10,6 Kilometer lang ist der Rundweg von Kloster Schöntal über Jagsthausen und Berlichingen zurück nach Schöntal. Quelle: Unbekannt

Von Harald Flößer

Barockes Juwel mitten in einer traumhaft schönen Kulturlandschaft - jeder Journalist weiß: Mit solchen Superlativen sollte man in der Welt der Übertreibungen sparsam umgehen. Bei der Beschreibung von Kloster Schöntal braucht es allerdings keine Zurückhaltung. Es ist unzweifelhaft ein herrliches Fleckchen Erde, auf dem das 1157 gegründete Zisterzienserkloster steht. Oder sagen wir besser thront. Idealer Ausgangspunkt für eine Sommerwanderung.

Ein bisschen Zeit sollte man sich aber vorher nehmen, um die mächtige Anlage wenigstens in ihren Grundzügen zu erschnuppern: die 1736 geweihte Klosterkirche, die Neue Abtei, die als Bildungshaus der Diözese Rottenburg-Stuttgart genutzt wird und in der sich die Grablege des legendären Ritters Götz von Berlichingen befindet, den alten Offiziantenbau, heute Rathaus der 5600-Einwohner-Gemeinde Schöntal. Im Museum im Klosterhof findet der Wanderer die Geschichte des geweihten Ortes komprimiert.

„Pfad der Stille“ ist ein kleines Schild betitelt, das nach dem Torturm den Weg weist. Er ist zu weiten Teilen identisch mit der Strecke, die mit der grünen Nummer 3 markiert ist und für die wir uns entschieden haben. Der Name ist Programm: keine Spur von Zivilisationslärm. Ungewohnt für einen Städter: Hier hört man jedes Ästchen, auf das man tritt, knacksen. Gleich nach dem Kloster - der Weg führt zunächst in Serpentinen den „Tiergarten“ hinauf - ist man schon mittendrin in der Natur. Ganz unscheinbar am Waldrand liegt der Israelitische Friedhof von Berlichingen. Einen Abstecher ist er allemal wert. An die 1200 Grabsteine erinnern an die jüdische Gemeinde, die wie viele andere von den Schergen des Nazi-Regimes ausgelöscht wurde. Vorbei an einer trichterförmigen Mulde (Doline) und durch eine Bachsenke geht es weiter, stetig abwärts ins Jagsttal.

80 000 Gäste bei Burgfestspielen

Da taucht sie schon auf, die Götzenburg. Ein paar Jahre seiner Kindheit hat hier der Ritter mit der Eisernen Hand gewohnt, Götz von Berlichingen, dem Johann Wolfgang von Goethe ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Die Burg dient seit 1950 den Burgfestspielen Jagsthausen als Spielstätte. Um die 80 000 Besucher werden dort pro Jahr gezählt. Zutritt hat man als Tourist nur zum Schlosshotel und seinem Restaurant. Denn die Burg ist in Familienbesitz. Bewohnt wird sie von Alexandra Freifrau von Berlichingen und ihrem Ehemann, dem früheren Bundespräsidenten Roman Herzog, sowie von der Pächterfamilie.

Zurück geht es zuerst den Jagst-uferweg entlang und dann den bewaldeten Steilhang hinunter zum Steinbruch von Berlichingen. Er ist wie ein Fenster in die geologische Geschichte der Umgebung. Versteinerte Muscheln zeugen davon, dass sich hier vor 235 Millionen Jahren ein flaches Muschelkalkmeer erstreckt hat. Interessant ist ein turmartiges Gebäude, das hinter dem alten „Bahnhöfle“ aufragt: Einst eine Wasserburg, war es bis 1953 das Stammschloss der Freiherren von Berlichingen und befindet sich heute in Privatbesitz.

Zurück zum Kloster Schöntal ist es nicht mehr weit. Ein Fußweg führt am bewaldeten Jagsthang entlang zum Ausgangspunkt, dem Klosterhof. Nach gut zehn Kilometern Fußmarsch hat man sich jetzt eine Pause verdient. Im Biergarten neben dem stillgelegten Bahnhof oder auf der Badewiese an der Jagst? Schwierige Entscheidung.

Infos zum Ausflugsziel und zur Wanderung

Kloster Schöntal ist von Esslingen etwa 95 Kilometer entfernt. Am besten fährt man über die B 10 nach Stuttgart und von dort auf die Autobahn A 81, Ausfahrt an der Anschlussstelle Möckmühl.

Das Kloster gehört zur Gemeinde Schöntal (Hohenlohekreis), die aus neun Ortsteilen besteht. Die ehemalige Zisterzienserabtei wurde im Jahr 1157 gegründet. Unter Abt Benedikt Knittel wurde das Kloster zu einem barocken Juwel umgebaut. Prägend ist die dreigeschossige Fassade der Klosterkirche, die 1708 bis 1736 nach den Plänen von Leonhard Dientzenhofer erbaut worden ist. In der Alten Abtei befindet sich seit vielen Jahren ein Bildungshaus der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Unweit entfernt liegt die spätgotische Wallfahrtskirche Neusaß. Wallfahrten zum Marienbild und dem Heiligenbrünnle sind seit 1395 bekannt.

Die im obigen Beitrag beschriebene Wanderstrecke ist als Rundwanderweg mit der Nummer 3 beschildert. Die Tour geht über 10,6 Kilometer. Dabei sind 288 Höhenmeter zu überwinden. Die reine Gehzeit beträgt etwa drei Stunden.

Sehenswürdigkeiten entlang der Wanderstrecke: Jüdischer Friedhof Berlichingen; in Jagsthausen: Altes Rathaus, Jakobuskirche, Rotes Schloss, Weißes Schloss, Götzenburg, Römerbad-Museum; Jagst-Steilhang bei Berlichingen.

Das Info-Zentrum im Kloster Schöntal ist zu folgenden Zeiten geöffnet: Dienstag bis Samstag 11 bis 16 Uhr, Sonntag 13 bis 18 Uhr. Führungen durch Kloster und Kirche sind nach Vereinbarung möglich, Tel. 0 79 43/24 06.

www.schoental.de