Von Melanie Braun

In ihrem Alltag beschäftigen sich die meisten von ihnen mit Pneumatik, also mit technischen Geräten, die via Druckluft angetrieben werden – und für die der Hersteller von Antriebstechnologien Festo bekannt ist. Aber auch bei ihrem Hobby spielt Luft eine große Rolle – allerdings in diesem Fall die Atemluft. Seit zehn Jahren singen Festo-Mitarbeiter im Firmen Chor air voices. Zum Jubiläum treten sie erstmals offiziell öffentlich auf: sie singen Händels Oratorium Messias in der Esslinger frauenkirche. Eberhard klotz, dem Leiter des Chores, ist durchaus bewusst, dass das Oratorium keine leichte Kost für seine Sänger ist. „der Messias ist Profi Musik“, sagt klotz. Er wisse, dass das Stück oftmals sehr schwierig sei, vor allem wegen der teils sehr hohen Töne. Aber zum zehnjährigen Bestehen des Chores wolle man etwas Besonderes auf die Beine stellen. Zudem sei er ein Fan von klassischer Musik und wolle den Leuten die Klassik schmackhaft machen – mit einem nicht allzu exotischen stück. Da sei der Messias genau richtig. Und das, obwohl die air voices unter erschwerten Bedingungen proben. Damit möglichst viele Festo-mitarbeiter in dem werkschor mitsingen können, finden die proben einmal die Woche in der Mittagspause statt. Weil da jeweils nur etwa eine Stunde geübt werden kann, hat sich außerdem eine zweistündige monatliche Probe am Nachmittag etabliert. Das reicht aber nicht aus, um den Messias innerhalb kurzer Zeit einzustudieren. Deshalb haben sich die air voices Zeit genommen: seit zwei Jahren bereiten sie sich schon auf den Auftritt im November vor – mit fünf Monaten Unterbrechung für die Proben zu ihrem Jahres Konzert 2015. „aber wir sind auf den Tag genau im probenplan“, berichtet klotz stolz. Schon jetzt habe es sich gelohnt, ein solch anspruchsvolles werk anzugehen, findet der Chorleiter. „wir haben schon eine achtbare Entwicklung gemacht.“ die Soprane etwa könnten bereits eine Quinte, also fünf töne, höher singen als zu Beginn der proben. Inzwischen beherrschten die Sänger auch jeden Ton und jede einzelne Passage des Stückes – nun gehe es an die Wiederholung. Aber auch für klotz selbst ist die Vorbereitung viel Arbeit. Nicht nur, weil er den Chor dirigiert, sondern auch, weil er die Noten eigens für die Aufführung bearbeiten musste. Denn die air voices werden bei ihrem Auftritt von der jungen süddeutschen Philharmonie Esslingen begleitet – für jedes der 25 Instrumente des Ensembles passte klotz die Stimme in der Partitur an. „das allein hat rund 100 Stunden gedauert“, erzählt er. Und das, obwohl sich der Chorleiter im musikalischen Bereich hervorragend auskennt. Seit 30 Jahren leitet er verschiedene Chöre. Er wollte sogar ursprünglich einmal Musik studieren, entschied sich dann aber doch für eine wirtschaftlich sicherer erscheinende Karriere in der freien Wirtschaft. Mittlerweile ist klotz Leiter der Kampagne Industrie 4.0 bei Festo – und dirigiert nebenher den Firmen Chor. Dass es den überhaupt gibt, ist nicht zuletzt der verdienst des Chorleiters. Denn klotz hat die gruppe mitgegründet, nachdem vor etwa zehn Jahren eine Mitarbeiterin anfragte, ob es denn keinen betriebschor gebe. Die erste Zeit sei zäh gewesen, erinnert sich der Dirigent. Die Truppe war klein und hatte keinen festen Ort zum Proben. Man zog sich zum Singen in immer andere Räume zurück, die gerade frei waren – doch oft genug sei es passiert, dass der Chor rausgeschmissen wurde, weil wichtige Besprechungen stattfinden sollten, erzählt klotz. Der musikalische Durchbruch sei erst mit dem Musical Konzert gelungen, das der Chor Ende 2012, Anfang 2013 gleich zweimal im Atrium von Festo vor 400 Gästen aufführte. Im Jahr darauf folgte ein erfolgreiches Abba-konzert und 2015 wurde zum 50-jahr-jubiläum der Festo-betriebssportgruppen, zu denen der Chor gehört, ein großes Konzert im Neckar Forum gegeben. Letzteres sei schon eine große Sache gewesen, sagt klotz – doch es sei immer noch ein Event für Festo-mitarbeiter und deren Angehörige gewesen. Das soll beim Messias-konzert in der frauenkirche anders sein. Erstmals kündigen die air voices ihren Auftritt offiziell an und wollen auch Besucher ansprechen, die nichts mit ihrer Firma zu tun haben. Zu Beginn vor zehn Jahren sollte der Chor eher sozialen Aspekten genügen. Man wollte, dass sich die Mitarbeiter über abteilungs- und hierarchiegrenzen besser kennenlernen. Aber jetzt stehe man an der Schwelle zu etwas neuem, sagt klotz. „wir haben Spaß daran, nach den Sternen zu greifen.“ der Chor werde besser, man wolle gerne öfter öffentlich auftreten. Zudem werde überlegt, in den schwäbischen chorverband einzutreten, um das Netzwerk zu erweitern und Zugriff auf Hilfsmittel zur Weiterentwicklung zu bekommen. Der festo-chor air voices unter der Leitung von Eberhard klotz führt das Oratorium „Messias“ von Georg Friedrich Händel zwei Mal in der Esslinger frauenkirche auf, nämlich am Dienstag, 25. Oktober, und am Donnerstag, 27. Oktober, jeweils um 19 Uhr. Bei dem Konzert wird der Chor von der jungen süddeutschen Philharmonie Esslingen begleitet und von den professionellen Solisten Andrea Brown, Marion Eckstein, Hans Jörg ;Mammel, jens Hamann und Thomas Dengel unterstützt. Karten gibt es zum Preis von 15 Euro (Kinder 10 Euro) bei der EZ am Marktplatz. Ein Video von einem Auftritt der air voices ist zu sehen unter http://bit. Ly/2b0sj93