Günter Werner (Zweiter von rechts) und seine Gratulanten Max Pickl, Wolfgang Drexler und Andreas Felchle (von links). Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Claudia Bitzer

Günter Werner und der TSV Berkheim 1895 e.V.: Das ist seit mehr als 50 Jahren eine stabile und ganz offensichtlich auch glückliche Verbindung. Seit 44 Jahren hat der heute 68-Jährige die Vereinskasse in der Hand, seit vier Jahrzehnten ist er eine feste Größe im fünfköpfigen Vorstand des Vereins. Stadt, Schwäbischer Turnerbund, Land und sein Verein haben ihn am Dienstagabend deshalb auch höchstoffiziell mit Lob und Ehren überhäuft (vgl. Anhang).

Wenn Günter Werner seinen Verein heute mit dem Verein damals vergleicht, ist alles irgendwie immer mehr geworden. Angefangen von der Mitgliederzahl, die sich auf 2000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene verdoppelt hat und mittlerweile auch zahlreiche Menschen außerhalb des Stadtteils nach Berkheim führt. Bis hin zu den Summen, die der TSV jedes Jahr bewegt und über deren Höhe er sich lieber ausschweigt. Schließlich will man ja keine Begehrlichkeiten wecken, die man nicht befriedigen kann. Denn man habe in all den Jahren mehrfach das vereinseigene Waldheim umgebaut, den Sportplatz zu einem modernen Kunstrasenplatz weiterentwickelt, das Sportgelände Holzäcker neu gestaltet, den Bikepark auf der alten Müllhalde gebaut und einen Pavillon der Schillerschule zur Geschäftsstelle mit zwei Gymnastikräumen umgewandelt, betont Werner.

Den Verein klug aufgestellt

Eines hat sich besonders gravierend verändert: die Professionalisierung, die das Ehrenamt entlastet. „Ohne die geht es heutzutage gar nicht mehr“, weiß er. Und nennt als Beispiel die vielen Reha- und Gesundheitskurse, die sich für den Verein neben den Mitgliedsbeiträgen, den anderweitigen Kursgebühren und der Förderung durch die Stadt zu einer wichtigen Einkommenssäule entwickelt haben. Für die Anerkennung bei den Kassen sind jedoch entsprechend ausgebildete Kursleiter Voraussetzung. Und für die Abrechnung eben eine schlagkräftige Geschäftsstelle, die den damit verbundenen Verwaltungsaufwand auch stemmen kann. Dennoch ist es ihm wichtig, dass ein Verein nicht nur Dienstleister ist. Ebenso steht Werner für die Offenheit und Integrationskraft des TSV. Er betont das gute Verhältnis zu Rathaus und Gemeinderat und ist dankbar für die Unterstützung. „Es ist für unsere Schwimmabteilung und für unsere Aquakurse sehr wichtig, dass das Hallenfreibad bleibt und saniert wird.“

Er ist in Berkheim geboren - und hat seinen Heimatort nur während seines Betriebswirtschaftsstudiums verlassen. Als junger Kicker ist er in die D-Jugend des TSV Berkheim eingestiegen, dann hat er mit der Leichtathletik angefangen, die er mit 18 leitete und ausbaute. „Ich wollte immer Verantwortung übernehmen und etwas gestalten“, sagt er zu der Tatsache, dass er 1973 seinen ersten Funktionärsposten als Kassier übernahm. 1977 stand der TSV Berkheim dann kurz vor der Auflösung, weil keiner den Vorsitz machen wollte. Die Lösung fand sich in einem fünfköpfigen Vorstand, in dem alle gleichberechtigt agieren. Und dem Werner seitdem angehört.

„Wenig Fluktuation, viel Kameradschaft“ zeichne Vorstand und Verein aus. „Man findet hier Freunde.“ Der TSV kenne keine Nachwuchsprobleme. „Jedes vierte Berkheimer Kind ist bei uns“, freut er sich allein über 1000 Mitglieder im Kinder- und Jugendbereich und die Zusammenarbeit mit der Schule und den Kindergartenkindern.

„Ich habe mein Ehrenamt immer gerne gemacht. Auch für meine Persönlichkeitsentwicklung war es ein Gewinn“, sagt er. Dass er eine treue Seele ist, hat er auch seinem Arbeitgeber bewiesen. Mehr als 40 Jahre lang war er bei Omnibus Schlienz in Wäldenbronn. Er kümmerte sich um Kunden wie Daimler oder die WLB, organisierte Messetransporte oder Vereinsreisen - inklusive Programm. „Dabei kam es mir schon zugute, dass ich weiß, wie Vereinsmenschen ticken.“

Der Sport und der Verein haben ihm viel gegeben. „Ich habe dort auch meine Frau kennengelernt, sie war Leichtathletin.“

Heute betreibt er noch Gymnastik, Fitness und Spinning aktiv in seinem Verein, er joggt gerne oder geht mit Vereinsfreunden regelmäßig auf dreitägige Radtouren. Nach seiner Pensionierung vor drei Jahren ist er mit seinem Vorstandskollegen Peter Pahl in neun Tagen von Berkheim über Alb und Alpen nach Venedig gestrampelt. Unvergessen sind für ihn auch seine Zieleinläufe beim Schwarzwaldmarathon, den er nach gut vier Stunden bewältigt hatte. Und die Betreuung der beiden Töchter, die beim Marathon in New York teilgenommen haben.

Wenn er an die Vereinshighlights denkt, kommen ihm nicht nur die Leichtathletikerfolge während seiner Abteilungsleiter-Zeit in den Sinn. Oder der Aufstieg der Turnerinnen in die Zweite Bundesliga und die Spitzenfrauen Carina Kröll und Julia Plattenhardt. Sondern auch die 1:14-Niederlage der ersten Mannschaft des TSV Berkheim gegen die Ex-Nationalspieler Franz Beckenbauer, Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein und Co., die der Verein 1985 zu seinem 90-jährigen Bestehen nach Berkheim holte. 2020 feiert der TSV seinen 125. Geburtstag. Das schreit doch geradezu nach Revanche ...

Glücksfall für den Verein und den Esslinger Sport

Eine Plastik samt Ehrenmitgliedschaft vom Verein und die Theodor-Georgii-Medaille vom Schwäbischen Turnerbund: Die Wertschätzung, die Günter Werner in der Osterfeldhalle für sein ungewöhnlich langes Engagement für den TSV Berkheim entgegengebracht worden ist, toppt allerdings noch die Präsente, die er entgegennahm.

Vorstandskollege Peter Pahl würdigte ihn als „absolutes Vorbild“ und grundehrliche Persönlichkeit mit dem Mut, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen und den Verein immer weiterentwickelt zu haben.

Andreas Felchle, als Maulbronner OB ein Berkheimer im Exil, war als Präsident des Württembergischen Landessportbunds nur über eines traurig: Weil Werner bereits die Ehrennnadel in Gold des Landes hat, blieben ihm nur zwei Flaschen Wein und ein rotes Badetuch als persönliches Mitbringsel für sein „Vorbild“ und seinen Vereinskameraden.

Wolfgang Drexler zählte als Präsident des Schwäbischen Turnerbunds Werners Erfolge auf und belohnte dessen strategische Ausrichtung des Vereins mit der höchsten Ehrung des Turnerbunds, der selten überreichten Georgii-Medaille.

Bürgermeister Markus Raab würdigte Werner als „eine der tragenden Säulen des Esslinger Sports“ und ehrlichen, aber „auch knitzen“ Strategen. Die Bürgermedaille der Stadt will der OB persönlich überreichen.