Von Sabrina Erben

Die Gäste sind auf 20 Uhr zum Abendessen eingeladen. Es ist 19.40 Uhr. Im Bad föhnt die Gastgeberin die Haare, der Gastgeber deckt im Wohnzimmer den Tisch, im Ofen steht der Auflauf. Alles im Zeitplan. Dann das: Es klingelt an der Tür. Zwei gut gelaunte Gäste stehen auf der Matte. „Wir sind mit Puffer losgefahren, aber kamen super durch“, sagt die Zufrühkommerin. „Aber wir helfen! Was kann ich Euch abnehmen?“ Sie bekommt die Aufgabe, die alle zu früh kommenden Gäste mit Helfersyndrom ausführen können, ohne im Weg rumzustehen: Brot schneiden. Derweil rennt die Gastgeberin mit nassen Haaren durch die Wohnung und macht das eigentlich Notwendige: Sie stopft auf dem Boden liegende Kleider in die Kommode.

Gastgeber und männlicher Zufrühkommer haben es sich derweil auf dem Sofa gemütlich gemacht. Es ploppen zwei Bierflaschen auf. „Ich kann unseren Gast ja nicht alleine trinken lassen“, sagt der Gastgeber zur Gastgeberin. Dann stapft diese allein in den Keller, um Getränke holen. Verschwitzt kommt sie wieder in der Küche an und rümpft zugleich die Nase. Es riecht angekokelt. Der Auflauf! In diesem Moment ploppt es wieder. Gastgeber und Zufrühkommer gönnen sich die zweite Runde Bier.

Um 20.20 Uhr sitzen alle am Esstisch und kratzen die schwarzen Stellen vom Auflauf. „Macht’ Euch nix draus“, sagt die Zufrühkommerin. „Ich mache diesen Auflauf oft. Da kommt es einfach auf das richtige Timing an.“