Von Gerd Schneider

Es ist nicht überliefert, was sich Horst Seehofer 2013 dabei gedacht hat, als er nach seinem Wahltriumph in Bayern die Öffentlichkeit wissen ließ, dass er zum Ende der Amtszeit im Jahr 2018 abzutreten gedenke. Und zwar „definitiv“, wie er Zweifler mit einem sardonischen Lächeln beschied. Ebenso ungewiss ist, wann es dem bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef gedämmert ist, dass sein damaliges Diktum ein Fehler war. Spätestens seit Anfang dieses Jahres galt es in den maßgeblichen Münchner Kreisen als offenes Geheimnis, dass Seehofer auch mit bald 68 Jahren nur einem zutraut, den Freistaat und die Partei in den nächsten Jahren zu führen: sich selbst.

Welche Rolle Markus Söder bei dem Sinneswandel spielte, ist dagegen weit weniger rätselhaft: die entscheidende. Der Oberbayer Seehofer und der nicht minder machtbewusste Franke Söder sind einander in herzlicher Abneigung verbunden. Seehofer will nicht, dass Söder der künftige starke Mann in Bayern wird. Söder profilierte sich als Finanzminister aber so geschickt, dass gegenwärtig nur er als Nachfolger in Frage kommt. So bleibt Seehofer gar nichts anders übrig, als den Ruhestand zu verschieben und bei den Landtagswahlen 2018 wieder für die Rolle des Alleinherrschers - Parteichef und Ministerpräsident - anzutreten.

Das eigentliche Problem ist damit nicht gelöst. Söder wird auf seine Chance warten. Noch ist Seehofer unantastbar. Doch das kann sich rasch ändern. Insofern lässt sich der CSU-Vorsitzende auf ein riskantes Spiel ein. Er gewinnt Zeit und nimmt dafür in Kauf, dass man ihn womöglich eines Tages vom Hof jagt. Der frühere Bayern-Kini Edmund Stoiber, Söders Mentor, kann ein Lied davon singen.