Quelle: Unbekannt

Von Roland Kurz

Auf der langen Bahnfahrt von Hamburg nach Stuttgart ist dem kleinen Mädchen, etwa fünf Jahre alt, langweilig geworden. Kontaktscheu ist die Kleine nicht. Sie spricht eine jüngere Frau an, die ihr schließlich verraten muss, ob sie denn erwachsen sei. Mit 25 sollte man das schon sein, erfährt das wissensdurstige Mädchen. Eine alte Dame hingegen kann nicht bestätigen, dass sie schon über 100 ist. Als nächster kommt der Bahnangestellte dran. „Bist du ein Schaffner?“ „Nein, ich bin Zugbegleiter.“ Die Fünfjährige schaut den Bahnmitarbeiter ratlos an. Offenbar hat sie sich noch nicht intensiver mit den anspruchsvollen Berufsprofilen bei der Bahn AG befasst. So ein moderner Zugbegleiter kontrolliert nämlich nicht nur die Fahrkarten, sondern auch Beleuchtung und Klimaanlage, Achsen und Bremsen und sollte sogar in einer Fremdsprache über spezielle und internationale Fahrscheine - „wi wisch ju a plesent dschörni“ - informieren können, und selbstverständlich immer recht freundlich sein. Der Blick des Mädchens fällt auf den Ärmel des hochqualifizierten Bahnangestellten. Der bahnrote Streifen bringt ihr die Erleuchtung: „Dann bist du ein Streifner.“