Mit einem Normag-Schlepper aus den 50er-Jahren bringt Simon Vetter (am Steuer) den Hydrophor und seine Besatzung zum Einsatzort. Fotos: oh Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Das Ziel der Bulldog- und Schlepperfreunde Rheinhausen-Oberhausen war klar: ein Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde sollte es werden - für die längste von Hand gepumpte Löschwasserleitung der Welt. Einen Kilometer lang musste sie sein, eine Stunde lang sollte das Wasser gleichmäßig aus dem Strahlrohr sprudeln. Rund 500 Feuerwehrleute sind dafür vonnöten, und so suchten die Veranstalter aus dem Badischen Verstärkung. Weil Robert Keller und seine Feuerwehroldtimerfreunde Esslingen für jeden Spaß zu haben sind, ließen sie sich nicht zweimal bitten, packten ihre historische Handpumpe auf einen Anhänger und düsten in großer Besetzung nach Rheinhausen. Dort erfüllten sie zusammen mit 18 weiteren Teams aus Deutschland und dem Elsass zwar die ursprünglichen Anforderungen - der Weltrekord blieb ihnen dennoch versagt. Ein bisschen hoffen Keller und seine Mitstreiter darauf, dass die Guinness-Schiedsrichter ihre umstrittene Entscheidung doch noch einmal überdenken. „Doch auch wenn wir am Ende ohne Eintrag ins Buch der Rekorde bleiben, war’s für alle ein tolles Erlebnis“, hält der Vorsitzende der Feuerwehroldtimerfreunde den Ball erst mal flach.

Schiedsrichter winken ab

Dass die Guinness-Schiedsrichter dem Weltrekord die Anerkennung versagten, kann Robert Keller nicht verstehen: „Die Bedingungen waren vorher klar, und die Begründung ist nicht überzeugend. Die haben die 1000 Meter Schlauch, die da gelegt wurden, als handelsübliche Rohrleitung abgetan und deshalb nicht anerkannt. Dabei ging es um etwas völlig anderes.“ Entscheidend bei diesem kühnen Unterfangen waren nicht etwa die Feuerlöschschläuche, sondern die Art und Weise, wie das Wasser über die Distanz von einem Kilometer gepumpt wurde: Zugelassen waren ausschließlich Handpumpen, die mindestens hundert Jahre auf dem Buckel haben. 19 dieser so genannten Hydrophore kamen schließlich in Rheinhausen zusammen - eines der besterhaltenen Exemplare hatten die Esslinger Feuerwehroldtimerfreunde mitgebracht.

Robert Keller und seine Mitstreiter dürfen stolz sein auf ihren liebevoll restaurierten Fuhrpark, der neben klassischen Löschfahrzeugen und Drehleitern auch ein Feuerwehrmotorrad, einen Hydrantenwagen, einen Traktor - und einen Hydrophor umfasst. Letzterer zählt zu den Glanzstücken der wertvollen Sammlung: Diese Saug- und Druckspritze, die einst zu den wichtigsten Hilfsmitteln jeder Feuerwehrabteilung gehörte, wurde von der Stuttgarter Glockengießer- und Feuerspritzenfabrik Heinrich Kurtz unter der Seriennummer 2389 angefertigt und 1901 an die damals noch selbstständige Feuerwehr Wäldenbronn ausgeliefert. Seit 2006 befindet sich der Hydrophor im Besitz der Feuerwehroldtimerfreunde Esslingen. Und wer den rührigen Verein mit seinen 138 Mitgliedern kennt, der ahnt bereits, dass die historische Handpumpe nicht nur voll funktionsfähig ist, sondern sich im Bestzustand präsentiert.

Das hat den Esslingern beim Weltrekordversuch in Rheinhausen vieles erleichtert. „Als wir unseren Hydrophor damals bekamen, haben wir ihn erst mal komplett zerlegt, sämtliche Teile überprüft und alles, was nicht mehr perfekt funktioniert hat, erneuert. Jetzt läuft die Pumpe im wahrsten Sinn des Wortes wie geschmiert“, sagt Robert Keller schmunzelnd. „Da hat uns mancher beneidet. Während wir ganz entspannt pumpen konnten, mussten sich andere Teams mit ihren Hydrophoren ganz schön ins Zeug legen.“ Vor allem aber waren die Esslinger personell bestens aufgestellt: Zu den 26 Feuerwehroldtimerfreunden, die nach Rheinhausen mitfuhren, gesellten sich sechs befreundete Köngener Feuerwehrleute. „So konnten wir uns abwechseln, und jeder hatte zwischendurch genug Zeit, sich wieder zu erholen. Es spricht für den Zusammenhalt in unserem Verein, dass so viele mitgemacht haben.“

Dass schon während des einstündigen Rekordversuchs die Nachricht kursierte, dass die Guinness-Schiedsrichter die Anerkennung verweigern würden, konnte der Begeisterung der 500 beteiligten Feuerwehr-Enthusiasten keinen Abbruch tun. „Jeder hatte das Gefühl, dass wir den Weltrekord verdient hätten“, sagt Robert Keller. „Und jeder wollte zeigen, dass wir das können. 19 historische Hydrophore aufzubieten, die solche Wassermengen bewältigen - das soll uns erst mal einer nachmachen. Und außerdem waren wir es den zahlreichen Zuschauern schuldig, bis zum Schluss weiterzumachen.“

Das Gemeinschaftserlebnis zählt

Und so ganz nebenbei war’s ein tolles Gemeinschaftserlebnis, das die Feuerwehroldtimerfreunde nicht missen möchten - Weltrekord hin oder her. „Die Bulldog- und Schlepperfreunde Rheinhausen-Oberhausen haben ein tolles Programm auf die Beine gestellt“, lobt Keller. „Das war für uns ein Erlebnis, das so rasch keiner vergessen wird. Und dass wir gezeigt haben, dass ein mehr als 100 Jahre alter Hydrophor noch immer zuverlässig arbeiten kann, ist auch eine tolle Bestätigung für unsere Arbeit.“