Von Alexander Maier

Es gibt nicht viele Themen, die in den vergangenen Monaten in Esslingen so intensiv diskutiert wurden wie die Zukunft der Stadtbücherei. Dass eine Erweiterung der Hauptstelle im Bebenhäuser Pfleghof nötig ist, weiß man im Rathaus schon seit den 1990er-Jahren - bewegt hat sich bislang allerdings so gut wie nichts. Zuletzt schien die Diskussion endlich in Schwung zu kommen: Noch im Frühjahr soll der Kulturausschuss entscheiden, ob die Bücherei am angestammten Standort fit gemacht wird für die Zukunft oder ob die Stadt einen neuen Standort in der östlichen Altstadt anstrebt. Entscheidungshilfe könnten die Bücherei-Nutzer geben, die bis zum 15. April befragt werden.

Zukunftskonzepte im Dutzend

Lässt man die Diskussionen über Modernisierung und Erweiterung der Bücherei-Hauptstelle Revue passieren, fühlt sich so mancher Beobachter an eine unendliche Geschichte erinnert. Immer wieder betonten Vertreter aller Ratsfraktionen ihre größtmögliche Sympathie für die Stadtbibliothek und deren hervorragende Arbeit, die bundesweit Anerkennung findet. Doch immer dann, wenn dem ungeteilten Lob endlich auch Taten folgen sollten, konnte sich die Ratsmehrheit nicht zum entscheidenden Schritt in Richtung Zukunft durchringen. Und auch jetzt sehen manche Stadträte vor einer Grundsatzentscheidung noch immer in vielen Punkten Klärungsbedarf.

So fordern etwa die Freien Wähler, „vorher den Flächenbedarf für eine neue Stadtbücherei zu definieren sowie konzeptionelle Fragen einer zukunftsorientierten Bücherei zu klären“. Dagegen verweisen diejenigen, die nun auf eine rasche Grundsatzentscheidung drängen, etwas verwundert darauf, dass Bücherei-Leiterin Gudrun Fuchs und bereits deren Vorgängerin Sibylle Weit seit den 1990er-Jahren etwa ein Dutzend Grundsatzpapiere, Planungsstudien und Zukunftskonzepte vorgelegt haben, die freilich im Kulturausschuss meist nur oberflächlich diskutiert worden waren und deshalb offenbar bei manchen rasch wieder in Vergessenheit geraten sind.

Die Besucherbefragung, die derzeit läuft, könnte nicht nur der Bücherei, sondern auch den Ratsmitgliedern machen Fingerzeig liefern. Der Fragenkatalog ist lang und differenziert - etwa zehn Minuten sollten Bücherei-Nutzer für die Beantwortung reservieren. Gefragt wird etwa, aus welchen Gründen der Besucher in die Bücherei kommt, und ob er Medien aus privaten, beruflichen oder schulischen Gründen nutzt. Mit ihren etwa 1000 Besuchern ist die Esslinger Stadtbücherei ein wichtiger Frequenzbringer für die östliche Altstadt. In welchem Maße davon zum Beispiel der örtliche Handel profitiert, wird ebenfalls ermittelt: Kommt der Besucher ausschließlich wegen der Bücherei, oder verbindet er seinen Besuch mit einem Einkauf, einem Arzt- oder Schulbesuch oder der Mittagspause? Auf die Frage, wie die Besucher die Atmosphäre in der Bücherei-Hauptstelle empfinden, sind ebenfalls aufschlussreiche Antworten zu erwarten: Wird sie als angenehm, lebendig, langweilig, kommunikativ, laut oder ruhig empfunden? Die Rückmeldungen vieler Kunden gegenüber dem Bücherei-Personal sind eindeutig: Insgesamt wird die Bücherei hoch geschätzt, doch die fehlende Trennung zwischen ruhigen Bereichen, wo es sich ungestört arbeiten lässt, und belebten Zonen, in denen es auch einmal lauter zugehen kann, wirft im Alltag zunehmend Probleme auf, die sich nur mit einer Erweiterung lösen lassen.

Detailliert wird auch das jeweilige Nutzungsverhalten abgefragt: Wie oft und zu welchen Zeiten kommen die Kunden, wie lange bleiben sie in der Bücherei, wie aktuell finden sie den Medienbestand, und wie intensiv werden digitale Angebote genutzt? Wie werden Service, Ausstattung und Leistungen eingeschätzt? Und am Ende haben die Kunden Gelegenheit, Verbesserungsvorschläge zu formulieren.

Wer sich an der Benutzerbefragung der Esslinger Stadtbücherei beteiligen möchte, kann seine Meinung entweder direkt in der Hauptstelle der Stadtbücherei in der Heugasse 9 oder im Internet unter www.bibliothek-besucherumfrage.de/Esslingen kundtun.