Nicole Spiegelburg. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Von Nicole Spiegelburg

Wer kleine Kinder zu Hause hat, hat es schwer. Nicht nur wegen der vielen Rotznasen und Trotzanfälle am laufenden Band. Nein, auch weil es kaum noch Klamotten oder Spielsachen gibt, die nicht typisch Mädchen oder typisch Junge wären: ob T-Shirts mit Glitzerapplikationen, lilafarbene Badeperlen mit Zauberfee oder Legomännchen mit Waffen und griesgrämigem Gesicht. Das nervt und fördert Trotzanfälle, selbst im Drogeriemarkt. Denn natürlich gibt es auch bei den Zahnbürsten nur solche mit der pinkfarbenen Glitzerprinzessin drauf oder dem untersetzten, dämlich grinsenden Piraten.

Wo sind denn, bitteschön, all die geschlechtsneutralen Klamotten hingekommen? In der Mottenkiste der 80er-Jahre verschwunden? Ja, okay, der damalige Kindergarten-Einheitslook mit praktischer Topfschnitt-Frisur und Nicki-Pulli unter Breitcord-Latzhose, beides farblich zwischen matschgrün und kackbraun changierend, müssen es nicht unbedingt wieder sein. Aber ein bisschen weniger Hellblau, Rosa und Glitzer wären wirklich eine Wohltat! Und ein bisschen mehr Pippi Langstrumpf im Kinderzimmer täte auch wieder gut. Denn welche Art von Helden geistern heute so durch die Kinderzimmer? Ein Gruselkabinett aus Darth Vader, Batman und Spiderman für - Sie ahnen es schon - na klar, die kleinen Jungs - und eine possierliche Sammlung aus Eisprinzessin, Meerjungfrau und Glitzer-Einhorn für die Mädchen.

„Ich mache mir die Welt, so wie sie mir gefällt!“, trällerte das stärkste Mädchen der Welt in ihrer Villa Kunterbunt. Der renitente Leitspruch von Pippi Langstrumpf klang in den Kinderohren der 80er-Jahre halb nach Drohung, halb nach Verheißung. Jedenfalls war nicht ganz klar, ob hinter der Maskerade aus roten Zöpfen und grünem Beinkleid in Wirklichkeit nicht doch ein Junge steckte. Das machte es spannend.

Wie auch immer. Heute soll die Welt noch kunterbunter sein, das wollen zumindest die Gender-Aktivisten. Geht es nach der Klamotten- und Spielzeugindustrie, zerfällt sie tatsächlich eher in Rosarot und Hellblau. Aber vielleicht werden all die Farben auch überschätzt und wir sollten mehr durch die rosarote Brille blicken. Dann hätten wir zumindest wieder den Einheitslook zurück.