Die Heinrich-Werner-Straße erhält einen Gehweg, von dem man auf ein Erlebnisdeck oder zu den Sitzsteinen gehen kann. In der Körsch bremsen Störsteine die Wassergeschwindigkeit Grafik: Geitz & Partner Quelle: Unbekannt

„Bestechend gut“ findet Bürgermeister Peter Jahn das Gestaltungskonzept für die Körsch im Bereich der Heinrich-Werner-Straße. Drei Ziele erreiche man auf einen Streich: mehr Hochwasserschutz, bessere Gewässerökologie und der Bach werde für die Bürger erlebbar gemacht. Der Gemeinderat hat dem Kauf der notwendigen Grundstücksanteile am Bachweg zugestimmt. Die Kosten des Projekts werden - ohne Grunderwerb - auf 800 000 Euro geschätzt.

Von Roland Kurz

Die Gemeinde diskutiert seit geraumer Zeit mit den Bürgern über das Vorhaben. Die Anlieger waren von den ersten Plänen gar nicht begeistert. Denn der Bachweg direkt an der Körsch sollte verschwinden. Dieser idyllische Spazierweg müsse erhalten werden, protestierten einige Anrainer (die EZ berichtete). Jetzt hat man nach Ansicht von Bürgermeister Jahn einen Kompromiss gefunden. Der bisher asphaltierte Weg wird in einen Schotterrasenweg umgewandelt. Und er wird für die Öffentlichkeit gesperrt. Man werde einen Zaun an bisherigen Zugängen errichten.

Bei der Bürgeranhörung Ende November seien dann fast alle der 26 Anwesenden dafür gewesen, den Weg nicht öffentlich zu machen, berichtet Jahn. Die Gemeinde selbst hat ein Interesse, dass der Weg erhalten bleibt, denn darunter liegt der Hauptkanal, der zugänglich bleiben muss.

Als Ersatz für die Öffentlichkeit wird entlang der Heinrich-Werner-Straße ein Gehweg angelegt, der an mehreren Stellen Zugänge zur Körsch erhält. So ist beispielsweise ein „Erlebnisdeck“ vorgesehen. Die Konstruktion aus Stahl und Holz wird an der Böschung hinausragen und einen guten Blick übers Gewässer ermöglichen. An einer anderen Stelle sollen Sitz- und Trittsteine in einem Halbkreis in den Hang und an den Uferbereich gesetzt werden. So können Kinder hier am Wasser spielen und die Erwachsenen oben sitzen.

Ein flacheres Bett

Entscheidend sind die Veränderungen im Flusslauf selbst. Aus dem schnurgeraden Bach, zum Teil in Beton gefasst, wird ein leicht geschwungener Bach, durch den das Wasser nicht einfach durchschießt. Im Februar haben die Landschaftsarchitekten Geitz & Partner einen verbesserten Entwurf vorgelegt. Das Profil wird verändert: Die Körsch erhält ein deutlich flacheres Ufer und damit einen größeren Querschnitt, um Hochwasser besser zu verkraften. In Ufernähe werden sogenannte Steinbuhnen angelegt, die die Strömung lenken. Mittendrin werden Störsteine gesetzt, um das Wasser zu bremsen und um den Fischen Ruhezonen hinter den Steinen zu verschaffen.

Damit die Körsch leicht mäandern kann und die Ufer flacher werden und entlang der Straße ein Gehweg angelegt werden kann, braucht die Gemeinde mehr Gelände. Genau gesagt, einen fünf Meter breiten Streifen am bisherigen Bachweg. Dieser Gewässerrandstreifen sei auch vom Wasserrecht vorgeschrieben, erklärt Ortsbaumeister Matthias Göser. Ohne den Grünstreifen gebe es auch keine Förderung durch das Gewässerschutzprogramm.

Gemeinde braucht privaten Boden

Die Gemeinde hat den Anliegern angeboten, die Flächen entweder zu kaufen oder eine Dienstbarkeit für die paar Quadratmeter zu erwerben. Von mehr als 90 Prozent der Eigentümer habe man bereits unverbindliche Zusagen, so Bürgermeister Jahn. Er hofft, dass die Verhandlungen vollends erfolgreich über die Bühne gehen. Diese Umgestaltung auf 290 Metern Flusslänge sei schließlich die „Chance für eine großen Wurf“. Die Aufweitung des Flussprofils verbessere die Hochwassersituation so weit, dass geplante Schutzmaßnahmen reduziert werden können und zum Teil sogar ganz auf sie verzichtet werden können.

Vor der Entscheidung, was mit der Heinrich-Werner-Straße passiert, hat die Gemeinde eine Verkehrszählung machen lassen. Selbst in Spitzenzeiten - Sommertag mit 3000 Freibad-Besuchern - seien maximal 84 Fahrzeuge in der Stunde gezählt worden, berichtet Jahn. Deshalb bleibt die Straße zweispurig in beiden Richtungen befahrbar. Es gilt Tempo 30. Entlang der Straße wird auch das Parken während Beerdigungen erlaubt sein. Und der neue Gehweg mit 1,50 Meter Breite sei besser als der Rasenschotterweg, der auf der nördlichen Uferseite bleibe, findet der Bürgermeister.

Nachdem der Gemeinderat am Montag den Auftrag zum Grunderwerb gegeben hat, kann die Verwaltung nun den Förderantrag ans Regierungspräsidium vorbereiten und das Wasserrechtsverfahren in die Wege leiten. Jahn rechnet damit, dass im Frühjahr 2018 mit der Umgestaltung der Körsch begonnen wird. Wenn es gut laufe, sei das Projekt bis Ende 2018 fertig.