Er spielt mit den ganz Großen mit: Esslingens Zoran Bozic (rechts) setzt sich gegen Hannovers Jorn Winkelhorst durch. Foto: Rudel - Rudel

Beim SSV Esslingen spielt er nicht für die U 18, sondern auch fürs Bundesligateam – und neuerdings ist er auch A-Nationalspieler.

EsslingenNeulich haben die Bundesliga-Wasserballer des SSV Esslingen ordentlich Prügel bezogen. Mit 8:22 gingen sie im Inselbad in Untertürkheim gegen das internationale Starensemble von Waspo 98 Hannover unter, dem amtierenden Deutschen Meister, Pokalsieger und Supercupgewinner, der diese Saison auch erstmals die Champions-League gewinnen will. Trotzdem war es hinterher ein Esslinger, der im Mittelpunkt stand: Zoran Bozic hatte zwei Tore erzielt und sah sich umgeben von lauter Gästespielern, die wissen wollten: Wie geht es weiter in der Karriere des Elftklässlers?

Zoran Bozic, in Esslingen geborener Sohn serbischer Eltern, ist erst 16 Jahre alt und seiner Zeit weit voraus. Beim SSVE spielt er nicht für die U 18, sondern auch fürs Bundesligateam; Den DSV vertritt er teilweise gleichzeitig in diversen Nachwuchs-Auswahlmannschaften – und neuerdings ist er auch A-Nationalspieler. Beim 23:9-Sieg in der Weltliga gegen Malta feierte er Mitte November sein Debüt und warf sogar ein Tor. Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass Bozic zu den hoffnungsvollsten Talenten im internationalen Wasserball gehört. „Er ist ein Vorzeigeathlet und besitzt alles, was es für eine große Karriere benötigt“, sagt die Esslinger Wasserballikone Patrick Weissinger (45), Trainer und Mentor von Bozic.

Von Fuß- zum Wasserballer

Seit sieben Jahren begleitet der ehemalige Nationalmannschaftskapitän mit der Erfahrung von knapp 300 Länderspielen, der Olympiateilnehmer, zehnmalige Deutscher Meister, Ex-Bundestrainer und Leitende Landestrainer Baden-Württemberg ganz eng den Karriereweg des Hochbegabten. Über einen Freund kam Zoran, damals noch Kicker des VfB Oberesslingen/Zell, zu den Wasserballern seiner Heimatstadt – „es hat mir gefallen, ich bin geblieben“.

Weissinger war sein Coach, als er mit der Esslinger U 13 den ersten von zwei Jugend-Meistertitel feierte, in allen Altersklassen sei er Vorbild und Führungsspieler gewesen: „Er war immer zuverlässig und sich für nichts zu schade. Er hat immer das Ziel in sich gehabt, ganz oben mitzuspielen“, sagt Weissinger, für den es schon lange keinen Zweifel mehr gibt: „Früher oder später muss er aus Esslingen weg.“

Früher oder später? Das ist nun die große Frage. Zoran Bozic geht an die Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule in Stuttgart-Ost, eine Eliteschule des Sports, an der sich das viele Training, die vielen Lehrgänge und Spiele mit dem Unterricht verknüpfen lassen – und an der er 2021 sein Abitur ablegen soll. So jedenfalls sieht es Weissingers Karriereplan vor – und das schwebt eigentlich auch dem jungen Spieler vor. Angesichts seiner jüngsten Entwicklung aber ist er ins Grübeln geraten. Reicht nicht auch die Mittlere Reife, wenn die große Sportkarriere jetzt schon winkt und die interessierten Vereine Schlange stehen?

Groß jedenfalls sind die Verlockungen für den Teenager, der inzwischen 1,95 Meter groß ist und die Statur eines altgriechischen Modellathleten besitzt. Auf allen Kanälen, die die digitale Welt bereithält, erreichen ihn regelmäßig Anfragen bedeutender Vereine. Nicht nur von Waspo Hannover, den WF Spandau 04 oder dem ASC Duisburg, den Topclubs der Bundesliga, sondern auch aus den USA. Und natürlich sind auch die großen Wasserballnationen Italien oder Ungarn darunter, in deren Ligen die weltbesten Spieler als Stars gefeiert werden und sechsstellige Jahresgehälter verdienen. Das kann einem 16-Jährigen schon mal gründlich den Kopf verdrehen.

Deutschland oder Serbien?

Weissinger rät zur Geduld. Abitur – und erst dann der Wechsel zu einem Topclub. „Schritt für Schritt“, sagt der Landestrainer, „denn auch ein Weltklasse-Wasserballer kann sich anschließend nicht zur Ruhe setzen.“ Klingt schlüssig – doch ist es schwierig, an die Zeit danach zu denken, wenn die Karriere richtig Fahrt aufnimmt.

Zoran Bosic will Titel gewinnen und zu Olympia – mit dem deutschen Team oder dem von Serbien, der Heimat seiner Eltern. Ein Wechsel ist im Wasserball jederzeit möglich. Sollte es nicht bereits geschehen sein, dürfte es nicht lange dauern, bis sich auch der Olympiasieger und Rekordweltmeister bei ihm meldet.