Seit 2014 fährt der Nachtbus von Esslingen nach Aichwald. Ab Sommer 2018 kommen zwei neue Linien im Stadtgebiet hinzu.Archiv Foto: Dietrich Quelle: Unbekannt

Von Hermann Dorn

Gute Nachricht für Nachtschwärmer in Esslingen: Mitte 2018 werden zwei neue Buslinien eingeführt, die an den Wochenenden im Stundentakt verkehren. Zeitgleich wird es voraussichtlich zu einer weiteren Änderung im Esslinger Busverkehr kommen. Die Linie 110, die zwischen Wäldenbronn und Bahnhof verläuft, soll dann auch die Neue Weststadt bedienen.

Der Gemeinderat hat gestern einstimmig den Startschuss für die nächsten Schritte gegeben, die notwendig sind, um die Zuständigkeiten für den Esslinger Busverkehr nach dem EU-Recht langfristig zu klären. Welche Unternehmen bedienen künftig die einzelnen Linien? So lautet die zentrale Frage. Die Entscheidung fällt voraussichtlich erst im kommenden Jahr, wobei der Städtische Verkehrsbetrieb (SVE) als klarer Favorit in das Verfahren geht. Sollte das Unternehmen wie erwartet den Zuschlag erhalten, will es bis zu 49 Prozent der Leistungen an andere Firmen vergeben. Erklärte Absicht der Stadt Esslingen ist es, mit einer mittelstandsfreundlichen Ausschreibung die bisherige Zusammenarbeit mit den Firmen Fischle, Schlienz und Schefenacker fortzusetzen.

Aufhorchen lassen im gegenwärtigen Stadium einige Details des Leistungskatalogs, der als Grundlage für das weitere Verfahren dient. Die Weichenstellungen, die dort vorgenommen werden, betreffen die Fahrgäste sehr viel direkter als die Frage nach den künftigen Vertragspartnern für die Stadt. Das gilt für zwei Punkte. Nachtbusse statt Nachttaxis - so lautet jetzt die Vorgabe. Außerdem sollen die Routen für die Busse neuen Anforderungen angepasst werden. Betroffen sind neben der Linie 110 auch die Linien 113 und 118, die Esslingen mit den Stadtteilen Zollberg und Berkheim verbinden. Der neue Elektro-Hybrid-Bus ermöglicht es, beide Stadtteile bereits in diesem Jahr emissionsfrei anzufahren und die Verbindungen innerhalb des Zollbergs zu verbessern.

Abschied vom Nachttaxi

Die Vorgabe, dass der künftige Vertragspartner zwei Nachtbuslinien bedienen muss, bedeutet für die Stadt einen Kursschwenk. Aus Kostengründen, aber auch aus der Überzeugung, dass Nachttaxis kundenfreundlicher und flexibler sind, hat sie dieser Lösung bisher den Vorzug gegeben. Dabei blieb es auch, als Aichwald im Dezember 2014 ausscherte und auf einen Nachtbus setzte. Im Esslinger Rathaus hat sich jetzt die Überzeugung durchgesetzt, dass der zusätzliche Aufwand für einen Nachtbus gerechtfertigt ist. In der Anfangsphase wird der Einsatz von Minibussen favorisiert, die Platz für bis zu 25 Fahrgäste bieten. Sollte dieses Angebot nicht ausreichen, hält die Verwaltung auch den Umstieg auf Standardbusse für denkbar.

Neu ist auch das Vorhaben, die Neue Weststadt in zwei Jahren an die Linie 110 anzubinden. Auf der Fahrt zwischen Wäldenbronn und Bahnhof würden die Busse damit zwar Zeit verlieren. Schwerer wiegt nach Ansicht der Verwaltung aber der Vorteil, ein ganzes Quartier besser mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erschließen. Als wichtige Adresse gilt neben dem Hengstenberg-Areal mit Volkshochschule und Studentenwohnheim die neue Hochschule. Sie zieht im nächsten Jahrzehnt bekanntlich neben die Stadtwerke.

Gute Karten für den SVE

Der Anlass für die Stadt, zum jetzigen Zeitpunkt mit diesen Plänen an die Öffentlichkeit zu gehen, ist formal. Europäisches Recht verpflichtet bei der Vergabe der Buslinien zu weitgehender Transparenz. Dazu gehört im aktuellen Stadium die offizielle Information, dass die Stadt die Leistungen im Busverkehr direkt an den SVE vergeben will. Etwaige Konkurrenten haben innerhalb von drei Monaten die Möglichkeit, ebenfalls ihr Interesse anzumelden. Sollten Mitbewerber ihren Hut in den Ring werfen, müsste das Regierungspräsidium entscheiden, ob sie zum Zug kommen. Eine solche Zuspitzung gilt in Esslingen aber als unwahrscheinlich. Experten weisen auf die Bedeutung hin, die in dieser Stadt dem Oberleitungsnetz zukommt. Als Eigentümerin könnte die Stadt private Interessenten im Zweifelsfall so zur Kasse bitten, dass sich ein Einstieg für diese nicht rechnen würde. Ein Blankoscheck ist für die SVE mit solchen Rahmenbedingungen allerdings nicht verbunden. Erklärtes Ziel ist es im Rathaus, den Zuschuss für den Busverkehr weiter zu senken. Ein Vertrag mit dem Landkreis hat zuletzt dazu geführt, dass er schrittweise von 3,7 auf 1,5 Millionen Euro zurückgeht. Jetzt setzen Verwaltung und Gemeinderat auf weitere Spareffekte.

Neue Angebote in Sicht

Nachtbus: Die Abfahrten der Busse werden samstags und sonntags auf die S-Bahnen ausgerichtet, die um 1.12, 2.42, 3.42 und 4.42 Uhr in Esslingen ankommen. In den Nachtbussen gelten die VVS-Fahrscheine und Monatskarten.

Buslinie N12: Der Nachtbus beginnt Mitte 2018 die Tour in den Esslinger Norden am Bahnhof. Er fährt über die Maillekreuzung zur Burg, bedient Wäldenbronn, St. Bernhardt, Hohenkreuz und erreicht über das Schulzentrum Nord und Rüdern die Endhaltestelle Neckarhalde.

Buslinie N13: Im Esslinger Süden bedient der Nachtbus auf seinem Rundkurs folgende Stadtteile: Pliensauvorstadt, Zollberg, Berkheim und Sirnau. Oberesslingen wird an der Adenerbrücke nur am Rand berücksichtigt.

Buslinie 110: Die Linie 110, die bisher direkt von Wäldenbronn an der Frauenkirche vorbei auf der Berliner Straße zum Bahnhof führt, soll in zwei Jahren auch die Weststadt bedienen. Als Haltestellen sind die Schlachthausbrücke, die Stadtwerke und die Südtangente vorgesehen.