Ulrich Sterra Quelle: Unbekannt

Von Christian Dörmann

Die Genossinnen und Genossen im SPD-Kreisverband Esslingen sind derzeit recht komfortabel unterwegs. Im Schulz-Zug lässt es sich angenehm reisen - hin zu Umfragewerten für die Bundes-SPD, die sich derzeit bei Werten um die 30 Prozent einpendeln. Aufbruchstimmung bei den wenig erfolgsverwöhnten Sozialdemokraten, und davon war auch am Donnerstagabend im Alten Rathaus viel zu spüren, als die Mitglieder des Kreisverbandes ihre Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Esslingen kürten. 76 abgegebene Stimmen, 75 davon für die einzige Kandidatin Regina Rapp und nur eine Enthaltung. Damit haben sich die Parteimitglieder geschlossen hinter die 34-jährige Mutter zweier Kinder und vollzeitbeschäftigte Geschäftsführerin für Personalentwicklungsprogramme an der Universität Stuttgart gestellt.

Vorbilder Hauff und Mosdorf

Und wenn man schon einmal auf einer Welle der Euphorie surft, dann schwimmen auch die Erwartungen ganz oben. Dem Platzhirsch Markus Grübel von der CDU im Wahlkreis Esslingen das Direktmandat abnehmen: Dieses Ziel rückt für manchen Sozialdemokraten durchaus in greifbare Nähe. So erinnerte etwa Esslingens ehemaliger Oberbürgermeister Ulrich Bauer an Zeiten, da es Volker Hauff und Siegmar Mosdorf gelang, die feste Bank christdemokratischer Bundestagsabgeordneter zu knacken. Und Daniel Blank, der stellvertretende Vorsitzende im SPD-Ortsverein Esslingen, riet den Genossinnen und Genossen, das Direktmandat als Ziel der anstehenden Bundestagswahl im September ernst zu nehmen.

Dass Regina Rapp ihren Auftrag ernst nimmt, ihre Partei im Wahlkampf engagiert zu vertreten, daran konnte nach ihrer Bewerbungsrede kein Zweifel aufkommen. Dafür sprach nicht nur der neu erworbene rote Blazer, sondern auch der charmant vorgetragene Ausflug durch so ziemlich alle Politikfelder, ohne freilich allzu sehr ins Detail zu gehen. Doch ihre Grundbotschaften sind klar: Brücken bauen statt Mauern, keine Toleranz gegenüber Intoleranz und die von Erhard Eppler immer wieder vorgebrachte Aufforderung, wonach alle, die soziale Verantwortung übernehmen können, dies auch tun sollen. Für Regina Rapp ist das gerade in diesen Zeiten wichtig, da „die Welt Gefahr läuft, aus den Fugen zu geraten“. Gleichwohl sieht sie nicht nur wegen eines mit viel Vorschusslorbeeren bedachten Kanzlerkandidaten Martin Schulz oder eines Frank-Walter Steinmeier in seiner künftigen Rolle als Bundespräsident gute Gründe für einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft. Mit diesem verbindet sich für sie vor allem ein Wunsch: „Eine gerechte und sichere Gesellschaft bei uns, in Europa und überall auf der Welt“.

Große Herausforderung

Michael Wechsler, der zur Bundestagswahl 2013 gegen Markus Grübel angetreten war und mit 25,2 Prozent knapp die Hälfte der Erststimmen seines Kontrahenten erreicht hatte, weiß um die Größe der Herausforderung und versicherte Regina Rapp seine volle Unterstützung. Als Fürsprecher der Kandidatin trat unter anderem auch der Landtagsabgeordnete Wolfgang Drexler auf, der durchaus Parallelen zwischen Regina Rapp und Martin Schulz erkennt: „Der Kanzlerkandidat verkürzt die Kluft zwischen oben und unten dramatisch. Das hat etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun, und das verkörpert auch Regina Rapp.“

auch diese Kandidaten treten im Wahlkreis Esslingen an

CDU: Ohne Absicherung über die Landesliste geht für die CDU bereits zum fünften Mal Markus Grübel ins Rennen. Er ist Bundestagsabgeordneter, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verteidigung und Esslinger Stadtrat. Grübel benötigt für seine Wiederwahl das Direktmandat.

Grüne:Für die Grünen tritt Stephanie Reinhold aus Ostfildern an. Sie ist stellvertretende Bezirksvorsteherin in Stuttgart-Plieningen und legt ihren Schwerpunkt auf die Themenbereiche Sozialstaat sowie die Chancen- und Teilhabegerechtigkeit für alle Menschen in der Gesellschaft.

FDP:Der 30-Jährige Rechtsanwalt Sven Kobbelt aus Esslingen wird für die Freien Demokraten in den kommenden Wahlkampf gehen. Der gebürtige Nordrheinwestfale ist verheiratet und Vater einer Tochter. Kobbelt sieht die Aufgabe der Politik darin, „den Menschen Freiheit zu geben, ihre Chancen nutzen zu können“.

Linke:Die Linke wird im anstehenden Wahlkampf mit ihrem Kandidaten Martin Auerbach vertreten sein. Er ist in Backnang geboren und arbeitet in Esslingen im Theodor-Rothschild-Haus in der Mülbergerstraße. Für Auerbach steht der Mensch im Zentrum seines Denkens, doch brauche der Mensch mehr als Hartz IV oder eine Durchschnittsrente, um leben zu können.

AfD:Ulrich Sterra kam zur AfD, als ihm die Christdemokraten zu links wurden. Er ist Immobilienmakler, in Tübingen geboren, und hat seine ersten Lebensjahre in Kirchentellinsfurt verbracht, bevor er nach Stuttgart zog. Sterra wendet sich gegen den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung in will zum alten Schulsystem zurückkehren.