Viele Union Jacks - also britische Flaggen - auf einem Haufen: Die Briten wollen künftig unter sich sein, bei der Volksabstimmung am Donnerstag haben sie für einen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union gestimmt. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Beim Brexit-Referendum hat sich die Mehrheit der Bevölkerung für den Ausstieg Großbritanniens aus der EU ausgesprochen. Die Schotten hatten zwar mit einer Mehrheit von 62 Prozent für den EU-Verbleib gestimmt und die Nordiren mit rund 56 Prozent, doch im bevölkerungsreicheren England und in Wales waren die EU-Befürworter in der klaren Minderheit. EZ-Mitarbeiter Peter Dietrich (Text und Fotos) wollte von Passanten in der Bahnhofstraße wissen, was sie über die Entscheidung denken.

Angelika Kocher,62 Jahre, Filderstadt: Ich bin zu wenig informiert, ganz ehrlich gesagt. Aber wenn sie meinen, sie müssen austreten, müssen sie es selber wissen. Erst werden die Schotten aus Großbritannien gehen, dann werden sich die Iren zusammenschließen. Und anschließend werden wir sehen, was daraus wird.

Joachim Haußmann, 78 Jahre, Esslingen: Die werden es bereuen. Weil es eine ökonomisch unsinnige Abstimmung war. Die Briten leben gedanklich und emotional noch unter der Königin Victoria, als sie ein Weltreich hatten. Jetzt sind sie ein Volk wie jedes andere auch, und das passt ihnen nicht. Sie wollen zurück zur alten Größe, das war der Grund für das Ergebnis.

Lars Friedrich, 45 Jahre, Wunstorf bei Hannover: Das war relativ unüberlegt. Ich glaube, die negativen Effekte überwiegen. Das ist, so glaube ich, eine allgemeine Protestnote, die sich an der EU entzündet hat. Ich glaube, die Briten werden es bereuen. Es ist alles mittlerweile extrem verflochten. BMW baut dort den Mini, der sich in Europa ganz gut verkauft. Dann muss man wieder Zoll zahlen, wenn man ihn einführen will, oder man holt die Produktion zurück. Das ist nur ein Beispiel, da gibt es viele andere.

Carlo Scheffler, 73 Jahre, Esslingen: Das ist in Ordnung. Weil die Briten das gute Recht haben, selbst für sich zu entscheiden und zu bestimmen. Auch wenn es ihnen jetzt schlechter geht. Aber es wird ihnen trotzdem noch gut gehen. Die sollen selbst entscheiden.

Tobias Rolfs, 36 Jahre, Esslingen:

Da kann ich nicht viel dazu sagen, weil ich mich damit noch nicht beschäftigt habe. Es ist eine schwierige Situation, denke ich, da müsste ich mich erst einmal reinlesen. Bevor ich eine Meinung vertrete, sollte ich wissen, wovon ich rede.

Dorothea Bossert,48 Jahre, Esslingen: Da konnte man schon lange drauf warten, die wollten ja nie richtig rein in die EU. Die haben ein klares Bedürfnis nach einer Einzellösung gehabt. Deshalb wäre alles andere als ein Brexit unaufrichtig gewesen und hätte dazu geführt, dass die Diskussionen in England einfach nicht aufhören. Die wollten einfach raus. Die Bevölkerung will nicht in die EU, weil sie dahinter nur eine bürokratische Macht sehen, die ihre Eigenständigkeit beschneidet. Für uns Deutsche ändert das nicht sehr viel, außer dass wir einen Partner weniger haben, der mit uns das Ding zusammenhält. Für andere hat es vielleicht eine Signalwirkung. Griechenland wollte auch raus und hat sich nicht getraut. Da gibt es noch andere Kandidaten. Zumindest, wenn erst einmal klar ist, zu welchen Konditionen die Briten rauskommen.

Gabriele Muntwiler, 68 Jahre, Esslingen: Das ist schade. Da kommt einiges auf die Briten zu, was sie im Voraus nicht abschätzen können. Ich glaube, dass die Entscheidung nun so ausfiel, weil Großbritannien sowieso schon gespalten ist. Die Schotten wollten ohnehin weg, Nordirland will auf jeden Fall in der EU bleiben. Die Zerrissenheit auf der Insel spiegelt sich da wieder. Für die Wirtschaft ist es, glaube ich, ein harter Brocken. Großbritannien muss ja mit allen neue Verträge machen.

Klaus Brugger, 48 Jahre, Korntal-Münchingen: Ich finde es mutig, dass sie den Entschluss dazu gefasst haben, wenn sie mit der EU nicht zufrieden sind. Dass sie die Konsequenzen gezogen haben und rausgehen. Jetzt muss man sehen, was daraus wird.

Matthias Seybold, 39 Jahre, Deizisau: Ich finde es schlecht. Die Briten sind sich der Konsequenzen nicht bewusst. Die wirtschaftlichen Abhängigkeiten in der EU, da hängen die voll mit drin. Das wissen diejenigen, die für den Austritt gestimmt haben, alles gar nicht. Das wird sicherlich negative Auswirkungen haben.