es oft nicht einfach ist, Originale von gut gemachten Kopien zu unterscheiden. Doch Joachim Penno versichert: „Bei mir ist alles echt. Dafür verbürge ich mich.“ Natürlich lässt sich das leicht sagen, doch er garantiert nicht nur mit seinem Namen, sondern häufig auch mit Echtheitszertifikaten – und manchmal sogar mit Fotografien, die den Moment festhalten, als das Exponat vom jeweiligen Star höchstpersönlich gewidmet oder überreicht wurde.

Sammler gibt es viele, doch einen Fundus wie Joachim Penno haben nur die allerwenigsten. Die Sammelleidenschaft hat ihn in jungen Jahren gepackt. Zehn Jahre alt war er, als er Freddie Mercury und Queen 1979 zum ersten Mal live auf der Bühne erlebt hat. Damals gab es noch keine Schleyer-Halle oder Porsche-Arena und schon gar keine Open-Air-Konzerte auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Wer die heißesten Bands und Künstler live erleben wollte, musste nach Böblingen fahren – die dortige Sporthalle war die beste Adresse für große Pop- und Rockkonzerte in der Region. Der örtliche Sportverein übernahm die Security. „Früher war alles noch viel entspannter und familiärer“, erinnert sich der 47-Jährige. „Da gab’s noch nicht die ganzen Sicherheitsvorkehrungen, die die Künstler heute vom Publikum abschotten.“

Penno, der in Böblingen aufgewachsen ist, ist damals weniger des Sports als der Konzerte wegen in den Verein eingetreten: „Ich war größer und kräftiger als andere in meinem Alter und durfte als Ordner mitmachen. Seither hat mich die Liebe zur Musik nicht mehr losgelassen.“ Was als Hobby begann, wurde für den gelernten Kraftfahrzeugmechaniker zum Beruf: Er war freier Mitarbeiter der Zeitschrift „Bravo“, die viele Stars „gemacht“ hat. Und er hat viele Größen als „Mädchen für alles“ begleitet, war Fahrer, Security-Mann, Betreuer und Pressesprecher. „Das war eine unglaubliche Zeit“, erinnert er sich. „Wenn man solch einen Job übernimmt, ist man oft wochenlang mit Leuten unterwegs, die andere nie persönlich kennenlernen werden. Da ist man 24 Stunden lang für alles und jeden Ansprechpartner.“ Penno könnte unzählige Geschichten erzählen. Vieles gibt er preis – anderes bleibt bei ihm so sicher aufbewahrt wie in der Bank von England. „Wenn man diesen Job macht, muss man den Stars mit Respekt begegnen“, weiß er. „Und man darf nie vergessen, dass man es auch mit Menschen zu tun hat. Diese Leute haben ein feines Gespür dafür, wie man ihnen gegenübertritt: Nimmt man sie ernst? Geht man professionell mit ihnen und ihren Anliegen um? Spricht man die Themen an, die ihnen wichtig sind, und lässt man ihnen zwischendurch auch die Ruhe, die sie brauchen?“

Weil viele der Künstler Joachim Pennos Haltung zu schätzen wussten, wurden die Kontakte oftmals viel persönlicher, als es in dieser Branche üblich ist: „Manche denken, dass alles nur sehr oberflächlich bleibt. Ich habe wunderbare Menschen kennengelernt, die mein Leben bereichert haben.“ Trotzdem wäre er nie auf die Idee gekommen, einen der Künstler, die er betreut hat, um ein Souvenir zu bitten: „Das verbietet die Professionalität.“ Etwas anderes ist es, wenn die Stars ihm ganz persönliche Erinnerungsstücke anvertraut haben – als Zeichen ungewöhnlicher Verbundenheit.

Inzwischen ist Pennos Sammlung schier unerschöpflich. Und zu jedem Stück kann er eine seiner herrlichen Geschichten erzählen, die aus einem Souvenir etwas Einzigartiges machen. Manche kaufen diese Raritäten aus Verbundenheit mit bestimmten Stars, andere wollen ein Stück Musik- und Filmgeschichte ihr Eigen nennen, und wieder andere suchen eine interessante Kapitalanlage. Und weshalb trennt er sich von solchen Kostbarkeiten – zumal für überraschend moderate Preise? Auch da muss er nicht lange nachdenken: „Man darf sich selbst nie zu wichtig nehmen. Für mich ist es die größte Freude, andere glücklich zu machen. Wenn ich merke, dass jemand in Deweys Gallery kommt, mit feuchten Augen vor einem Erinnerungsstück steht, das ihn mit seinem Lieblingsstar verbindet, und dann kaum glauben kann, dass es nun ihm gehört, ist dieser Moment viel schöner als das Wissen, dass man diesen Schatz selbst besitzt.“

  • www.deweys-gallery.com