Setzt Joachim Löw am Samstag auf Mario Gomez (rechts)? Es spricht einiges dafür. Foto: dpa - dpa

Schlägt gegen Schweden die Stunde von Mario Gomez? Es gibt Anzeichen, dass der Stürmer am Samstag in der Startelf steht. Gegen die bulligen Skandinavier könnte der Routinier vom VfB Stuttgart zum wichtigen Faktor werden.

SotschiEs wird ja in diesen aufgeregten Tagen immer gern und viel in jede Handlung sämtlicher Beteiligter rund um die Nationalelf hineingeheimnisst – vor allem, was die mögliche Aufstellung Joachim Löws gegen Schweden an diesem Samstag (20 Uhr) betrifft. Neue Impulse braucht das Team nach dem verpatzten WM-Auftakt, darüber sind sich so ziemlich alle einig, und der Manager Oliver Bierhoff kündigte genau diese ja schon an im Spielort Sotschi: neue Impulse.

Heißt einer davon Mario Gomez?

Jeder sprach ja zuletzt eher über den Offensivmann Marco Reus als ersten neuen Kandidaten für die deutsche Startelf. Gomez, der Stürmer des VfB Stuttgart, flog im Vergleich dazu eher unter dem Radar durch. Bis jetzt.

Am Donnerstagmittag verdichteten sich die Anzeichen, dass Gomez von Beginn an ran darf gegen die Schweden. Der DFB schickte den Medienvertretern in Sotschi die Einladung zur offiziellen Pressekonferenz vor dem Spiel an diesem Freitag im Fisht-Stadion. Mit dabei ist wie immer Bundestrainer Löw, klar. Und: Gomez – der übrigens schon zu den vier ausgewählten Spielern gehörte, die sich vor der Trainingseinheit am Donnerstag in der heißen Mittagssonne den Fragen stellten. Der DFB dürfte am Tag vor einer Partie und auch schon vorher wohl kaum einen Spieler so auffällig und exponiert der Öffentlichkeit präsentieren, wenn dieser dann auf der Bank sitzt. Am Tag vor dem Auftaktspiel nahm Löw einen gewissen Julian Draxler mit aufs Podium. Und versah ihn dort dann flugs mit einer Einsatzgarantie.

Betont locker

Das könnte bei Gomez an diesem Freitag ähnlich laufen, wobei es in den Zeiten aufgeregter Spekulationen auch hier nicht ausgeschlossen ist, dass am Ende doch noch alles anders kommt und dies womöglich nur ein Täuschungsmanöver in Richtung des schwedischen Lagers ist.

Fakt aber ist: Es ist am Donnerstag um einiges wahrscheinlicher geworden, dass Gomez von Beginn an spielen darf. Ist der VfB-Stürmer also der Mann, der in Russland für die Wende zum Positiven sorgen soll? Gomez selbst gab sich dazu betont locker. Und sagte, dass er dazu gar nichts sagen werde. Gomez grinste dabei spitzbübisch. Womöglich wusste er da schon etwas, das ihn glücklich machte.

Es spricht aus sportlicher Sicht ja auch einiges dafür, dass Löw am Samstag auf den Stuttgarter setzt. Die bulligen und kantigen Schweden werden hinten mutmaßlich kompakt stehen, mit körperlich starken Innenverteidigern. Da kann der wuchtige Gomez als Widerpart im deutschen Angriff Gold wert sein. Als Angreifer, der dagegen hält, der sich durchsetzen kann gegen das massive Abwehrbollwerk. Und als einer, der die Gegenspieler bindet und so Räume für seine schnellen Mitspieler schafft. Für Timo Werner zum Beispiel, den Mann fürs Tempo, der dann um Gomez herum seine Läufe in die Tiefe starten könnte.

Werner, der gebürtige Stuttgarter, äußerte sich am Donnerstag schon offensiver als der Kollege im Angriff. „Mario und ich verstehen uns gut, und wir können auch sehr gut zusammen vorne spielen“, sagte er.

Der Schwaben-Sturm – gut möglich, dass er in Sotschi gegen Schweden zum Angriff bläst. Dabei gibt es ja auch noch die zweite Option, dass Werner für Gomez aus der Startelf weichen muss und auf der Bank sitzen wird. Das aber ist eine eher unwahrscheinliche Variante.

