Von Wolfgang Marx

Esslingen - Knapp vier Jahre ist es her, dass im Zieleinlauf des Boston-Marathons zwei Sprengsätze explodierten und drei Menschen getötet und 260 verletzt wurden. Wie man Zeitgeschichte würdevoll mit Spannung, Action und etwas Pathos kombiniert, zeigt Peter Berg in seinem neuen Kinodrama „Boston“, das die tagelange Jagd auf die Bombenleger von Boston akribisch rekonstruiert.

Mark Wahlberg spielt einen ebenso beliebten wie eigensinnigen Cop. Nachdem er sich bei der Verbrecher-Jagd am Knie verletzt hat, humpelt er durch den Film. Doch er ist ja nicht allein. Obwohl „Boston“ mit Kevin Bacon als FBI-Agent, John Goodman als Polizeichef und J. K. Simmons als Police Sergeant prominent besetzt ist, nimmt sich jeder der starken Charakterdarsteller zurück. Will man Erfolg haben, sind Teamgeist, Gemeinschaft und Zusammenhalt gefragt. Für emotionale Momente sorgen die eingewobenen Schicksale einiger Paare, die irgendwann die Wege der Attentäter kreuzen. Auch hier ist die etwas schlichte Botschaft klar: Nur die Liebe kann den Hass besiegen. Der Hass, das sind die Brüder Zarnajew (Alex Wolff und Themo Melikidze), deren Beweggründe in Bergs Film seltsam nebulös bleiben. Ein Internet-Video über das Bombenbauen muss als Hinweis auf die Radikalisierung der beiden Attentäter reichen. Berg legt mehr den Fokus auf die Beziehung der Brüder, die sich langsam entzweien.

Trotz seiner bedächtigen und angemessen zurückhaltenden Inszenierung verleugnet Berg nicht, dass er vom Action-Film kommt. Da dröhnen die Hubschrauber, gibt es wilde Verfolgungsjagden und bleihaltige Schießereien. Archivmaterial und dokumentarisch anmutende Szenen verleihen dem Film zuweilen ein hohes Maß an Authentizität, auch wenn es der Regisseur bei den Action-Szenen ein bisschen übertreibt und damit übers Ziel hinaus schießt. Gerade gegen Ende geht dem ansonsten aber stimmigen Film, der nicht zuletzt den Einwohnern von Boston ein würdiges Denkmal setzt, jedoch etwas die Luft aus. Aber so mancher abgeflachte Spannungsbogen wird durch den rauschenden Industrial-Sound von Trent Reznor und Atticus Ross genial wieder aufgefangen.

US-Regisseur Peter Berg hat seine Wahlberg-Trilogie vollendet. Nach „Lone Survivor“ und „Deepwater Horizon“ jagt der Schauspieler Mark Wahlberg diesmal die Bombenleger des Anschlags beim Boston-Marathon.