Starke Typen: Philipp Lahm (vorne) und Bastian Schweinsteiger Foto: Getty - Getty

Starke Spielführer bringen den Erfolg bei der Fußball-WM

Esslingen Nach dem blamablen 0:1 gegen Mexiko ist Kapitän Manuel Neuer gefordert. Die Vergangenheit zeigt: Bei allen vier deutschen WM-Triumphen führten starke Typen ihre Teams auf Feld.

1954: Das Wunder von Bern – immer noch unvergessen. Besonders Trainer Sepp Herberger, Helmut Rahn und vor allem Fritz Walter. Der Kapitän war ein begnadeter Techniker und prägte das Spiel maßgeblich. Doch auch neben dem Platz galt Fritz Walter als Leitwolf und als Ratgeber seines Chefs. Das wohl berühmteste Tor der deutschen Länderspielgeschichte wäre wohl nie gefallen, wenn Deutschlands Spielführer beim Spaziergang rund um den Thuner See dem Trainer nicht seinen Zimmerkollegen Helmut Rahn wärmstens empfohlen hätte. Jener trinkfreudige Bursche, der dann das Wunder von Bern erst möglich machte.

1974: Bei der WM im eigenen Land schon in der Vorrunde auszuscheiden – undenkbar. Nach der Schmach gegen die DDR hätte nicht viel gefehlt. Es rumorte nach der 0:1-Pleite gewaltig in der Truppe von Trainer Helmut Schön. Kapitän Franz Beckenbauer übernahm Verantwortung, haute auf den Tisch. Besonders die jungen Teamkollegen stauchte er zusammen. In der Küche des Mannschaftsquartiers wurde Tacheles geredet, allen voran Uli Hoeneß bekam sein Fett ab. Schön befolgte den Rat seines Kapitäns, setzte auf vier Neulinge – das Team blühte auf und wurde Weltmeister.

1990: Bei der WM in Italien saß Franz Beckenbauer als Teamchef auf der Bank und konnte auch auf einen starken Spielführer bauen. Mit internen Problemen musste sich Lothar Matthäus nicht herumplagen, und auf dem Feld lief es perfekt. Der Kapitän glänzte als Spielgestalter, erzielte herrliche Tore, profilierte sich als Vorlagengeber und konnte zum Abschluss des Turniers den WM-Pokal in die Höhe stemmen. Vier Jahre später bei der WM in den USA bekleckerte sich Matthäus dagegen nicht mit Ruhm, weder auf dem Feld noch abseits. Besonders mit Bundestrainer Berti Vogts lag er im Clinch: „Man sollte einen Kapitän mit Erfahrung und Ehrgeiz schon einbeziehen.“ Der Erfolg blieb aus, das Team flog im Viertelfinale raus.

2014: Als Kapitän gab Philipp Lahm während der WM in Brasilien auf der Kommandobrücke die Richtung vor. Der kühle Denker, der überlegte Spieler leistete sich kaum Fehler, stellte sich in den Dienst der Mannschaft und hatte einen bärenstarken Kämpfer als Co-Kapitän an seiner Seite: Mit Bastian Schweinsteiger rockte er das Maracanã-Stadion. Der Lohn: Lahm und sein Nachfolger im Kapitänsamt durften den Pokal in den Abendhimmel von Rio recken.