Carina Kröll ist auf dem Sprung zur Weltmeisterschaft. Foto: Baumann - Baumann

Nach mehrwöchiger Verletzungspause möchte sich die 17-Jährige am Wochenende für die WM in Doha qualifizieren

EsslingenSechs Wochen musste die Berkheimer Turnerin Carina Kröll vom MTV Stuttgart während des Sommers pausieren. Schmerzen in der Hüfte zwangen die 17-Jährige zu einer Pause sowie zur Absage der Europameisterschaft in Glasgow. „Das war hart“, sagt Kröll rückblickend. Inzwischen ist sie aber schmerzfrei. Am Wochenende startet Kröll bei der deutschen Meisterschaft in Leipzig. Dort will sie sich für die Weltmeisterschaft in Doha Ende Oktober qualifizieren.

Sie haben am Montag Ihre Fans auf Instagram nach deren Motivation am Montagmorgen gefragt. Wie sieht das denn bei Ihnen aus, was motiviert Sie an einem Montagmorgen?
Bei mir genügt da ein Blick in meinen Terminkalender. So weiß ich direkt, welche Termine, Aufgaben, Klausuren und Trainingsziele ich in der neuen Woche habe und auf was ich mich fokussieren muss. Das ist für mich Motivation genug. Und dann freue ich mich natürlich während der Woche, wenn ich einen Punkt nach dem anderen abhaken kann.

Und was motiviert Sie generell, immer weiterzumachen und das viele Training mit der Schule unter einen Hut zu bekommen? Da gehört ja schon Einiges dazu.
Das stimmt. Die größte Motivation sind für mich die vielen kleinen und manchmal auch großen Erfolge. Das müssen aber gar nicht nur große Titel sein. Mich treibt es schon an, wenn ich mir Zwischenziele setze und ich diese dann für mich realisieren kann.

Eines dieser Ziele war sicherlich auch die Europameisterschaft in Glasgow im August – wegen eines Ödems in der Hüfte waren Sie aber leider zum Zuschauen gezwungen. Wie schwer ist Ihnen diese Rolle gefallen?
Das war schon hart. Ich musste nach der ersten EM-Qualifikation aussteigen, weil ich starke Hüftprobleme hatte. Im Nachhinein war es aber die richtige Entscheidung, weil die ganzen wichtigen Wettkämpfe erst noch anstehen und ich jetzt wieder trainierbar und einsatzfähig bin. Im Endeffekt hat es mich also nur noch mehr motiviert, ich wollte noch stärker zurückkommen.

Sind Sie jetzt wieder beschwerdefrei?
Ja, jetzt ist alles ausgeheilt und ich bin topfit (lacht). Ich hoffe, das bleibt so.

Am vorvergangenen Wochenende haben Sie bei der ersten WM-Qualifikation in Stuttgart ihr Comeback gegeben und sind direkt auf dem starken zweiten Platz gelandet – hätten Sie damit gerechnet?
Nein, das würde ich so nicht sagen. Ich hatte mir vorgenommen, den Wettkampf erst einmal nur für mich gut zu turnen. Ich wollte zeigen, dass ich wieder bereit bin, die Platzierung war mir erst einmal komplett egal. Umso überraschter und stolzer war ich dann aber, als ich gesehen habe, was dabei herausgekommen ist.

Welche Bedeutung hatte es für Sie, dass Ihnen dieser starke Wettkampf vor heimischem Publikum gelungen ist?
Das war auf jeden Fall etwas ganz Tolles. Vor heimischem Publikum zu turnen, ist immer besonders. Mir gefällt das, vor allem wenn man unter den Zuschauern immer wieder Menschen entdeckt, die einen kennen, bewundern und anfeuern.

Nun trainieren Sie ja im Olympiastützpunkt in Stuttgart, starten für den MTV Stuttgart, kommen aber ursprünglich vom TSV Berkheim – fühlen Sie sich denn als Turnerin mehr als Berkheimerin oder Stuttgarterin?
Puh, schwierige Frage. Mein Erststartrecht habe ich ja nach wie vor beim TSV Berkheim. Der TSV ist mein Heimatverein, dort hat man mich aufgezogen und zu dem gemacht, was ich heute bin. Meine Heimtrainerin Renate Weber hat mich von klein auf gefördert und unterstützt. Der MTV Stuttgart ist der Verein, für den ich in der 1. Bundesliga mit der Mannschaft turne. Deswegen würde ich jetzt nicht sagen, dass ich mich entweder als Berkheimerin oder als Stuttgarterin sehe. Mein Herz schlägt für beide Vereine.

Am kommenden Wochenende stehen die deutsche Meisterschaft und gleichzeitig die zweite WM-Qualifikation in Leipzig an – was rechnen Sie sich da aus?
Ich würde gerne das wiederholen, was ich bei der ersten WM-Qualifikation geschafft habe: Einen soliden und souveränen Wettkampf turnen, mir aber gleichzeitig nicht zu viel Druck machen und dann schauen, was am Ende dabei herauskommt. Durch die erste Qualifikation habe ich mich in eine ganz gute Ausgangsposition gebracht. Jetzt mal schauen, zu was es am Ende reicht. Die Konkurrenz ist schließlich auch sehr stark.

Haben Sie schon Pläne für Ende Oktober?
Nein, konkrete Pläne habe ich noch nicht. Ich mache Anfang 2019 mein Abitur, deswegen muss ich jetzt erst einmal schauen, wie ich das mit den ganzen Klausuren hinbekomme.

Aber, dass da die WM in Doha stattfindet, haben Sie auf dem Schirm?
Ja, klar (lacht).

Wie schätzen Sie denn Ihre Chancen ein, da dann dabei zu sein?
Ich würde es auf jeden Fall nicht ausschließen. Aber ich sage auch nicht, dass ich mich als sichere WM-Teilnehmerin sehe und ich definitiv nominiert werde. Grundsätzlich besteht die Chance, weshalb ich zuversichtlich bin und mein Bestes geben werde.

Was würde Ihnen die erfolgreiche Qualifikation bedeuten?
Die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft ist schon immer eines meiner Ziele gewesen, deswegen wäre das natürlich etwas Tolles für mich. Klar, Olympia ist das ganz große Ziel, aber die WM-Teilnahme wäre dann immerhin schon einmal ein erreichtes Zwischenziel.

Das Interview führte Jan Geißler.