Festo-Vorstandssprecher Alfred Goll. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Sabrina Erben

Hannover - Ob Libelle, Ameise, Känguru oder die menschliche Hand: Der Esslinger Automatisierungsspezialist Festo stellt auf der weltgrößten Industrieschau in Hannover traditionell Roboter vor, deren Bauweise sich an der Natur orientiert. So auch dieses Jahr: Während der Bionic-Cobot von den Bewegungsabläufen des menschlichen Arms inspiriert ist, sind beim Bionic-Motion-Robot Elefantenrüssel und Oktopus-Tentakel die Vorbilder. Der Bionic-Cobot ist frei beweglich und intuitiv bedienbar: ein feinfühliger Helfer. Das Esslinger Familienunternehmen zeigt auf der Messe, was es zu bieten hat: Noch mehr Standfläche als im vergangenen Jahr, noch mehr Neuheiten - und sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel lässt sich bei ihrem Rundgang über das Messegelände die technischen Feinheiten von Festo-Vorstandssprecher Alfred Goll erklären.

Für Goll ist es eine Premiere. Auf der Hannover Messe war das Vorstandsmitglied schon viele Male, allerdings nicht als Sprecher des Vorstands. Bei der Pressekonferenz, die Festo jedes Jahr anlässlich der Industrieschau gibt, spricht er von „bewegten Zeiten“, die hinter dem Unternehmen lägen. Der langjährige Vorstandsvorsitzende Eberhard Veit verließ Ende 2015 das Unternehmen auf eigenen Wunsch, von seinem Nachfolger Claus Jessen trennte sich Festo schon im September 2016. Nun ist Personalchef Goll an der Reihe, nun soll wieder Ruhe einkehren. Und die Geschäftszahlen? Gerade so hat man Ende des Jahres die Kurve bekommen: „Insgesamt konnten wir dank positiver Entwicklungen ab dem vierten Quartal und eingeleiteter Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung und Kostensenkung ein zufriedenstellendes Finanzergebnis erreichen“, sagt Goll. Festo verbuchte ein Umsatzplus von vier Prozent auf 2,74 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2015 betrug das Umsatzwachstum acht Prozent. Man verhängte vorerst einen Einstellungsstopp, 18 800 Mitarbeiter arbeiteten im vergangenen Jahr weltweit für das Unternehmen, davon 8500 in Deutschland und 10 300 Frauen und Männer im Ausland. „Die Gesamtsicht auf das abgelaufene Geschäftsjahr zeigt ein sehr solides Wachstum in unserem Kernmarkt, aber eine gedämpftere Entwicklung in unseren Wachstumsmärkten in Asien und Amerika“ erklärt Goll. In Deutschland betrug das Wachstum im vergangenen Jahr drei Prozent, 2015 waren es zehn Prozent.

Der Blick ist nach vorn gerichtet. „Festo startete sehr gut in das Geschäftsjahr 2017“, sagt Goll. Dieses Jahr rechnet der Pneumatikspezialist wieder mit einem Umsatzwachstum zwischen sechs bis acht Prozent. Und Festo fährt zweigleisig: Im Rahmen einer hybriden Strategie fokussiert sich das Unternehmen auf die Entwicklung eines kostengünstigen Standardprogramms für den Massenmarkt und auf die Entwicklung von Lösungen für die Fabrik- und Prozessautomation. Acht Prozent des Umsatzes fließen in die Forschung und Entwicklung. „Die Herausforderung besteht darin, das immer größere Bedürfnis der Kunden nach Individualität zu günstigen Preisen zu erfüllen“, sagt Vorstandsmitglied Ansgar Kriwet. Flexibilität ist gefordert. Besonders stolz ist man auf die Automatisierungsplattform Festo Motion Terminal. „Damit haben wir die Pneumatik revolutioniert“, sagt Goll. Ähnlich wie das Smartphone den Markt der Mobilfunk-Endgeräte durcheinandergewirbelt habe, werde auch die Plattform die Automatisierungstechnik auf den Kopf stellen, schreibt Festo selbstbewusst in einer Mitteilung. Mit der Fusion aus Mechanik, Elektronik und Software wird nun eine flexible Produktion ermöglicht.