Quelle: Unbekannt

Von Roland Kurz

Es ist Mitternacht, acht Wochen vor der Bürgermeisterwahl in Deizisau. Thomas Matrohs steht mit seiner Frau Katrin vor dem Rathaus. Der Amtsinhaber will auf jeden Fall der Erste sein, der die Bewerbungsunterlagen abgibt. Die Kirchturmglocke schlägt und Matrohs lässt den Umschlag in den Briefkasten fallen. Seltsamerweise brennt im Rathaus Licht. Anna Osdoba, die junge Leiterin der Abteilung Bürgerservice & Organisation nimmt es offenbar genau mit ihren Aufgaben und fischt die erste Bewerbung aus dem Briefkasten. Gern lässt sie auch ihren Chef herein. Überraschenderweise begegnen dem Rathauschef im Foyer auch seine Stellvertreter Albert Dorner und Markus Eberhardt, auch Kämmerer Dieter Kottinger und Nadine Jud stehen da. Sie haben einen Sekt mitgebracht. Kaum hat der Korken geknallt, klappert es erneut am Briefkasten.

Seine Freude, so gestand Thomas Matrohs am Dienstag bei der Vereidigungszeremonie, sei in diesem Moment sehr getrübt worden. Ein Gegenkandidat? Matrohs und Eberhardt gehen vors Rathaus und sehen nur noch einen Mann mit Hut weglaufen. Was Matrohs nicht sieht: Hinter ihm biegen sich ein paar Leute vor Lachen. Die tüchtige Mitarbeiterin schlägt dann vor, den zweiten Umschlag gleich zu öffnen. Mit Albert Dorner sei ja der Vorsitzende der Wahlkommission anwesend. Und so wird kurz nach Mitternacht geschaut, wer dem Deizisauer Bürgermeister Konkurrenz machen möchte. Der Vorsitzende des Wahlausschusses zieht einen Briefbogen aus der Bewerbungsmappe und liest vor: „Der Bauhof Deizisau wählt seinen Chef Thomas Matrohs!“ Die ganze Mannschaft hat unterschrieben.

Weder in dieser Nacht noch in folgenden fünf Wochen sind weitere Bewerbungsschreiben eingegangen. Mit 99,7 Prozent wird Matrohs am 2. Juli gewählt.