Karla Schairer. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Von Karla Schairer

Höre ich im Radio Worte wie „ stockender Verkehr“, „planen Sie 15 Minuten länger ein“ oder gar den wunderschönen Begriff „Stau“, dann reagiere ich nicht wie die meisten Autofahrer (schimpfen, hektische Spurwechsel, Umfahrung suchen), sondern reihe mich juchzend in die Blechkolonne ein - mit einem breitem Grinsen im Gesicht und lauter Musik. Mein Auto, der Golferich, wird zur Mini-Disco. Während ich bei meinen Lieblingssongs immer textsicherer werde und im Radio neue Ohrwürmer entdecke, perfektioniere ich mit jedem Stau den Sitz-Tanz. Das Armaturenbrett wird zur Trommel, der linke Arm klopft den Fensterrahmen ab, der rechte schlägt auch mal an das Autodach. Dazu nutze ich den ganzen Raum im Golferich, um ordentlich abzugehen: wedeln, wischen, winken. Natürlich auch ganz klassisch: klatschen. Und am Ende jedes Liedes dann das Finale: der Dab, den der Fußballer Paul Pogba berühmt gemacht hat. Ich strecke dabei meine Arme zur Seite und stecke den Kopf zwischen den angewinkelten rechten Arm. Tadaaa!

Nicht nur mir macht das gute Laune. Manchmal tanzen die anderen Verkehrsteilnehmer in ihren Autos mit, viele jubeln mir zu. Im Wagen hinter mir zückte einer schon das Handy und filmte meine Vorführung. Er überholte mich dann, ließ das Fenster neben mir herunter und wollte wissen, welch’ gute Musik ich hören würde. Wenn Sie mich auf Youtube entdecken, geben Sie Bescheid. Ich tanze derweil in den nächsten Stau.