Quelle: Unbekannt

Von Martin Mezger

Sie heißt Kim. Oder er heißt Kim. Beides lässt der Vornamen zu. Aber was ist das vor kurzem zur Welt gekommene Menschlein denn nun - Männlein oder Weiblein? Man weiß es nicht. Kim zählt nicht zu den Intersexuellen, er/sie hat ein biologisch eindeutiges Geschlecht. Aber das unterliegt strikter Geheimhaltung. Den dichten Mantel des Schweigens breitet Kims Mama aus. Ob sie einen Jungen oder ein Mädchen bekommen hat, dürfen weder Verwandte und Bekannte noch beste Freundinnen oder Freunde wissen.

Befremdlich? Nicht für die durchaus glückliche Mutter. Sie ist Hochschuldozentin für Genderforschung, und ihre Theorie setzt sie radikal in Lebenspraxis um. Deshalb: Jede geschlechtliche Rollenfixierung wird im Keim erstickt. Keine lieben Omas, keine stolzen Opas, die einem Mädchen rosa Plüsch und Puppen schenken, einen Jungen mit Spielzeugautos oder Plastikschwertern auf Macho-Kurs bringen. Von subtileren Suggestionen ganz abgesehen. Schluss damit! Gender-Kim soll nebst den frei zu wählenden männlichen oder weiblichen Identitätswegen auch die Pforte in die Transgender-Freiheit offenstehen, wo er/sie sich einem unbekannten, einem völlig individuellen oder gar keinem Geschlecht angehörig fühlen darf.

Ein extremer Einzelfall? Nun, im fortschrittlichen Skandinavien haben sich etliche Eltern dem Geschlechtsgeheimdienst angeschlossen. Leider bleibt eine unvermeidliche Inkonsequenz: Ausgerechnet die für Kim wichtigste Person kennt das Geschlecht - die Mama, denn auch ihr Baby ist nicht mit Höschen geboren worden. Vielleicht wäre das ja die einzige genderkorrekte Lösung: Blind-Entbindungen, strengste Schweigepflicht für das gynäkologische Personal, Windelwechseln nur mit Augenklappen und dicken Handschuhen. Damit aller Pipikram auch wirklich top secret bleibt.

So berühren sich Emanzipation und Spießertum, Fortschritt und gute, alte Zeit, als alles Geschlechtliche ein Pfui-Thema war. Apropos: Die exklusive Gebärfähigkeit von Frauen - eine völlig unzumutbare Rollenfixierung. Wir sollten wieder den Klapperstorch einführen.