Oliver Stortz. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Von Oliver Stortz

Als Kind, da hat man’s leicht. Man hält sich die Augen zu - und schwuppdiwupp: ist man unsichtbar. Im Erwachsenenalter ist es komplizierter. Lebenserfahrung hat über Leichtigkeit gesiegt; und die Einsicht ist gefestigt, dass sehen und gesehen werden eben doch zweierlei sind. Wer da noch das erhabene Gefühl von Unsichtbarkeit spüren will, muss schon im Camouflageanzug durch den Wald flitzen.

Oder einfach mal wieder ins Café gehen. Dort wird man nämlich, so scheint’s, schwuppdiwupp unsichtbar, sobald man sich setzt. Man sieht die Bedienung - aber die Bedienung, die sieht einen nicht. Leider geht unsichtbar meist auch mit unhörbar einher. Kennt man ja: vom Pumuckl. Deshalb läuft auch jeder dezente („Äh, hallo . . ?“) und weniger dezente Versuch („ENTSCHULDIGUNG!“), die Aufmerksamkeit des Personals auf sich zu ziehen, zuverlässig ins Leere.

Früher ließ sich die Unsichtbarkeit im Café übrigens leicht beenden. Nämlich indem der Aschenbescher mit leichter Hand aus Versehen der Schwerkraft überantwortet wurde. Schlug er auf dem Marmorfußboden auf, waren schwuppdiwupp alle Augen auf einen gerichtet. Und während die Bedienung die Scherben zusammenkehrte, fragte sie erstaunt: „Sind sie schon lange da? Hab’ Sie gar nicht gesehen.“ Blöderweise sind die Aschenbecher mittlerweile ja verschwunden. Nein, nein, nicht unsichtbar - Nichtraucherschutzgesetz.