Von Tobias Schmidt

Keine Abenteuer, minimales Risiko: So lässt sich die Wahl des Grünen-Spitzenduos Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir lesen. Die Basis hat zwei bewährte Kräfte gewählt, Politprofis aus dem Realo-Flügel, die aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben und für Verlässlichkeit stehen. Auf das Duo kommt jetzt eine schwierige Aufgabe zu. Die Grünen sind verheerend ins Wahljahr gestartet. Irrlichternde Äußerungen von Parteichefin Simone Peters über die Kölner Polizei, die Scheindebatte über Sex auf Rezept, der Streit über die richtigen Konsequenzen aus dem Terroranschlag: All das hat die Öko-Partei in die Defensive gedrängt. Daher nun auf die beiden Vernunft-Grünen zu setzen, um zumindest weitere Irritationen zu verhindern, ist folgerichtig. Zugleich zeigt das Überraschungsergebnis für Quereinsteiger Robert Habeck auch die Sehnsucht nach neuen Gesichtern und frischem Wind. Allerdings ist auch Habeck kein Mann vom linken Flügel. Der traditionelle Interessenausgleich von Realos und Fundis, bei der letzten Wahl durch das Duo Göring-Eckardt und Jürgen Trittin verkörpert, ist passé.

Auch wenn das neue Tandem dafür prädestiniert scheint: Jetzt Kurs Richtung Schwarz-Grün zu setzen, verbietet sich für die Partei angesichts der unklaren Mehrheiten. Auch die Sicherheitsdebatte macht es für die Grünen schwierig, Akzente zu setzen. Zugleich liegt darin eine Chance: Während sich die Koalitionsparteien in Rufen nach schärferen Abschiebegesetzen und mehr Überwachung überbieten, können die Grünen als Bürgerrechtspartei punkten.