Von Sabine Försterling

Statt vor dem Amtsgericht Esslingen müssen sich zwei Männer im Alter von 32 und 41 Jahren wegen Einschleusens von Ausländern beziehungsweise Urkundenfälschung nun vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten. Nachdem gegen den jüngeren Familienvater aus Altbach der Verdacht, Mitglied einer größeren Gruppierung zu sein, aufgekommen war, wurde das Verfahren verwiesen. Nachdem die beiden vor dem Amtsgericht noch geschwiegen haben, wollen sie nun zu den Vorwürfen Stellung nehmen, kündigten die Verteidiger Thomas Mende und Andreas Baier im Prozess vor der 19. Großen Strafkammer an. Die Staatsanwältin legt dem Serben und dem Bosnier folgendes zur Last: In dem serbischen Heimatort des 32-Jährigen sind hauptsächlich slowenische Reisepässe, Personalausweise und Führerscheine gefälscht worden, die mit Fernbussen nach Stuttgart kamen. Der 32-Jährige soll diese von Sommer 2015 bis Anfang 2016 für jeweils 1500 Euro verkauft und anschließend sieben von neun Männern Arbeit auf Baustellen im Großraum Stuttgart verschafft haben. Drei davon sollen für den Mitangeklagten gearbeitet haben, dessen Frau damals Inhaberin einer Baufirma war.

„Mit dem Einschleusen und der Urkundenfälschung hat der 41-Jährige nichts zu tun“, erklärte Verteidiger Andreas Baier. Bei zwei von den angeklagten Vorwürfen habe sein Mandant den 32-Jährigen noch gar nicht gekannt. Von den beiden Arbeitssuchenden habe er sich nur die ID-Nummern des Finanzamtes geben lassen, und mehr müsse der Angeklagte auch nicht machen. Im dritten Fall habe der 41-Jährige den Mitangeklagten gebeten, ihm einen Arbeiter, der Baupläne lesen kann, zu vermitteln.

Beide sind in Untersuchungshaft

„Das Einschleusen von Ausländern wird mein Mandant bestreiten“, kündigte Thomas Mende, der Verteidiger des 32-Jährigen, an. Den Handel mit Kokain, der ihm angelastet wird, werde er zugeben. Da ist auch nichts zu bestreiten, denn der dreifache Familienvater hatte das Rauschgift einem verdeckten Ermittler angeboten. Der Serbe war nach eigenen Angaben Ende 2004 nach Deutschland gekommen. Nachdem die Abschiebung drohte, tauchte er in Schweden unter, kam aber wieder zurück, da die Freundin schwanger war. Er versuchte sich nach eigenen Worten zwei Mal mit einer Baufirma selbstständig zu machen, was nicht gelang, und saß bereits wegen diverser Delikte im Gefängnis.

Der Angeklagte, der seit mehr als acht Monaten in Untersuchungshaft sitzt, hat eine befristete Aufenthaltserlaubnis. Wie der Mitangeklagte, der ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt ist. Nach einer Verurteilung wegen Handelns mit Betäubungsmittel habe er freiwillig seiner Abschiebung zugestimmt, erzählte der 41-jährige verheiratete Familienvater. Nach zweieinhalb Jahren sei er im Zuge der Familienzusammenführung wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Nachdem er als Montageleiter gearbeitet habe, habe er auf den Namen seiner Frau eine Baufirma gegründet. Inzwischen ist diese stillgelegt. Er hat nämlich nach eigenen Angaben für 7500 Euro eine slowenische Firma gekauft.

Der Bosnier sitzt seit Ende November wie der Hauptangeklagte in Stammheim in Untersuchungshaft. Er soll noch an weiteren Schleusertätigkeiten beteiligt gewesen sein. Die Ehefrau und die 19-jährige Tochter waren untröstlich, es kam im Verhandlungssaal zu vom Vorsitzenden Richter erlaubten innigen Umarmungen mit Ehemann und Vater in Handschellen.

Der Prozess wird am 24. Januar fortgesetzt.