Dem Traum vom eigenen Haus stehen Probleme bei der Kreditvergabe im Weg. Das Land klagt nun deshalb gegen das entsprechende Gesetz. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart (lsw) - Flüchtlinge sind rechtsextremistisch motivierten Übergriffen Beratern der neuen Anlaufstelle „Leuchtlinie“ zufolge oft schutzlos ausgeliefert. „Geflüchtete haben ganz andere Lebensbedingungen und sind oft auch traumatisiert“, sagte der Leiter des Projekts, Heval Demirdögen, in Stuttgart.

„So ein Vorfall lässt jemanden noch mehr aus den Fugen geraten.“ Viele Flüchtlinge wüssten nicht, wie sie sich schützen und reagieren könnten, wenn sie etwa gejagt, beschimpft oder mit Bierflaschen beworfen würden. Die Türkische Gemeinde in Baden-Württemberg (TGBW) ist Träger der Einrichtung, die im vergangenen Jahr vom Land ausgeschrieben worden war. Die Beratungsstelle mit Sitz in Stuttgart hat für 2016 vom Land ein Budget von 250 000 Euro bekommen. Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) erklärte gestern, die Opfer rechtsextremer Gewalt bräuchten besondere Hilfe bei der Bewältigung psychischer, physischer und materieller Schäden - „und zwar möglichst schnell, möglichst unbürokratisch und möglichst genau auf den Einzelfall ausgerichtet“. Die Berater von „Leuchtlinie“ vermitteln Demirdögen zufolge etwa Selbstbehauptungskurse oder erklärten den Opfern, dass sie bei einem Angriff die Polizei anrufen sollten. „Es gilt erst einmal, zu stabilisieren, damit jemand mit so einem Vorfall nicht allein ist.“ Wichtig sei auch, dass sich die Menschen ein Netzwerk aufbauten, bei dem sie in Gefahrensituationen Schutz suchen könnten. Auch Helfer von Flüchtlingen seien häufig Gewalt ausgesetzt - körperlich, verbal oder im Internet.

Seit Jahresbeginn sind laut dem Projektleiter bei „Leuchtlinie“ 74 Fälle mit Verdacht auf rechtsextremistisch motivierte Gewalt eingegangen. Einige Beratungsgespräche stünden noch aus. Die meisten Betroffenen spüre die Initiative selbst auf, sagte Demirdögen. „Wir sind unglaublich auf Medienberichterstattung und anonyme Hinweise der Zivilgesellschaft angewiesen.“ „Leuchtlinie“ unterstützt auch bestehende Beratungsangebote im Südwesten fachlich, zum Beispiel mit Fortbildungen.