Quelle: Unbekannt

Die Nationalelf will am Schwarzmeer an die Erfolge vom Confed Cup anschließen.

SotschiWenn es noch einen Beweis gebraucht hätte, wie wohl sich Joachim Löw an der Schwarzmeerküste von Sotschi fühlt, dann wurde er am Mittwochmorgen um 10 Uhr erbracht. Und zwar vom Bundestrainer selbst. Löw also geht an der Promenade zwischen Strand und Mannschaftshotel entlang, er blinzelt in die Sonne, er grinst. Der Coach macht Selfies mit Fans, er lacht in die Kameras, er hält einen kurzen Plausch. Löw ist gut drauf, was sich eine knappe Stunde später, auf dem zehn Gehminuten vom Hotel entfernten Trainingsplatz, so fortsetzt.

Da nimmt Löw vor der Einheit den Platzwart in den Arm, der gerade noch den letzten Wasserschlauch vom Feld getragen hat, da jongliert er die Kugel, da zelebriert er jeden Ballkontakt. Und lacht, wenn einer seiner Assistenten, in dem Fall der Stürmertrainer Miroslav Klose, wie ein kleiner Junge im Freibad über die Sprenkler-Anlage auf dem Rasen hüpft und sich diebisch ob der kleinen Abkühlung freut. Keine Frage: Löw und der DFB-Tross fühlen sich wohl in Sotschi. Bei 28 Grad und Sonne bereitet sich die Nationalelf auf das nach dem vergeigten Auftakt so wichtige Gruppenspiel gegen Schweden an diesem Samstag vor.

Es sind genau diese Bedingungen, die die deutschen Confed-Cup-Sieger von 2017 schon einmal vorfanden. Gleicher Ort, gleiche Temperaturen, gleiches Hotel, gleicher Trainingsplatz. Der Wald von Watutinki, dem eher tristen Ort vor den Toren Moskaus, wo die DFB-Elf während des restlichen Turnierverlaufs bei der WM logiert, ist in diesen Tagen weit weg.

Von Dienstag bis zum Spiel am Samstag ist stattdessen wieder Sotschi angesagt – jener Ort also, wo eine bessere B-Fassung der Nationalelf beim täglichen Training vor einem Jahr die Basis zum überraschenden Triumph beim Confed- Cup legte. Etliche Stammkräfte des DFB-Teams waren damals nicht dabei. Stattdessen durften andere ran, sie überzeugten – und sind auch jetzt wieder dabei. Jonas Hector, Joshua Kimmich, Antonio Rüdiger, Niklas Süle, Matthias Ginter, Marvin Plattenhardt, Julian Brandt, Leon Goretzka, Sebastian Rudy, Julian Draxler und Timo Werner heißen diese Jungs, die die deutsche Elf 2017 zum Turniersieg führten – und die jetzt wieder Furore in Russland machen wollen.

Dazu müssen sie aber erstmal spielen, und dazu müssen sie die zurückgekehrten Platzhirsche und Weltmeister im aktuellen Team verdrängen. Nur die 2017er-Helden Hector, Kimmich, Werner und mit Abstrichen Draxler sind auch in der aktuellen deutschen WM-Elf so etwas wie unangefochtene Stammkräfte. Die anderen Confed-Cup-Sieger sind die Herausforderer. In Sotschi haben sie nun vertrautes Terrain betreten und drängen ins Team. Süle, Goretzka und Brandt haben dabei die größten Chancen auf einen Startelfeinsatz. Süle könnte in einer möglichen Dreierkette mit Mats Hummels und Jerome Boateng ran, Goretzka als flexibel einsetzbarer Mittelfeldspieler – und Brandt auf den offensiven Außenpositionen.

Bis zum Spiel bleibt Löw noch ein bisschen Zeit für die Entscheidungsfindung, und das in der wohligen Umgebung, in der der Bundestrainer ja im liebsten während des gesamten Turniers logiert hätte. Der Manager Oliver Bierhoff griff die Thematik deshalb nochmals auf und sagte: „Licht und Wärme spielen hier in Sotschi eine wichtige Rolle. Es ist ein wichtiger Break von Moskau. Ich bleibe aber weiter dabei, dass Moskau aus logistischen Gründen die richtige Wahl war.“ Dann schloss er mit dem entscheidenden Satz: „Jetzt zählt aber einfach die Wahrheit auf dem Platz.“