Der Oratorien-Verein in Erwartung der fränkischen Köstlichkeiten im imposanten Innenhof des Heilig-Geist-Spitals. Foto: oh Quelle: Unbekannt

An alles hatte man gedacht: leichte Jacke, Sonnenhut, Sonnenbrille und - Regenschirm, hatte der Wetterbericht doch Sonnenschein und Regenfälle angekündigt. Ersteres erwies sich nur zu Fahrtbeginn am frühen Morgen als notwendig, Letzteres zum Glück überhaupt nicht, denn der OratorienVerein hatte für seinen Jahresausflug nach Nürnberg genau die Sonnenlücke zwischen zwei kühleren Tagen erwischt. Da war es auch nur gut, dass man die Besichtigung der Nürnberger Altstadt am höchstmöglichen Punkt startete, auf der Burg nämlich, und sich, von dort aus absteigend, von zwei gut gelaunten und witzigen Stadtführerinnen die Stadt und ihre Geschichte erläutern ließ. Dabei kam solides Schuhwerk dem leichteren Gang zugute, aber die durch Esslingen Altstadterfahrenen hatten auch da vorgesorgt.

Von der richtigen Burg - Esslingen hat ja nur eine sogenannte -, deren Bergfried im 19. Jahrhundert das Muster für die Bekrönung von Esslingens Dickem Turm abgab, ging der Blick über ein alt anmutendes Dächermeer. Ihm war nicht mehr anzusehen, dass die Stadt nach dem letzten Krieg fast vollständig in Trümmern lag. Über Plätze, Treppen und durch Gassen, vorbei an Kirchen, dem Dürerhaus und einer immer noch produzierenden Lebküchnerei führte der Weg schließlich zu dem imposanten Heilig-Geist-Spital aus dem Mittelalter, damals Aufbewahrungsort der Reichskleinodien. Seiner ursprünglichen Bestimmung als „Spital“ kommt es heute noch nach: Es beherbergt ein Seniorenwohnheim. Aber es hielt auch für die müden Stadtwanderer Labe bereit. In dem schön über der Pegnitz gelegenen Restaurant konnte wer wollte, bei den Nürnberger Bratwürsten zulangen. Der Nachmittag blieb dann zur eigenen Gestaltung. Zur Wahl standen die weitere Erkundung der Innenstadt mit dem Besuch der einen oder anderen Kirche oder des Dürerhauses, der Gang ins Germanische Nationalmuseum mit seiner faszinierenden Instrumentensammlung und der Sonderausstellung zum Zeitalter Luthers oder die Fahrt zum Dokumentationszentrum beim ehemaligen Reichsparteitagsgelände. Trotz dem schönen Wetter entschied sich über die Hälfte für Letzteres, auch wenn die Ausstellung in dem Torso der gigantomanischen Kongresshalle alles andere als leich-te Kost war. Auf fast derselben Route, aber im milden Abendlicht und mit anderer Perspektive ging es im luxuriösen Reisebus wieder zum Ausgangspunkt zurück und in die Sommerpause.