Gefeiertes Ensemble beim Schlussapplaus: Suzan Zeichner (Sybille Meilhaus), Alexander Kerbst (Dr. Gudden), Matthias Stockinger (König Ludwig II.), Anna Hofbauer (Kaiserin Elisabeth) und Jakob Tiedtke (Prinz Ludwig). Foto: Sigfried Baumann

Zitieren wir König Ludwig II. von Bayern: „Es ist notwendig, sich Paradiese zu schaffen, poetische Zufluchtsorte, wo man vorübergehend die schauderhafte Zeit, in der wir leben, vergessen kann.“ Das Erschreckende daran ist, dass dieses Zitat auch in der heutigen Zeit Gültigkeit hat. In Füssen, in Ludwigs Festspielhaus, an den Ufern des Forggensees gibt es noch bis 28. August einen solch poetischen Zufluchtsort. Nachdem das Erfolgsmusical Ludwig2 im vergangenen Jahr an seinen angestammten Platz zurückkehrte, entschloss sich der Initiator und Regisseur Benjamin Sahler auch in diesem Jahr, in der Hauptferienzeit im August, Ludwig an seinem angestammten Platz wieder lebendig werden zu lassen. Und nachdem unsere Zeitung das Musical Ludwig2 nach seiner Premiere 2005 mehrfach im Rahmen von Leserreisen besucht hatte, war die Neugierde natürlich da, wie würde Ludwig in der Neuinszenierung der Stuttgarter Big Dimension GmbH daher kommen. Den Musicalbesuch hatten wir im Rahmen unserer beliebten Hofbräu-Fahrten am letzten Dienstag angeboten. Binnen von nur drei Tagen waren die 75 Plätze komplett ausgebucht. Der Märchenkönig elektrisiert also auch die Schwaben. Man kann nicht so genau erklären, was die Faszination dieses Musicals ausmacht. Ist es der Schauplatz, an dem gespielt wird? Handlung und Spielort verschmelzen hier zu einer Einheit. Denn wer nach der Aufführung hinaustritt, blickt hinüber zu Schloss Neuschwanstein. Eben noch Musical-Fiktion, jetzt erlebte Realität. Oder ist es die wunderbar eingängige Musik von Konstantin Wecker und Christopher Franke, arrangiert von Nic Raine, welche die Besucher nicht mehr loslässt. Wie sagte doch eine Leserin: „Die Melodie der Arie ,Geliebte Berge‘, gleichsam auch eine Art Titelmusik, geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich glaube, ich summe sie heute Nacht noch im Bett.“ Oder sind es die berührenden Texte von Rolf Rettberg, die einen selbst ein wenig träumen lassen, so wie auch Ludwig seinen Träumen nachhing. Vor allem aber war es das großartige Ensemble, das sich die nicht enden wollenden Begeisterungsstürme am Ende der Aufführung wahrlich verdient hatte. Und so darf man die Kritik in der großen Süddeutschen Zeitung als keineswegs übertrieben ansehen. „Dass noch während sich der Vorhang senkt, die Menschen aufspringen, klatschen und jubeln, dass sich die Besucher in den Armen liegen mit Tränen in den Augen, daran kann man etwas Spezielles erkennen: Die Ludwig-Euphorie.“ Jubelrufe, minutenlanger Applaus, stehende Ovationen, seine Majestät König Ludwig II. (Matthias Stockinger) und seine Mitstreiter nehmen die Begeisterung mit großer Dankbarkeit an. Stockingers Interpretation des Märchenkönigs geradezu entwaffnend, seine Arie „Kalte Sterne“ einfach sensationell. Und keiner aus dem Ensemble fällt ab. Kevin Tarte besticht durch einen einzigen Auftritt als Schattenmann mit der Arie „Schatten auf des Königs Palästen“. Ohne Fehl und Tadel Anna Hofbauer als Kaiserin Elisabeth.Und der junge Jakob Tiedtke als Prinz Ludwig weist den großen König Ludwig ein ums andere Mal auf den richtigen Weg. Ludwig2 ein Erlebnis voller Emotionen, etwas fürs Herz und die Seele. Große Hochachtung vor Benjamin Sahler, der es durch einen Kraftakt geschafft hat, dem Publikum seinen Ludwig zumindest auf der Bühne wieder zurückzugeben. Jetzt schon im zweiten Jahr. Wie heißt es in dem finalen Titel: „Unser König er lebt und der führt uns die Hand, wir bewahren dem König die Treue, bau‘n ein Schloss wie ein Traum und Ludwigs Märchen wird mit uns wahr.“ Hoffentlich an gleicher Stelle auch im nächsten Jahr.