Quelle: Unbekannt

Von Martin Mezger

In Ell Eei gewesen. Vorher nur Ell Eee gekannt. Kein großer Unterschied. Nur flächenmäßig. Und dass in Ell Eei Prostitution verboten ist. Aber sonst: viel Gesichtsloses, Autogerechtes, wuchernde Siedlungsflachware hier wie dort. Nur eines ist anders: Ell Eei hat einen Mythos, Ell Eee ist völlig unmythisch.

Der Mythos von Ell Eei heißt Hollywood, und den hat im Wesentlichen Carl Laemmle erfunden - ein Schwabe, einer von uns. Womit sich die Frage aufdrängt: Was hätte aus Ell Eee werden können, wenn der spätere Filmpionier aus Laupheim bei Ulm anno 1884 nicht gleich über den großen Teich gezogen wäre, sondern nur über die Schwäbische Alb?

Im Kino liefe dann der Blockbuster „Le Le Land“, und kein Mensch würde von Hollywood reden, diesem eigentlich bedeutungslosen Randbezirk bei Ell Eei. Dafür hätten die dann sehr bedeutenden Randbezirke bei Ell Eee einen großen Namen: Bonlanden! Plattenhardt!! Harthausen!!! Da knistert Erotik, da schwillt der Kamm, das zeigt Kante und klingt doch ganz anders als ein gesäuseltes „Hollywood“. Gegen unsere Fildorado-Cowboys wäre der Eldorado-John Wayne ein Weichei gewesen. Und Laemmle hätte „Im Western was Neues“ produziert, statt sich resignativ mit „Im Westen nichts Neues“ zu bescheiden. Nur seinen Film „Die Bestie von Berlin“ - gemünzt auf Kaiser Wilhelm II. als Erster Weltkriegstreiber - hätte er auf 1933 verschieben und an eine viel schlimmere Bestie adressieren müssen. Leider hätte es höchstwahrscheinlich nichts geändert an der Machtergreifung der Barbarei. Der Sohn eines jüdischen Viehhändlers wäre zur Emigration aus dem tödlichen Le Le Land gezwungen gewesen. Aus der Traum.