Ein Museumsstück geht in die Luft: Mit der Blériot fliegt der Schwede Mikael Carlson in den Abendhimmel. Foto: Brändli - Brändli

Die Organisatoren und Sicherheitskräfte waren vom Besucheransturm auf den Flugplatz in Kirchheim überwältigt: Bereits am frühen Samstagmorgen strömten tausende auf die Hahnweide. und der Andrang nahm das ganze Wochenende weiter zu. Die Besucher erlebten ein nostalgisches und vielfältiges Programm.

Von Thomas Krytzner

Bereits am Freitag war es vorbei mit der Ruhe am Teck-Himmel. Nach und nach trafen die über 350 Piloten mit ihren Oldtimern ein und verzückten tausende Schaulustige. Höhepunkt war für die Organisatoren der Fliegergruppe Wolf-Hirth den Überflug der Patrouille de France und der Formationsanflug der drei Passagierflugzeuge des Typs Ju 52.
Am Samstag herrschte vor Sonnenaufgang Andrang zum Flugfeld. Denn: Die Flightline – der Innenraum des Flugplatzgeländes – war bis neun Uhr geöffnet. Das erlaubte so den Besuchern, die Antonov, US-Airforce-Maschinen und viele andere Preziosen hautnah zu besichtigen. Moderator Bernd Pfähler hatte keine Mühe, den Ort mit Charme und Witz pünktlich zu räumen, damit der Flugbetrieb freigegeben werden konnte.

Keine großen Steigflüge

Zuerst wurde es still am Himmel rund um die Teck: Die Segelflieger zeigten ihre Manöver, konnten aber wegen fehlender Thermik keine großen Steigflüge vollführen. Wer jetzt in Lethargie verfallen war, wurde durch das sonore Brummen der BMW-Sternmotoren aus den Träumen gerissen; die Ju 52 startete zum ersten Rundflug.
Es folgte ein weiterer Höhepunkt: Die Spitfire donnerte mit Speed über die Köpfe der Flugbegeisterten. Einmal mit hohem Tempo und beim nächsten Überflug zeigte der Pilot, dass die Supermarine-Maschine auch langsam kann. Normal bringt dieser Jet bis zu 700 Stundenkilometer in der Luft. Auch Klassikfreunde kamen auf der Hahnweide auf ihre Kosten: Die BL-Staffel zeigte, wie Synchronfliegen funktioniert.
Zur Freude des Publikums gab es eine Zeitreise in die heutige Zeit. Hubschrauber der Polizei überflogen das Gelände bodennah. Die langjährige Freundschaft der veranstaltenden Fliegergruppe Wolf-Hirth zur französischen Fliegergruppe Aero-Club Paul Mangeot in Pont-Saint-Vincent brachte nebst der Patrouille de France einen weiteren Höhepunkt: Die „Flamant Formation“ erntete viel Beifall. Die beleuchteten Flüge in der Abenddämmerung stimmten das Publikum auf die Hangar-Party ein.
Der gestrige Sonntag war für viele zugleich Abflugtag. Wehmütig schwenkten die Piloten zum Gruß die Flügel ihrer tollen Kisten und einer nach dem anderen verschwand am Horizont. Der Besucherandrang war gewaltig. „Angesichts der verkauften Tickets und der ungezählten Eintritte, wie etwa durch Kinder und Jugendliche, dürften 50 000 Menschen an diesem Wochenende das Treffen auf der Hahnweide besuchen“, schätzt Pressechef Rainer Rauch. Der große Andrang versetzte die Sicherheitskräfte, wie Polizei, Feuerwehr und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in erhöhte Bereitschaft. Dazu der Kirchheimer Polizeirevierleiter Thomas Pitzinger: „Wir haben uns Verstärkung aus den benachbarten Revieren geholt und arbeiten eng mit der Verkehrspolizei zusammen.“ Ziel des Polizeieinsatzes war, Präsenz zu zeigen und ansprechbar zu sein. Pitzinger zeigte sich am Samstag erstaunt über den frühen Besucherandrang: „Wenn der Zustrom weiter so anhält, sind die Parkplätze kurz nach Mittag alle voll.“ Besondere Maßnahmen wegen der politischen Lage seien nicht vorgesehen, so PItzinger und erklärte: „Die Sicherheitskonzeption trägt der Terrorwarnstufe Rechnung.“ Als besondere Vorfälle erwähnte er den Autobrand am Freitag auf dem Parkplatzgelände und Geldbörsendiebstähle. Andreas Gula, Zugführer der Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim, war mit 23 Mann und fünf Einsatzfahrzeugen auf dem Flugplatz und stellte den Brandschutz sicher.
Kaum Ruhe hatten die 50 Männer und Frauen des DRK: Oft gab es Notrufe, dass Besucher zusammengebrochen seien, von Wespen gestochen wurden oder einen Bandscheibenvorfall erlitten. Andreas Schober war am Oldtimerwochenende Einsatzleiter für den Kreisverband Nürtingen-Kirchheim. „Wir sind mit 20 Rettungsfahrzeugen auf dem Gelände und werden von acht Notärzten im Medical Center unterstützt.“ Einer ist Thilo Haug. Er schaut sich zwar die Flugzeuge an, aber meistens bleibt dafür keine Zeit. „Man hat Routine, aber selbst für den Notarzt sorgt eine unvorhergesehene Situation für Adrenalinschub.“ Schober freute sich über das Interesse: „Wenn über 40 000 Menschen an einem Ort unterwegs sind, ist quasi eine Kleinstadt auf den Beinen.“