Quelle: Unbekannt

Von Claudia Bitzer

Alle Jahre wieder freuen sich die Gäste des Merkel’schen Schwimmbads auf die Weihnachtszeit. Denn wer vor dem Fest für 150 Euro eine Wertkarte für die Esslinger Bäder und die Saunalandschaft in der Mühlstraße erworben hatte, bekam nicht nur - wie bei dieser großzügigen Vorfinanzierung auch unterm Jahr üblich - zwölf Prozent Nachlass auf jeden Eintritt. Sondern auch ein prächtiges, blaues Saunatuch mit entsprechendem Schriftzug und dem wunderbaren Emblem der aufblühenden Seerose.

So war es jedenfalls in den vergangenen Jahren. Für die Stadtwerke als Betreiber kein unerheblicher Marketingeffekt: Denn mit dieser Uniform hat sich der Stammgast der Esslinger Bäder unter den sich nur namenlos verhüllenden Nackedeis in der gesamten Wellnesslandschaft der Region eindrücklich herausgehoben.

Nun wissen wir ja alle, dass die Stadt sparen muss und dazu auch die dienstleistenden Stadtwerke verdonnert hat. Demzufolge beschäftigte die Saunagäste in den vergangenen Wochen bei jedem Aufguss das Thema, ob es in diesem Jahr wohl wieder ein Tuch geben oder ein Nixle im Büchsle über die Theke schwimmen würde. Kenner der Szene rechneten bestenfalls mit einer Gummiente. Nun, es ist dann doch etwas mehr geworden. Kein Quietschevogel, allerdings auch keine Frottierware - sondern ein kleiner Bildband über das Jugendstiljuwel. Auch schön. Aber halt nicht so nachhaltig wie das strapazierfähige Saunatuch: Es dürfte in zweieinhalb Stunden ausgelesen sein. Und auch nicht so groß: Es bedeckt allenfalls bei den Herren die kritischste Stelle.

Demzufolge hat sich die Autorin dieser Zeilen in diesem Jahr für die 100-Euro-Wertkarte entschlossen. Die bringt zwar nur zehn Prozent Nachlass und keine weiteren literarisch-historischen Erkenntnisse über den Wellnesstempel ihrer Wahl. Aber als Kundschaft hat man ja schließlich auch nichts zu verschenken. Von ihren bislang drei Saunatüchern mit dem Jugendstil-Emblem wird sie dennoch zwei abgeben: Eines will sie dem Stadtmuseum im Gelben Haus zur Verfügung stellen, das andere dem OB - falls er saunamäßig mal auswärts repräsentieren muss.