Quelle: Unbekannt

Einer hat sich dem anderen anvertraut: Diesen Satz durfte ich am vergangenem Wochenende meiner Freundin und ihrem Ehemann bei der Hochzeitsfeier zusprechen, sie haben sich auch ge-traut, was doppeldeutig verstanden werden kann. Beide trauten sich, „Ja“ zueinander zu sagen, und sich das Versprechen zu geben, treu zu sein - und das auf Lebenszeit. „Bis dass der Tod euch scheidet“ haben Sie vielleicht an Ihrer eigenen Hochzeit gehört. Ein „furchtbar“ feierlicher Satz, der das eine oder andere Brautpaar nachdenklich macht: Ist das überhaupt machbar? Wird das gut gehen? Denn viele wissen, so ein gemeinsames Leben kann ein langer Weg sein, der Strecken von Unsicherheit, Unabsehbarkeiten und Unübersichtlichkeiten beinhalten kann.

Man muss sich schon trauen, sich auf dieses Wagnis einzulassen. Gleichzeitig gilt auch: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, beispielsweise tiefe Verbundenheit, Beständigkeit und Verlässlichkeit. Für alle diese genannten Werte ist eines unabdinglich: sich einander anzuvertrauen. Darauf vertrauen, dass man sich auf einander verlassen kann, einander treu zur Seite zu stehen in guten und in schlechten Tagen, in Krankheit und in Gesundheit, einander treu zu sein und zu bleiben. Treue, mag ein Wort sein, das altertümlich und prähistorisch wirkt, sowohl angesichts der hohen Scheidungsraten, als auch der unzähligen Enttäuschungs- und Leiderfahrungen, wenn das Versprechen der ewigen Treue scheitert. Doch aktuelle Jugendstudien stellen fest, dass ein großer Teil junger Menschen Treue für sich als wert- und bedeutungsvoll erachtet. Warum ist das wohl so?

Treue kann mit einem Baum verglichen werden, dessen Wurzeln in tiefe Ebenen menschlicher Beziehung reichen, die Beziehung erden, ihr Bodenhaftung schenken. Das schenkt die Möglichkeit, nach oben zu wachsen. Wie ein Baum seine Äste in alle Himmelsrichtungen ausbreitet, so ragt Treue in Richtung Zukunft - und sagt: Unser gemeinsames Lebensprojekt hat Perspektive.

Catharina Buck, Pastoralreferentin und Klinikseelsorgerin in Esslingen