Foto: oh - oh

Von Alexander Maier


Edward-Errol Jaffke ist noch immer fassungslos: Ein 38-jähriger Mann hat in der Nacht zum Montag das Fischerheim auf der Esslinger Neckarinsel verwüstet. Er soll im Drogenrausch gehandelt haben. Den Ärger haben nun der Vorsitzende des Fischereivereins Esslingen und seine Mitglieder – und Gaststätten-Pächter Thomas Haubelt, der vor den Trümmern seiner Existenz steht. Nach ersten Schätzungen hat der Einbrecher einen Schaden von 40 000 bis 50 000 Euro verursacht. So schlimm wie der materielle ist auch der ideelle Schaden. „Wie soll ich noch ruhig schlafen?“, fragt sich Haubelt, der eine Wohnung im Fischerheim hat. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt ihm nicht: Bereits am kommenden Wochenende haben zwei Familien im Fischerheim für ihre Tauf-Feiern reserviert. „Die Leute verlassen sich auf mich“, weiß der Pächter der Gaststätte Die Insel. Deshalb hieß es gestern für den Wirt und seine Familie genau wie für den Fischereiverein, die Ärmel hochzukrempeln, um die ganzen Schäden wieder zu beseitigen.

Unerklärliche Zerstörungswut

Es ist ein Bild der Zerstörung, das sich nach dem Einbruch im Fischerheim bot: Eingeschlagene Fenster, aus den Verankerungen gerissene Türen, zerbrochenes Geschirr, mutwillig umgestürzte Regale, zwei Kaffeemaschinen im Wert von allein 16 000 Euro und überall Blutspuren, weil sich der Eindringling offenbar verletzt hatte. „Für uns ist es unerklärlich, wie jemand mit dieser Zerstörungswut vorgehen konnte“, schüttelt Jaffke den Kopf. Gaststätten-Pächter Thomas Haubelt kannte den Mann sogar: „Von Zeit zu Zeit ist er mit seinem Hund vorbeigekommen. Noch am Sonntag hat er Getränke gekauft. Ich habe ihn begrüßt, ihm einen schönen Tag gewünscht – das war alles.“ Dass die Polizei zunächst von einem vorausgegangenen Streit ausgegangen war, überrascht Haubelt: „Ich bin zu allen Gästen freundlich – alles andere wäre unsinnig. Nur wenn sich die Leute bei mir wohlfühlen, kann ich mein Geld verdienen.“
Eigentlich wollten die Esslinger Fischer den 1. Mai traditionell beim Anfischen an ihrem See im Bayerischen verbringen. Kurz nach 5 Uhr wollte eines der Vorstandsmitglieder Grill und Getränke beim Fischerheim verladen, als ihm ein Unbekannter mit Hund begegnete. Er forderte den Mann zum Gehen auf, was der auch tat – erst dann bemerkte der Vorständler den Einbruch. Couragiert machte er sich an die Verfolgung und stellte den Mann beim Oberesslinger Bahnhof: „Er ist bereitwillig mitgekommen und ließ sich von der Polizei, die inzwischen eingetroffen war, verhaften.“ Im Laufe des Tages wurde der 38-Jährige wieder auf freien Fuß gesetzt, um prompt in seiner eigenen Wohnung zu randalieren, worauf er in die Psychiatrie eingewiesen wurde.
„Wir stellen natürlich Strafantrag“, erklärt Edward-Errol Jaffke. Und auch sein Pächter wird darauf drängen, dass der Einbrecher belangt wird. Ob der Täter in der Lage ist, den Schaden zu begleichen, gilt als fraglich. Fischereiverein und Wirt werden den Einbruch nun bei ihren Versicherungen melden und darauf hoffen, dass wenigstens der materielle Schaden gelindert wird. „Trotzdem bleibt wohl einiges von den Kosten an uns hängen“, fürchtet Jaffke. Dass der Fischereiverein Rücklagen angespart hat, ist ein schwacher Trost: „Das Geld ist eigentlich für nötige Reparaturen gedacht. Bei solch einem Gebäude kann immer etwas kommen. Jetzt müssen wir uns komplett verausgaben, um die nötigen Reparaturen am Gebäude zu bezahlen und das Fischerheim noch besser abzusichern – zum Beispiel durch stabilere Türen und Rollläden. Das sind wir unserem Wirt schuldig.“ Thomas Haubelt freut sich über diese Unterstützung: „Ich bin seit 2010 Pächter im Fischerheim – das ist der sechste Einbruch. Da kann man schon irgendwann verzweifeln.“ Doch genau wie die engagierten Fischer lässt er sich so rasch nicht unterkriegen: „Es kann nicht sein, dass einem so jemand alles kaputt macht. Da muss man kämpfen, und das werde ich auch tun.“