Stuttgart (lsw) - Der Landesseniorenrat hofft, dass mit dem neuen Demografiebeauftragten Thaddäus Kunzmann die Interessen älterer Menschen mehr Gehör finden.

„Wir fordern schon lange eine solche Stelle, denn da muss noch viel passieren“, sagte die Geschäftsführerin des Verbandes, Birgit Faigle, gestern anlässlich einer Veranstaltung im Landtag. Dabei trat Kunzmann in seiner neuen Funktion vor knapp 300 Seniorenvertretern erstmals öffentlich auf. Der Christdemokrat (53) soll als erster und bundesweit einziger unabhängiger Demografiebeauftragter die Interessen älterer Menschen zwischen Main und Bodensee vertreten.

Seniorenrat-Chef Roland Sing sagte, ein Beauftragter könne die auf verschiedene Ministerien verteilten Zuständigkeiten koordinieren und das generationenübergreifende Denken vorantreiben. Der Abschlussbericht der Enquetekommission Pflege des Landtags sowie der Altenbericht der Bundesregierung seien Fundgruben, deren Inhalt die Koalition nur noch umsetzen müsse. Er sehe bei weiterer Untätigkeit die Gefahr, dass die Politik die Ergebnisse irgendwann als veraltet betrachte und damit dann ihre Handlungsdefizite begründe. Sing: „Das Verhältnis zur Landesregierung ist atmosphärisch sehr gut, bei konkreten Themen könnte aber mehr passieren.“

Der Beauftragte müsse alle Ministerien, Behörden und Ämter für das Thema Alterung der Gesellschaft sensibilisieren, forderte Faigle. Als Beispiele für Ansprechpartner zur Mobilität älterer Menschen auf dem Land nannte sie das Verkehrsministerium und das Ministerium für Ländlichen Raum. Beim Kultusministerium gelte es, auf Weiterbildungsbedürfnisse von Menschen im Rentenalter - etwa bei der Nutzung des Internets - aufmerksam zu machen. Digitalisierung dürfe nicht nur eine Thema der Wirtschaft und Industrie sein, sondern müsse auch die älteren Menschen einbeziehen, etwa bei Telemedizin und technischen Assistenzsystemen. 40 Prozent der über 65-Jährigen könnten mit dem Internet nichts anfangen, berichtete Sing.

Als Konsequenz aus der Pflege-Enquete fordert der Seniorenrat einen Pflege- und Patientenbeauftragten. Überdies soll eine sorgfältige Planung für die Zeit nach einem Klinikaufenthalt alter Menschen gewährleisten, dass sie möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben können.