Rucksackkontrolle auf dem Oktoberfest: Nach den jüngsten Anschlägen denkt man in München über ein Rucksackverbot nach. Bei den Großveranstaltungen im Kreis Esslingen plant man ein solches bislang nicht. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Katja Eisenhardt

Ob beim Kino auf der Burg, beim Zwiebelfest, den „Flammenden Sternen“, dem Krautfest oder dem Cannstatter Volksfest: Veranstalter und Sicherheitskräfte sind ob der jüngsten Anschläge in Bayern und Frankreich noch wachsamer als ohnehin schon bei den jährlichen Großveranstaltungen.

Beim Kino auf der Burg rechnen die Organisatoren des Kommunalen Kinos Esslingen mit rund 25 000 Besuchern bis zum Ende am 6. August. „Wir haben unsere seitherigen Sicherheitsstandards insofern erweitert, als dass wir kurzfristig am Einlass zusätzlich vier professionelle Sicherheitskräfte engagiert haben, die das bislang 13-köpfige Team ergänzen. Das bedeutet für uns ungeplante Mehrkosten von rund 4000 Euro“, berichtet Sibylle Tejkl. „Für uns ist das ein Kompromiss. Man muss etwas tun. Die Besucher sollen sich sicher und wohl fühlen.“ Zudem gibt es am Eingang Taschenkontrollen. Um Zeit zu sparen, bitten die Veranstalter darum, größere Dinge wie Decken oder Jacken vorab aus der Tasche zu holen.

Sicherheitspersonal aufgestockt

In der Esslinger Innenstadt findet zwischen dem 5. und 15. August mit dem Zwiebelfest eine weitere Traditionsveranstaltung statt. Frank Jehle vom Palmschen Bau geht von Besucherzahlen zwischen 90 000 und 120 000 aus. „Man ist aufgrund der aktuellen Geschehnisse noch sensibler in Sachen Sicherheit geworden. Es gab bereits ein Gespräch mit allen Beteiligten“, sagt Jehle. So werde im Sicherheitsbereich personell aufgestockt. Ein Verbot für Rucksäcke oder große Taschen sei nicht umsetzbar. Denn beim Zwiebelfest gebe es keine Eingangskontrollen, der Festbereich sei über verschiedene Nebeneingänge offen zugänglich. „Da müssten wir die Innenstadt absperren, um einen kompletten Überblick zu bekommen. Das geht nicht.“ Worauf aber stets geachtet werde, sei das Fahrzeugaufkommen rund um den Festbereich: „Hier ist das Personal an den entsprechenden Eingangsstraßen vorhanden. Große Fahrzeuge wie aktuell in Nizza kommen nicht rein.“

Wachsam sind auch die Planer der „Flammenden Sterne“ in Ostfildern, die zwischen dem 19. und 21. August laut Projektleiterin Carina Speidel wohl wieder rund 50 000 Besucher anziehen werden. Kommende Woche sei ein Treffen mit allen Beteiligten zum Thema Sicherheit und Organisation geplant. „Da werden die Details besprochen und auch, ob die bisher schon hohen Standards nochmals erweitert werden. Ein Thema wird der Einsatz weiterer Sicherheitskräfte sein - ob nun sichtbar präsent oder in Zivil“, kündigt Speidel an. Ein generelles Rucksackverbot sei eher keine Option. Denn wie beim Kino auf der Burg kämen die Besucher oft mit Decken oder Jacken, die verstaut werden müssten. „Wir legen aber jedem nahe, möglichst keine großen Taschen mitzubringen.“ Taschenkontrollen gebe es an den beiden Eingängen schon immer. „Jetzt wird noch genauer hingeschaut.“ Geklärt werden müsse etwa die Frage, ob die Besucher zusätzlich abgetastet werden. „Es ist immer ein schmaler Grat. Man möchte ja auch niemanden unnötig verunsichern“, betont Speidel. Standard seien schon immer täglich zwei Sicherheitsbesprechungen des Teams vor Ort - eines kurz vor dem Start am Abend, das zweite kurz vor Beginn des Feuerwerks: „Das hat sich bewährt.“

Noch etwas länger Zeit für die detaillierte Sicherheitsplanung hat die Stadt Leinfelden-Echterdingen im Hinblick auf ihr nächstes Krautfest vom 14. bis 16. Oktober. Zwischen 20 000 und 40 000 Besucher kämen je nach Wetter im Schnitt, so Stadtmarketingleiter Klaus Wagner. „Wir haben unsere Besprechung mit der Polizei immer im September nach den Ferien. Da wird es dann um die Details gehen, etwa, ob die Sicherheitskräfte aufgestockt werden. Was sinnvoll ist, wird getan. Ein generelles Rucksackverbot ist momentan nicht angedacht. Das ist bei uns schwierig, denn es gibt keine Einlasskontrolle. Aber es wurde schon immer stichprobenartig auf dem Festgelände kontrolliert, schon um zu schauen, ob Alkohol mitgebracht wird.“

Polizei hat die aktuelle Lage im Blick

Großveranstaltungen wie das Volksfest auf dem Cannstatter Wasen vom 23. September bis 9. Oktober oder zuvor der Christopher Street Day und das Stuttgarter Sommerfest waren am vergangenen Mittwoch Thema eines Sicherheitsgesprächs im Rathaus der Landeshauptstadt. Die Polizei sei gut aufgestellt, zeige noch mehr Präsenz - auch in Zivil, heißt es.

Man schaue genau hin, wie sich die aktuelle Lage weiter entwickle und reagiere dann entsprechend, bestätigen Michael Schaal, Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, das auch für den Kreis Esslingen zuständig ist, sowie der Stuttgarter Polizeisprecher Olef Petersen, der gleichzeitig betont: „Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht.“ Es werde aber alles Mögliche unternommen, allein schon in Sachen Prävention: „Ein Thema ist dabei die Verhinderung von Amokläufen. Hier ist jeder gefragt, auf sein Umfeld und mögliche Veränderungen zu achten, ob das nun im familiären Bereich ist, in der Schule oder bei der Arbeit“, so Petersen. Ein generelles Rucksackverbot sei beim kommenden Volksfest zum aktuellen Zeitpunkt noch kein Thema: „Wir empfehlen ohnehin Besuchern bei Großveranstaltungen aller Art, Rucksäcke und große Taschen zuhause zu lassen, wenn sie nicht unbedingt nötig sind.“