Zu Michael Schumacher (links) hatte Norbert Haug eine enge Beziehung.Archiv Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Maximilian Haupt

Stuttgart - Norbert Haug gewinnt noch immer gerne. Und er ist jedes Jahr aufs Neue der Erste in seiner Familie, der Geburtstag hat - binnen zehn Tagen folgen Tochter und Frau. „Ein Racer muss ja der Erste sein“, sagt der ehemalige Mercedes-Motorsportchef dazu und lacht. Eine rauschende Sieges- beziehungsweise Geburtstags-Feier ist zum 65. heute aber nicht vorgesehen. „Mich selbst feiere ich nicht so gerne. Aber es gab schon ein paar Überraschungsparties“, erzählt er in einem Café in Stuttgart.

Zeit nehmen könnte er sich, zumal an einem Freitagabend. Als Coach und Berater ist er für mehrere mittelständische Unternehmen aktiv, er engagiert sich im FDP-Wirtschaftsforum, war die vergangenen vier Jahre für die ARD als TV-Experte in der DTM aktiv - von einem engen Zeitplan wie noch als Motorsportchef von Mercedes aber hat sich Haug verabschiedet. „Ich möchte noch was bewegen und habe da durchaus ein paar sinnvolle Challenges. Da kann ich was zurückgeben und gemachte Erfahrungen einbringen“, sagt er. „Ich kann auch mal ein Wochenende durchschlafen - aber nur, wenn ich vorher was gerissen habe.“

Fünf Jahre ist der Abschied als Mercedes-Motorsportchef inzwischen her. 22 Jahre trug er Verantwortung. „Das hat meinem Berufsleben einen Sinn gegeben“, sagt er. Mika Häkkinen, Lewis Hamilton und Jenson Button holten mit Mercedes-Antrieben in der Ära Haug WM-Titel in der Formel 1, Klaus Ludwig, Bernd Schneider, Gary Paffett und Paul di Resta wurden DTM-Champion. „Mein Leben war durch Sport geprägt. Und unsere Teams und unsere Teammitglieder haben den Motorsport mitgeprägt“, erzählt der ehemalige Journalist, der vor seinem Wechsel zu Mercedes in der Chefredaktion von „auto, motor und sport“ saß.

An der DTM war er nach eineinhalb Jahren Pause schnell wieder dicht dran, nachdem ihn die ARD als Experte verpflichtete. Zur Formel 1 aber hat Haug Abstand gewonnen, seit er zum Ende der Saison 2012 wegen des ausbleibenden Erfolgs Abschied nahm. „Ich war bei drei Formel-1-Rennen seit 2013. Vom Kommandostand wollte ich nicht Schorle trinkend in die VIP Box wechseln“, sagt er.

Die Rennen verfolgt er noch, wenn auch nicht mehr zu jeder Tages- und Nachtzeit. „Ich sitze nicht mit gedrückten Daumen vor dem Fernseher und klopfe mir auch nicht auf die Schulter, wenn die Silberpfeile gewinnen“, erzählt er. „Aber ich freue mich sehr über die Siege und Titel für alle Teammitglieder und darüber, dass unser Plan von 2009 so großartig entwickelt wurde.“ Nach der Saison 2009 hatte Mercedes nach Jahren mit verschiedenen Kooperationen in der Formel 1 den Brawn-Rennstall nach dessen WM-Titel übernommen und zum reinen Werksteam umgebaut. Haug hatte auch maßgeblichen Anteil daran, Michael Schumacher aus der Formel-1-Rente zu holen. Von 2010 bis 2012 fuhr der Rekordchampion für die Silberpfeile und leistete wichtige Entwicklungsarbeit für die heutigen Erfolge.

Gesundheitlich geht es Haug laut eigener Aussage gut, seine Freizeit verbringt er gerne mit Sport. „Skifahren gehört schon zum richtigen Spaßprogramm und - wenn ich noch ein bisschen öfter treffe - Golfen auch. “ Wie es sich für einen Rennfahrer gehört, ist Haug auch da gerne vorne dabei: „Wir haben dann den Ehrgeiz, um sechs bei Sonnenaufgang den ersten Abschlag zu machen.“