Dagmar Weinberg. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Von Dagmar Weinberg

Wer was erleben will, muss sich nicht mehr schwitzend durch den südamerikanischen Regenwald kämpfen oder die Berge des Himalaja hochschleppen. Neues lässt sich auch vor der eigenen Haustür entdecken, ist der britische Abenteurer und Autor Alastair Humphreys überzeugt. Und er hat für die kleinen Fluchten aus dem Alltag gleich ein griffiges Wort geprägt: „Microadventures“. Zum Miniabenteurer kann jede und jeder werden. Schließlich braucht es weder viel Geld noch wochenlangen Urlaub, um bei Mondschein die hintersten Winkel der eigenen Stadt zu erkunden, auf dem nahen Campingplatz sein Zelt aufzuschlagen oder im eigenen Garten unterm Sternenzelt im Schlafsack zu nächtigen.

Klar, dass auch die Outdoor-Industrie das Bedürfnis gestresster Städter nach einem kleinen bisschen Abenteuer schnell erkannt hat. Humphreys Philosophie wurde zum Trend des Jahres auserkoren. Und die einschlägigen Hersteller haben eine ganze Palette von Produkten für den Erlebnistrip nach Feierabend auf den Markt gebracht: vom platzsparenden Faltrad bis zum Faltboot in der Größe eines Kulturbeutels.

Damit ausgestattet, besteht man dann auch die wahren Abenteuer des Lebens. Die liegen jedoch weder im heimischen Garten oder im Stadtpark, sondern auf der Schiene. Und oft braucht man auf den Kick nicht einmal bis zum Feierabend zu warten. Wenn in der Früh zum wiederholten Mal der Regionalexpress von Tübingen nach Esslingen ausfällt, wünscht man sich ein Faltboot im Taschenformat. Schließlich liegt nicht nur die altehrwürdige Unistadt, sondern auch die einstige Reichsstadt, wie man im hiesigen Rathaus nicht müde wird zu betonen, „am Neckar“. Zwar ist man auf dem Wasser nicht ganz so flott unterwegs wie auf der Schiene - so denn überhaupt irgendwann doch noch ein Zug fährt. Dafür kommt man dann aber nach dem Trip durch die Natur ganz entspannt am Arbeitsplatz an.