Wie auch immer – sollte Gomez nun tatsächlich spielen dürfen, dann tut er das mit einer ordentlichen Portion Wut im Bauch. Gomez, der weit gereiste Angreifer, hat sich ja eigentlich in all den Jahren eine gewisse Gelassenheit antrainiert. Er ruht in sich, er lässt Kritik von außen nicht mehr so sehr an sich heran, wie das früher noch der Fall war. Der Mann, der nach seinem berühmten Fehlschuss bei der EM 2008 gegen Österreich viel Häme einstecken musste, der schon von den deutschen Fans ausgepfiffen wurde, betont mittlerweile, dass jeder sagen könne, was er wolle. Und er meint das dann auch so.

Das aber, was nun nach dem schwachen deutschen WM-Auftakt gegen Mexiko an Kritik auf das gesamte Team einprasselte, ließ Gomez nicht kalt. „Es war jetzt schon markant, dass es schnell ins Persönliche ging“, sagte er: „Man kann kritisieren, man kann Dinge ansprechen, aber mir kommt es so vor, als hätten einige nur auf ein schlechtes Spiel gewartet, um dann ein paar Spieler hops nehmen zu können.“

Auch Gomez selbst wurde ja quasi „hops“ genommen. Von einem gewissen Waldemar Hartmann. Der ehemalige TV-Moderator sagte in einer Talkshow, dass Deutschland ja nur eineinhalb Stürmer habe (Werner ist laut Hartmann einer davon, Gomez nur ein halber) – und dass man mit Gomez’ Einstellung keinen Krieg gewinne, weil der gesagt hatte, dass er bei der WM auch mit drei Minuten Einsatzzeit zufrieden sei. Damit konfrontiert, sagte der Stuttgarter Stürmer nun dies: „Das interessiert mich nicht.“ Dann ergänzte Gomez: „Nicht mehr.“

Mario Gomez, bald 33 Jahre alt, ist ganz bei sich. Nur noch bei sich. Und will nun den Schweden das Fürchten lehren.

Ein überraschendes Angebot

Ludvig Holmberg von der Boulevard-Zeitung „Expressen“ wollte Fußball-Weltmeister Sami Khedira unbedingt noch schnell ein selbst angefertigtes Präsent überreichen.

„Mein Name ist Ludwig, ich bin Journalist aus Schweden. Wenn Sie am Samstag gegen Schweden verlieren, geht’s bereits auf die Heimreise. Darum habe ich hier ein paar Bordkarten für Sie und Ihre Teamkollegen“, sagte Holmberg. Und dann folgte am Trainingsplatz dieser kurze Dialog:

Khedira: „Herzlichen Dank. Aber die brauchen wir nicht. Wir denken nur daran, dieses Spiel zu gewinnen. Das wird super schwer, aber wir wissen, dass wir eine starke Mannschaft haben. Wir sind überzeugt, dass wir das Spiel gewinnen werden.“

Holmberg: „Okay, dann kriegen Sie ihn vielleicht nach dem Spiel.“

Khedira: „Ich denke, wir brauchen ihn am 16. Juli.“

Das ist der Tag nach dem WM-Finale. Gegen Schweden ist es erst das zweite Gruppenspiel. Aber es könnte bei einer Niederlage schon das Aus für den Titelverteidiger bei der WM in Russland bedeuten.

Was Holmberg bei seiner Aktion aber wohl übersah: Das fiktive Ticket ist nicht für Samstagabend, 23 Uhr Ortszeit, also gleich nach dem Spiel ausgestellt, sondern für den 23.7. – acht Tage nach dem WM-Finale – ein kleines, misslungenes Detail. Flug SK 2004 führt von Sotschi nach Berlin. Als Verpflegung sind Speisen und „frei Weißbier an Bord“ ausgewiesen.

Holmberg sah seine Aktion am Donnerstag in der Interview-Zone nicht nur als Scherz an. Er glaubt fest an einen schwedischen Erfolg gegen den Titelverteidiger. „Wir haben alle das Spiel gegen Mexiko gesehen. Sie hatten große Probleme, die Deutschen. Sie werden nicht gewinnen am Samstag“, erzählte der „Expressen“-Reporter, als Khedira längst beim Training war. „Wir haben Italien in den Playoffs geschlagen. Wir haben Südkorea hier im ersten Spiel geschlagen. Wir gewinnen und gewinnen. Es ist verrückt.“ Es tue ihm schon auch leid für Deutschland: „Aber in vier Jahren gibt es ja wieder eine WM.“