Gar nicht mehr so schüchtern: Michaela Mlejnková. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Tom Bloch

Stuttgart - Wenn die beiden Finalsten am heute (19.30 Uhr) zum zweiten Play-off-Spiel um die Deutsche Volleyball-Meisterschaft das Spielfeld der ausverkauften Scharrena betreten, gehört Michaela Mlejnková zu einer der schillerndsten Figuren im Team von Allianz MTV Stuttgart. Nicht nur, dass sie regelmäßig zu den Top-Punktemachern im Stuttgarter Trikot gehört, die tschechische Nationalspielerin hat mittlerweile auch so etwas wie die Führungsrolle übernommen. Bei der knappen Auftaktniederlage am Mittwoch im Spiel eins beim SSC Palmberg Schwerin steuerte die Außenangreiferin mit 19 Punkten die meisten Zähler für Stuttgart bei. Als stete Antreiberin stopft sie die Lücke, die der gesundheitlich bedingte Abgang von Spielführerin Kim Renkema plötzlich offen ließ. „Mich hat keiner dazu aufgefordert. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich das machen muss,“ sagt Mlejnková. „Nur schade ist, wenn ich mich selbst mal schlecht fühle, gibt es halt niemanden, der mir hilft.“

Dabei ist die Außenangreiferin gerade mal 20 Jahre alt, kam als Jung-Talent vor zwei Jahren vom tschechischen Top-Team PVK Olymp Prag an den Neckar. Und äußerst schüchtern waren ihre ersten Auftritte. „Das lag hauptsächlich daran, dass mein Englisch noch nicht so gut war“, verrät die junge Tschechin. „Außerdem muss ich grundsätzlich bei Fremden erst ein wenig auftauen und mich wohlfühlen.“ Dies wiederum tut sie sich in Stuttgart längst. „Hier stimmt einfach alles. Das Trainerteam, die Trainingsbedingungen, die kurzen Wege und die schöne Stadt.“ Deswegen hat sie sich bereits im Januar für eine weitere Saison in Stuttgart entschieden.

Nur die Mannschaft war zwischendurch nicht so nett zu ihr: Als in der vergangenen Saison sowohl das Pokalfinale als auch die Endspielserie gegen den Dresdner SC knapp verloren wurde, zogen ihre Team-Kolleginnen sie mit dem Spitznamen „Silber-Mlejnková“ auf, schließlich hatte sie nach drei Vizemeisterschaften und drei Vize-Pokaltiteln mit Olymp Prag bislang stets nur zweite Plätze gesammelt. „Das hat mich ziemlich gewurmt, auch wenn sie es nicht so gemeint haben.“ Dann kam der SuperCup-Gewinn, dann durfte sie Ende Januar den deutschen Volleyball-Pokal in Mannheim in die Höhe strecken, und jetzt steht die sprunggewaltige junge Dame mit dem kräftigen Armzug vor der Möglichkeit, mit der Deutschen Meisterschaft sogar das Triple zu gewinnen.

Ihr persönlicher Plan für die Endspielserie: „Wir gewinnen zuhause, knacken die Schweriner in ihrer eigenen Halle am Mittwoch, und feiern dann das Triple am kommenden Samstag, 29. April, bei uns.“ Und keiner, wirklich keiner, darf dann jemals nochmal „Silber-Mlejnková“ zu ihr sagen.